Die Kettenblätter sind neu, die Ritzel sind neu, die Kette ist ebenfalls neu und frisch geschmiert. Mein Bike steht in der kalten Garage und wartet ungeduldig auf mich - vermutlich so ungeduldig wie ein Hund auf sein Herrchen wartet, um Gassi zu gehen. Ich steige mit dem rechten Fuß in das rechte Pedal, schwinge mein Bein über den Sattel - ja was ist denn das? Ich bleibe am Sattel hängen - bin geschockt... Ich bin zwar nicht der Gelenkigste, aber das hab ich doch immer noch hinbekommen. Ich steige wieder ab und sehe... ja... der Sattel ist ja viel zu hoch. Mein Schrauber - ein Hüne - im Tannheimer Tal, der mir die Kettenblätter montierte, hat noch ne Testrunde gedreht und dabei den Sattel verstellt. Also bringe ich den Sattel in eine mir angenehme Position, schwinge mich auf just diesen und bin beruhigt - es geht also doch noch - Gott sei Dank.
Es ist kalt, ich bin gut eingemummt und lasse mich Richtung Westerheim / Donnstetten treiben - immer auf der Suche nach Wegen, die ich noch nicht kenne. Ich sehe einige große Schafherden, behütet von je 1-2 Schäfern, ebenso vielen Hunden. Einer wandert mal locker auf mich zu - mir rutscht das Herz schon in Richtung Hose und er Puls Richtung Himmel - da besinnt sich der Hund auf seinen Auftrag und trottet zu den Schafen zurück. Herz und Puls nehmen wieder Normalzustand ein...
Ganz zufällig sehe ich am Wegesrand ein Schild "Hohler Stein - 50 m". Den schaue ich mir natürlich an. Und in der Tat - ich komme an eine imposante Höhle. Hier lebte vor vielen vielen Jahren ein großer, starker, aber scheuer Waldmensch, der Waldgraf von Laichingen. Er war ein seelensguter Mensch und als 2 Holzfäller, die ihr Tagwerk verrichten wollten, ihre Ausrüstung (darunter auch ihre Äxte) bei ihrem Streifzug durch den Wald verloren, da lud er sie in seine Höhle ein. Er besaß neben Schmuck und Edelsteinen auch das von den Holzfällern dringend benötigtes Werkzeug. Auch bot er ihnen Edelsteine an, aber die wollten sie nicht. Tief beeindruckt von so viel Bescheidenheit (wo gibt es denn das heute noch?), half er, der vor Kraft nur so strotzte, den Holzfällern bei ihrer Arbeit. So fällten sie an einem Tag so viele Bäume wie sonst in einer Woche. Der Waldgraf wollte jedoch nicht, dass seine Existenz ans Tageslicht kommt und so verbot er den beiden Holzfällern über ihn zu berichten . Und als einer der Holzfäller (vermutlich am Stammtisch beim Bier in einer Kneipe) seine Klappe nicht halten konnte und von dem Waldmenschen erzählte, da wurde dieser auch nie wieder gesehen...
Ich umfahre Laichingen großzügig, erreiche nach einer weiteren Hundebegegnung Machtolsheim. Ich nehme den Weg durch die Merklinger Kiesgrube, um auf direktem Weg die Autobahn zu unterqueren. Fehlanzeige - da hier momentan die neue Bahn (Stuttgart - Ulm) immense Erdbewegungen erfordert und in nächster Nähe der Ausbau der Autobahn vorangetrieben wird - ist die alte Unterfahrung momentan gesperrt. Also wieder zurück - eine extra Schleife gedreht und ab nach Nellingen. Trotz Bewegung sind meine Beinchen kalt - aber die heiße Dusche stellt wieder die Wohlfühltemperatur her.