Wo ist meine Luftpumpe...

Eigentlich ist für heute, da das Wetter laut Radio in den nächsten Tagen umschlagen wird, eine Thaneller-Umrundung geplant. Schnell noch die Luft in den Reifen mit der Hand geprüft... naja das ist noch ok.

 

Ich nehme die alte Gaichtpaß-Straße, die lange nicht befahrbar war. Im Juli wurde sie wieder geöffnet, Starkregen und Steinschlag hatten ihr im letzten Jahr heftig zugesetzt. Nun ist sie wirklich sehr gut präpariert und gut befahrbar. In Weißenbach nehme ich den Radweg in Richtung Rieden. 

Denkmal an der alten Gaichtpaß-Straße...
Denkmal an der alten Gaichtpaß-Straße...

Gemstalbrücke am Gaichtpaß...
Gemstalbrücke am Gaichtpaß...

Obiges Denkmal erinnert an die Zeit um 1635. Auf ihm ist zu lesen: An dieser Stelle ("am krumme Ried") wurden damals die Pesttoten von Gacht (Gaicht) bestattet. In der Zeit des 30-jährigen Krieges wurde die Pest von kaiserlichen Soldaten eingeschleppt. Wegen der Gefahr der Ansteckung durften die Toten nur außerhalb des Dorfes begraben werden. 

 

Die Sage erzählt: Der Tod habe von den "oberen Wiesen" her gemäht. Ein Weib sei hinter ihm dreingegangen und habe gekehrt. Wenn man die 


Pestleichen zu Grabe getragen habe, sei unterhalb des Haldensees ein Vogel aufgeflogen und habe gesungen: "Esset mia Knofla und Bibernell, nach sterbetr it halb so schnell". (Wobei vermutlich Knofla = Knoblauch und Bibernell = Pimpernelle ist).

Rieden, St. Georg Kapelle
Rieden, St. Georg Kapelle
Rieden, Dorfbrunnen mit dem hl. Florian
Rieden, Dorfbrunnen mit dem hl. Florian
Riedener See
Riedener See

Im Riedener See ist in diesem Sommer Wasser - wie an vielen Orten - Mangelware. Ich lasse ihn zurück und verschwinde für die nächste Zeit im Wald in Richtung Heiterwang. Hier ist es schön kühl und die Lungen freuen sich auf die frische Luft.


Ich schaue auf mein Vorderrad... warum sieht das plötzlich so flach aus? Ich halte an und überprüfe noch einmal mit geübtem Griff den Luftdruck. Oh - weich wie Pudding... Na, dann pumpe ich eben noch etwas Luft rein, vielleicht ist irgendwo ein Minilöchlein. Ein Griff in meinen Rucksack... dort wo normalerweise meine Luftpumpe steckt ist ein verdächtiger Leerraum. Mir wird kotzübel - sollte ich die Luftpumpe noch im anderen Rucksack haben? Nach einigen suchenden Kontrollgriffen in mein Gepäck wird mir klar, dass die Pumpe nicht mit an Bord ist.

Das ist ja mal wieder prima - ich stehe mitten im Wald, bin voller Tatendrang und mein Rad zickt. Ich ändere die Fahrtrichtung um 180 Grad und da der Reifen noch nicht ganz platt ist und es meist bergab geht, setze ich mich wieder aufs Bike, rutsche im Sattel ganz nach hinten, um möglichst wenig Gewicht aufs Vorderrad zu bringen. Ganz langsam lasse ich mich bergab rollen. Hoffentlich hält der Reifen noch ein paar Kilometer durch...

 

Irgendwann ist dann die Luft endgültig raus - schiebenderweise erreiche ich nach fast einer Stunde Weißenbach. Schon zu Beginn des Dramas telefonierte ich mit meiner Frau - die war natürlich in Oberjoch wandernd unterwegs - und bat um Abholung meiner Wenigkeit und meines kranken Bikes. Sie ergattert einen Bus, der sie zu unserem Campingplatz bringt. Von dort aus - Gott sei Dank gab ich ihr, bevor ich mich mit dem Rad auf Tour machte, meine Autoschlüssel, nimmt sie das Auto und fährt nach Weißenbach, wo sie mich aufgabelt.

Die Moral von der Geschicht: Vergiss nie deine Pumpe nicht...