Unsere Unterkunft war zwar wirklich super - die Vermieterin sprach sogar ein hervorragendes Deutsch - aber ein Frühstück bot sie leider nicht an. Deshalb waren am hellen Morgen - noch vor dem Frühstück ca. 200 m Fußweg zu bewältigen, um zu einem - fast schon typisch deutschen - Frühstück zu kommen. Litauen ist mit seinen 3 Millionen Einwohnern der größte (über 65.000 Quadratkilometer) der 3 baltischen Ländern, die wir nun mit dem Radl bereisten. Die deutsche Sprache verschwand nie so ganz aus Nida - wohl auch, weil es immer ein beliebtes Urlaubsziel der Deutschen war. Unsere Vermieterin erzählte, dass ihre Oma und ihr Opa auch bereits Zimmer vermieteten. So war es kein Wunder, dass von manchen Frühstückstischen Wortfetzen an meinem Ohr ankamen, die ich auf Anhieb verstand... und das war schon ca. 3 Wochen nicht mehr so...
Die Fähre vor dem Start nach Klaipeda. Für 2 Stunden konnten wir uns es mal so richtig gemütlich machen und mussten nicht selbst strampeln, um vorwärts zu kommen. Ganz oben sitzt der, der als letztes von Bord gehen muss... wir sitzen unten in einer sehr geräumigen Kabine. Aber - was ich nicht verstanden habe -warum hat der Kapitän immer noch Luft, während uns Passagieren vielleicht schon bald das Wasser bis Oberkante Unterlippe steht? Irgendwie ungerecht, dachte ich. Aber was kann denn auf so einer Überführt denn schon passieren. Jede Menge PS trieben uns und die Crew - bestehend aus einem Kassier, An- und Ablegekoordinator, Radfestzurrer, Fernsehbildwiederhersteller, Toilettenmännchen und für Ordnung Sorgender in einer Person, 2 Mädchen, die für unser Seelenwohl zuständig waren und der Kapitän - da kann ja nichts passieren...
Nach - es war sicherlich schon über eine Stunde vergangen, da heulte der Motor plötzlich einige Male auf - es klang wie bei einem Motorradrennen, wenn beim Start die Piloten die Motoren in freudiger Erwartung aufheulen lassen - wobei das Schiff - und es war deutlich zu erkennen - sind keinen Meter mehr vorwärts bewegte. - Stille - alle Passagiere hielten den Atem an und starrten auf den Kerl, der für so vieles zuständig war. Der war in etwa so erschrocken wie wir - eilte die Treppe zum Kapitän hoch - kam wieder runter - sagte kein Wort. Was aber weiter ja nicht tragisch war, wir hätten ihn ja doch nicht verstanden.
Ich sagte noch so locker:"Wir sitzen sicher auf einer Sandbank..." Ich bin bestimmt kein Fischer oder Schiffer - aber ich sollte recht behalten. Das Haff ist im Durchschnitt nur etwas über 3 m tief und das Schiff fährt ja nicht wirklich auf Schienen - so dass ein paar Meter links oder rechts schon mal auf eine Düne (unter Wasser) führen können. Ich richtete mich schon auf einige Stunden "Warten auf den Abschleppdienst" ein (macht das denn auch der ADAC?). Aber der Kapitän warf den Motor wieder an - das Wasser um das Schiff wurde dunkel - gefärbt vom aufgewirbelten Sand - das Schiff bewegte sich ganz langsam etwas rückwärts, dann etwas vorwärts - das Männchen für Alles rannte fieberhaft von vorne nach hinten und von hinten nach vorne - während sich alle Passagiere sichtbar ganz leicht machten, um dem Motor die bestmögliche Unterstützung zu bieten...
Und - ein Aufatmen aller Insassen war deutlich zu sehen - das Wasser neben dem Schiff bewegte sich wieder nach hinten und das Schiff nahm langsam aber sicher seine - zunächst etwas kurvige Fahrt auf - dann klang der Ton der Motoren so wie noch vor 20 Minuten - ein herrliches Geräusch. Auch das Ufers zog wieder in der bekannten Geschwindigkeit an uns vorüber...
Das kann eigentlich nur ein gutes Omen für die morgige Fährfahrt von Klaipeda nach Kiel sein. Dat dauert 22 Stunden, wir haben ja in Litauen noch eine Stunde "Vorsprung" und dann sind es nur noch 21 Stunden. Und - was schön ist... auf der morgigen Route ist der Abstand von Ostsee-Oberkante zum Meeresboden etwas grösser - das Dumme ist, wenn die morgige Fähre auf eine Sandbank laufen sollte, dann müssen wir wohl etwas länger auf den ADAC warten...