Gleich nach dem Frühstück gehe ich erst mal wieder zur Kolonnade, um das gute Heilwasser zu schöpfen. Es schmeckt - vermutlich weil es kalt ist - besser als das warme (heiße) Wasser in Karlsbad. Der Nachteil der kalten Quellen ist, dass viele im Winter geschlossen sind, da die Brunnen im Freien einfrieren würden.
Kurz nach 12 Uhr habe ich die erste Anwendung "Sonne und Licht". Ich melde mich im 2. Stock bei der Krankenschwester. Als ich deren Türe öffnen will, sehe ich gerade noch das Schildchen "belegt". Ich halte inne und richte meine Lauscher in Richtung Zimmer aus.
Ich hörte die Stimme einer älteren Frau, die auf die Krankenschwester einredete. Die Krankenschwester verabschiedete sich und wünschte der älteren Frau alles Gute... worauf diese erwiderte, dass sie selbst auch in einem Krankenhaus Patienten massiert und Lymphdrainagen durchgeführt habe... Nun sei sie selbst 86 Jahre alt und ist mit dem Bus nach Marienbad gekommen...
Bestimmt 4 x habe ich durch die Türe Verabschiedungsfloskeln vernommen, jedoch die Türe blieb geschlossen. Nach 15 Minuten des Wartens - ich hatte schlussendlich ja auch einen Termin, zu dem ich nicht zu spät kommen wollte - öffnete sich die Türe und heraus kam die 86-jährige und die Krankenschwester. Sie (nicht die 23-jährige Krankenschwester) betrachtete mich von oben bis unten und meinte dann: "Ah da wartet ja schon der Nächste".
Ich verkniff mir eine passende Bemerkung, ließ mich von der Krankenschwester in ein Sandbett führen und träumte für 20 Minuten - die Länge der Anwendung - vor mich hin.
...später nach dem überaus üppigen Abendessen nahmen wir noch (endlich) unseren Willkommensdrink in der Bar ein. Plötzlich gesellt sich eine ältere Dame zu uns an den Tisch... und die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. Wir kamen ist Gespräch und irgendwann sagte sie dann: "Ach waren nicht heute mittag Sie vor der Türe der Krankenschwester, als ich von ihr heraus kam..."
Die flotte Ältere ist wirklich ein Unikat: Sie erzählte ohne Unterbrechung geschlagene 1,5 Stunden spannende Episoden aus ihrem Leben, aber ich kann ja zuhören.
Und trotzdem war es ein herrlicher Abend...