Das Frühstück dauert beim Campen einfach immer länger als geplant. Heute stehen Frühstückseier auf dem Plan. Die ersten 2 Eier (roh) waren wohl schon etwas angeschlagen. Ich lege sie sehr behutsam ins kochende Wasser, und sofort läuft das Eiweiß irgendwo aus der Schale. Also nochmals 4 Eier rein, 2 davon werde ich ja wohl noch "weich" kriegen, die anderen 2 "hart" für das abendliche Vesper. Und - in der Tat - es funktioniert auf Anhieb, das Frühstück ist gerettet.
Bis wieder alles aufgeräumt und gespült ist, zeigt die Uhr 10:30 Uhr - und der Wind frischt auf.
Auf dem Campingplatz haben wir die Südtirol-Card erhalten. Da sind (fast) alle Busse, Züge und Seilbahnen für "lau" zu benutzen (Wer hat denn dieses Wort erfunden? Eigentlich heißt das ja: Weder warm noch kalt - also lau. Meine Mutter sagte immer zu mir - nachdem mein Bruder in der Wanne gebadet wurde - komm rein, das Wasser ist noch schön lau... Aber in Aschaffenburg, meiner letzten Arbeitsstätte, verwendete man "lau", wenn man was für umsonst ergattern konnte). Da soll einer noch die Welt verstehen...
Wir steigen also für "lau" in den Bus nach Bozen und lassen uns zum Bahnhof schaukeln. Von da nehmen wir unsere Beinchen und marschieren zur Bergbahn Ritter, Talstation.
...Schwupps - und schon sind wir oben - auf 1.200 m Höhe.
Während der Fahrt mit der Seilbahn legt sich der Wind noch einmal kräftig ins Zeug. Je weiter wir nach oben kommen, desto heftiger pfeift der Wind um die Gondel. Ich hoffe, dass es nun so wird wie vor Jahren im Winter im Montafon, als ich beim Skifahren war. Da war der Wind so stark, dass die Gondeln während der Fahrt über den Bergkamm so schräg (das ist die Lage einer Gondel zwischen senkrechtem Hängen und der unvorstellbaren Waagerechten) standen, dass sie nicht mehr in die Bergstation einfahren konnten. Die für die Sicherheit der Seilbahnfahrer Verantwortlichen mussten immer so lange warten, bis der Wind etwas nachließ - die Gondeln dadurch wieder einigermaßen senkrecht standen und so in die Einfahrt der Bergstation passten.
In Oberbozen (Ritten) gibt es ja schon lange (so seit 1650, das ist ja schon einige Tage her) die sogenannten "Sommerfrischler". Wenn es im Sommer unten im Tal, in Bozen, vor schierer Hitze nicht mehr auszuhalten war, sind die "Betuchten" für einige Wochen (und es waren ziemlich jedes Jahr so um die 70 Tage) auf den Ritten ausgewandert. Dort oben - immerhin 1000 m über dem Talkessel von Bozen war die Luft angenehm frisch und der Sommer war dort oben wesentlich besser zu ertragen.
Nach einer kleinen aber feinen Wanderung und der 15-minütigen Bahnfahrt nach Klobenstein wollte mein Magen eigentlich wieder Nachschub von etwas festerem Material haben. Und so kam es, dass wir uns in einem Restaurant im Außenbereich niederließen. Wir bestellen ein Radler - das auch prompt kam. Die Frage nach der Speisenkarte wurde jedoch mit der Bemerkung: "Die Küche hat schon geschlossen". beantwortet. Und wie wir feststellen mussten, durften sich auch alle weiteren potentionellen Kunden diesen unschönen Satz anhören. Wir stürzten unser Radler hinunter (wobei mir da dir 4,50 Euro fast im Halse stecken blieben). Normalerweise gibt es in einem Restaurant / Cafe - auch nach Küchenschluss immer noch ein belegtes Brot oder Suppe - oder in einem Cafe wenigsten Kuchen... Also Hotel Bemelmans-Post kann ich wirklich niemandem empfehlen - naja auf den Toiletten pinkelt es sich gut - in angenehmem Ambiente...
Neben dem Bahnhof konnten wir noch ein wirklich sonniges Tischchen mit den zugehörigen Stühlchen ergattern - zwei satte Gäste waren gerade aufgestanden... Nun noch schnell ne Kleinigkeit in Form eines belegten Brötchens (mehr gab es auch hier nicht) und eines Kaffees eingeworfen, dann es ging erst mir der Bahn zur Bergstation Ritten und von dort wieder ins Tal - per Gondel am Seil.
In der Gondel war auch ein ziemlich kleines Kind - verdammt klein - und wie die Mutter erzählte - gerade mal 4 Wochen alt... und das mochte einfach nicht Gondelfahren. Diesen Umstand brachte das Baby auch lautstark zum Ausdruck. Es war vermutlich - und ich habe sicherlich recht - für Baby, die junge Mami und den jungen Papi nicht gerade ein Vergnügen.