Schwager und Schwägerin haben heute - dank Corona - ein Minikaffeekränzchen. Obwohl ich jetzt nicht der Kaffeetrinker bin (mir wird eher schlecht von diesem Gesöff) möchte ich doch durch meine Anwesenheit glänzen. Und da mir die Anreise mit dem Auto doch zu langweilig erscheint, habe ich beschlossen in die Pedale zu treten.
Kurz nach 10 Uhr sind die Reifen prall, die Kette geschmiert und ich bin fahrbereit. Die ersten 30 km fühlen sich saugut an: Über das kleine Lautertal geht es - ständig bergab - bis nach Herrlingen, dann weiter bis Ulm und durch Ulm hindurch. Das stellte ich mir etwas hektischer und verkehrsreicher vor, jedoch an der Blau entlang radelt es sich ziemlich schmerzfrei über die Donau und an die Illerbrücke. Genau hier treffe ich auf den Illerradweg, den ich für die kommenden 64 km nicht mehr verlassen werde.
Der Illerradweg ist zu 95% ungeteert, aber immer gut befestigt, so dass es mich nicht aus dem Sattel wirft. Es sind Pfingstferien, deshalb kommen mir auch einige Radlerinnen und Radler mit gefüllten Gepäcktaschen entgegen, auch Familien mit Kindern.
Manchmal denke ich dass, neben mir ein See ist, so ruhig und still liegt die Wasseroberfläche - umsäumt von Büschen und Bäumen (siehe Bild nebenan). 2-3 mal geht es von einer Illerseite auf die andere. Es gibt auch lange gerade Abschnitte, die nicht besonders prickelnd sind...
Irgendwo kommt dann ein Schotterabschnitt, der mich an Eisenbahnschotter erinnert. Das Rad rollt nicht gerade ruhig über diese dicken Steine - und die Stöße werden direkt an den Sattel und das darüber liegende Fettgewebe weiter geleitet, wobei ich da auch brüchige Knochen habe...
Hinter Illerbeuren überquere ich - nach einem völlig unerwarteten Anstieg zum letzten Mal die Iller. Ich verabschiede mich anständig und nun geht es vorbei an Ottmannshofen in Richtung Leutkirch.
Der Name Ottmannshofen erinnert mich an meine Jungend - vermutlich war ich so 18 - 20 Jahre alt... Es war Silvester und wir hatten schon (Landjugendparties waren das damals angesagt) genügend Nichtalkoholisches im Blut, als ein guter Freund auf die Idee kam, seine Tanten in Ottmannshofen zu besuchen...
Es war eine unvergessliche Silvesterparty... und es war gut so.
Nun habe ich noch ca. 30 km vor mir. Hinter Leutkirch wird es buckliger. Aber ich bin noch gut drauf - es ist ja nicht mehr weit...