Der Wecker zeigt 05:45 Uhr und klingelt. Ich stehe auf und riskiere einen Blick durchs Fenster. Neuschnee glitzert in der Dunkelheit von der Strasse herauf ins Schlafzimmer. Da der Schneepflug noch nicht gefahren ist, kann ich nicht so richtig erkennen, wie viel es ist. Erst werfe ich mein Frühstück ein, dann geht es hinaus... Au, das ist mehr Schnee als ich erwartet habe. Ich räume den Vorplatz und den Gehweg. Ich bin um 11 Uhr in Unterjoch verabredet und da die Strassenverhältnisse heute sicher keine Höchstgeschwindigkeit zulassen, beeile ich mich mit dem Schnee schippen. Außerdem muss ich vorher noch nach Zöblen auf den Campingplatz, um meine Tourenausrüstung zu holen.
Ich erreiche den Campingplatz - da krieg ich erst mal einen Schock. Auf dem Vorzelt und auf meinem Platz liege bestimmt ca. 60 - 70 cm Schnee. Ich schließe den Wohnwagen auf - die Heizung hatte ich ja vor 3 Tagen auf 8 Grad gestellt, damit es nicht so saukalt ist, wenn ich wieder komme. Ein Blick aufs indoor-Thermometer zeigt -4 Grad - was ja eigentlich nicht sein kann. Ah das Display zeigt: Gasausfall. Prima - denn das ist immer der Fall, wenn der Heizungskamin auf dem Wohnwagen im Schnee versunken ist. Und genau das ist der Fall. Also die Leiter ausgefahren, rauf aufs Dach und den Kamin freigelegt. Und siehe da - die Heizung erwacht aus ihrem Tiefschlaf. Während der Fön meine Skischuhe auf eine angenehme Innentemperatur bringt, ziehe ich mich bei -0,5 Grad um und fahre wieder nach Unterjoch. Kurz vor 11 Uhr bin ich auf dem vereinbarten Parkplatz. Hier treffe ich mich mit einem alten Sportlerkollegen, den ich über 30 Jahren nicht mehr gesehen habe.
Einige Minuten später fährt auch er auf den Parkplatz. Die Sonne blinzelt ab und zu durch die Wolkendecke und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Wir schnallen Skischuhe und Skier an und setzen uns in Bewegung. Das Tempo ist gut und mit dem Gelände komme ich auch klar. Ich laufe hinter meinem Guide und versuche ihm im Gleichschritt zu folgen. Das klappt prima. Ca. 200 Höhenmeter unter dem Gipfel zieht dichter Nebel auf. Bald sind wir oben - schade, dass man so gut wie nichts sieht.
Wir ziehen uns trockene Sachen an - der kräftige Wind bringt sofort kalte Finger - schnell noch die Felle abziehen (nicht von den Schneehäschen, von den Skiern), ein Schluck aus der Pulle, dann Schnorchel ausfahren und rein in den Tiefschnee. Erst im Blindflug - aber dann wird die Sicht besser und der Spassfaktor schießt in die Höhe.
Schade - irgendwann sind wir wieder im Tal. Auf der einen Seite bin ich froh - auf der anderen könnte ich die Tour sofort wiederholen. Wieder am Auto angekommen, verstauen wir wieder unsere Sachen, genießen noch unsere Brotzeit bei einem
Schwätzchen und dann trennen sich unsere Wege wieder. Ich fahre wieder zu meinem Wohnwagen, wo ich mich noch 2 Stunden mit Schnee schippen beschäftigen muss. Mein Kopf ist voll von neuen Eindrücken, die beim Schnee schippen an mir vorüber ziehen - ein sehr interessanter Tag... Irgendwie bin ich stolz auf mich. Nun aber ab unter die Dusche.