Pünktlich um 8:00 Uhr erschienen wir beim Frühstück. Das Büffet mussten wir uns allerdings erst mal nur geistig vorstellen. Das zuständige Mädchen gab wirklich ihr Bestes - vermutlich war sie gestern auf der "Mittsommernacht". Und ihre Kollegin kam gleich erst ne halbe Stunde später. Nun gut - bei uns zu hause gab es zwar keine Mittsommernacht, jedoch ich hätte früher auch keine bedeutende (oder auch unbedeutende) Fete ausgelassen. Also dauerte heute das Frühstück etwas länger - war aber ok.
Estland hat über 1,3 Millionen Einwohner - das ist nicht viel bei einer Fläche von 45.000 qkm (DEU hingegen muss seine 82 Millionen Einwohner auf 367.000 qkm unterbringen).
Ich traute meinen Augen kaum, als ich diese Windmühle sah. Hier auf dem Bild sind wir ja schon an dieser holländischen Nachbildung vorbei gefahren gewesen und dennoch habe ich sie unter Einsatz meines Lebens geknipst...
Vor der Mühle hatte ich schon einmal meinen Foto gezückt und in Position gebracht, als vom Bauernhof gegenüber ein Hund vollkommen grundlos ausrastete. Ich blickte hinüber und hörte nun wie ein zweiter den ersten in seinem Gebelle unterstützte. Beide Hunde waren an einer Kette, das gab mir Sicherheit... bis ich den dritten Köter - er war der größte von den dreien - und er war schwarz wie die Nacht und er war nicht an der Kette - sah. Dieser setzte sich ganz langsam - aber dennoch unaufhaltsam in Bewegung und das in Richtung Fotograf.
Ich musste mich erst gar nicht an das Sprichwort: "Der Klüger gibt nach..." erinnern. Ich jumpte auf mein Rad - den Blick nicht von dem lassend, der nicht an der Kette hing - und trat in die Pedale. Ich denke, dass ich damit den Wunsch des Hundes zur vollsten Zufriedenheit erfüllte - und so konnte ich (zurückrückblickend - die Hunde nicht mehr sichtbar) die Mühle doch noch festhalten.
In einem kleinen Ort sind wir zufälligerweise an einem kleinen Laden vorbei gekommen. Anne ging rein, um ne Kleinigkeit zum Beißen zu besorgen. Die Gegend war sehr spärlich besiedelt und man konnte nicht darauf vertrauen, dass in den nächsten 20 km (was für einen beladenen Radler nicht gerade nur ein Katzensprung ist, immerhin fahren zusätzlich zum eigenen Körpergewicht noch ca. 28 kg mit - und damit meine ich nicht meine Frau...) eine Ansiedlung kam.
Ich wartete also vor dem Kaufladen und fiel in den Beobachtungsstatus: 2 ekelhaft besoffene Typen (sorry, aber das ist der einige Ausdruck, der zutreffend ist) torkelten an mir vorbei in den Laden. Einer konnte sich (morgens um halb elf) kaum mehr auf den Beinen halten. Ein Radler kam entgegen - vermutlich wäre es zwecklos gewesen, ihm den Führerschein zu entziehen, so was hatte er sicherlich noch nie besessen - eine Tüte mit Leergut, rein in den Laden. Auch noch 2-3 andere - im Zustand alle gleich. Die ersten 2 kamen wieder raus. Einer stellte sich hinter mich und mein Rad - ganz dicht. Ich - den Blick auf meinen Pfefferspray, der am Rad baumelt, gerichtet und wie eine Tarantel jederzeit bereit, die Giftmischung dem Angreifer ins Gesicht zu spritzen.
Schlussendlich drehte ich mich um, der Schluckspecht hinter mir lächelte süffisant, ging einige Schritte zurück, nahm seinen Saufkumpanen unter den Arm und zog von dannen...
Es war auch heute eine smarte Tour - jedoch wird es morgen wieder anstrengender, da das Gebiet hügeliger und einsamer wird. Das heißt, dass die nächste Herberger erst in ca. 90 km Entfernung auf uns wartet...