Die Sonne lacht durch das Dachfenster unseres Zimmers und wir genießen unser Frühstück. Heute ist ja ein relativ ruhiger Tag. Der Plan: Mit der Fähre von Klaipeda nach Smiltyne und dann mit dem Rad nach Nida auf die kurische Nehrung. Anne freundet sich mit dem Ticketautomaten an, der die Tickets für die Fähre feil bietet. Meine Frage: "Hast du denn auch ein Ticket für mich?" wird mit einem lockeren: "Aber natürlich" beantwortet. Als wir dann schlussendlich unsere Räder durchs Drehkreuz schieben wollten, und der Barcodeleser 2 Tickets scannen wollte, wir ja aber nur einen Barcode besaßen, bat uns der Oberticketkontrolleur höflich aber bestimmt noch einmal an den Automaten, um noch so ein Teil zu ziehen. Anne löste auch diese Aufgabe mit Bravour (sie verwaltet die Reisepässe und ist für sämtliche Ausgaben - also auch für Tickets verantwortlich...). Schnauf - wir waren pünktlich auf der Fähre...
Der Radweg nach Nida war eine helle Freude: Kein einziges Auto - und es waren ja immerhin über 50 km. Wir fuhren durch ganz verschiedene Vegetationformen. Hohe Wälder wechselten sich mit niederen Kiefernwälder ab. Mal wurde der Blick auf die Ostsee freigegeben - mal auf das kurische Haff. Häufig schlängelt sich der Weg wellenförmig und kurvig zugleich durch die vielfältige Dünenlandschaft. Nicht nur ein Genuss für das Auge - nein - auch die reinste Wonne für Seele und Geist. Und wenn der Körper nach einem Eis verlangte, dann kam auch - nach 20 km - ein kleiner Eisstand, der diese Tüten im Überfluss hatte.
In Nida angekommen, ging es erst mal in eine windgeschützte Kleinanlage, die mit Tischen und Bänken zum Verweilen ausgestattet war. Die Besitzer hatten sich auf den Verkauf von Speisen und Getränken spezialisiert, und wir waren nur allzu gerne bereit, diese in ihrem Wirken zu unterstützen. Anne konnte sich endlich ihre schon seit Tagen ins Auge gefasste "Rote Beete Suppe" zu Gemüte führen - ich tendierte zu Fischigem.
Wenn man bedenkt, dass Nida 3 x neu aufgebaut werden musste, weil es immer wieder (naja, das dauerte schon etwas) versandete. Es gab ja mal die ganz Schlauen, die fast die komplette kurische Nehrung abholzen ließen. Dann jedoch fand der Sand keinen Halt mehr und wurde auf die Haffseite verweht, so dass noch 13 weitere Dörfer einfach im Sande versanken. Nur gut, dass es auf der schwäbischen Alb so gut wie keinen Sand gibt.