Heute ist Dienstag - und er Tag fängt gut an. Draußen sind einige blaue Flecke am Himmel zu erkennen und das Frühstück war abwechslungsreich und vielfältig und teilweise gab es Sachen, die gibt es bei uns einfach nicht. Und was klopfte gegen Ende des Frühstücks gegen die riesigen Fensterscheiben? Waren das etwa Regentropfen? Ja - dem war so.
Also planten wir erst nochmals den Mittagssnack und die Übernachtungsmöglichkeiten - auf Grund des Regens hatten wir ja keine Eile mehr. Eine Stunde später konnten wir dann - trocken - unsere Räder aus dem von der Security bewachten Raum abholen und bepacken.
Nachdem wir in Jöhvi einen Supermarkt gestreift haben und Anne ihren Föhn - vermutlich in Russland (unfreiwillig) als Gastgeschenk hinterlassen - wieder durch einen neuen ersetzten konnte, sollte der nächste Tanzabend wieder gerettet sein. Die Straßen wurden nun etwas einsamer - Gott sei Dank. Eins muss man den Estländern lassen, Wälder haben sie reichlich. Also können sie auch ab und zu mal eine Schneise schlagen - wie auf dem Foto zu sehen, für Straße und Strom (das geht bis zum Horizont).
Die Landschaft sieht hier noch sehr flach aus - aber sie steigerte sich noch. Zumindest einmal war doch eine Rampe zu erklimmen, die es notwendig machte, auch mal die kleineren Gänge zu benutzen.
An diesem kleinen Badesee trafen wir Christoph, ca. 25 Jahre alt, aus Deutschland, der uns entgegen kam und schon über 2.000 km auf dem Buckel - oder besser gesagt in den Beinen hatte. Er gab uns noch einige Tipps und sagte uns, welche Streckenabschnitte wir unbedingt umfahren sollten, da sie wohl eher für Traktoren, Panzer und sonstige Geländefahrzeuge geeignet wären als für Reiseräder. Er hatte auch an seinem Rad eine Alarmanlage, die werde ich mir auch noch besorgen. Wenn das Rad bewegt wird, dann wird ein markdurchdringender Ton freigesetzt, der (fast) jeden Klauer zur Aufgabe bewegen wird.
Da wir noch einige Rubelchen in der Tasche hatten und Christoph nur an Seen oder Flüssen kampieren konnte, da sein Budget nichts anderes zuließ, gaben wir ihm unseren Rest von 2.500 Rubelchen und verabschiedeten uns von einem sehr netten und dankbaren jungen Mann.
Am Peiposs-See gibt es nicht allzu viele Übernachtungsmöglichkeiten. Wir entschieden uns für eine super Holzhütte in Dreiecksform, winddurchlässig und schallinformierend. Ein stämmiger Finne - Simon (oder wie auch immer das die Finnen schreiben - die Betonung liegt auf der 2. Silbe) - bot uns sofort seine Unterstützung an, denn er hat die estnischen Sprache erfunden... Da sein Wodka-Pegel(-Oberkante) wohl noch nicht erreicht war, schickte ich ihn erst mal ins Restaurant, die Öffnungszeiten zu erkunden. Diese Aufgabe löste er innerhalb einer halben Stunde - und da er schon mal im Restaurant war, füllte er auch gleich etwas nach... Er informierte uns - vielen Dank - und wir verabschiedeten uns in die erfrischende Dusche (separater Prachtbau). So richtig erfrischt nahmen wir auch noch am Einheitsessen teil - die Esten bezeichnen das als Schnitzel - es ist jedoch mit einem deutschen Fleischfladen nicht zu vergleichen - stimmt jedoch die Geschmacksknospen freundlich, also sehr schmackhaft - und das für 4.90 von diesen Euros - wie machen die das nur?
Ich fing gerade an, hier an diesen Zeilen zu pinseln - am Tisch da vorne links, wo schon mein Foto liegt (schwarze Tasche) - da fing es doch wieder an, in die Tastatur zu tröpfeln. Deshalb klappe ich auch nun das Tablett zu, da ich nicht weiß, wieviel Nass die Innereien vertragen. Nur am Rande... der Finne Simon hat sich die
Estenfamilie gegenüber ausgesucht - es läuft Musik aus dem Autoradio - und ich schlafe jetzt... Guts Nächtle.