Auf den großen Arber wollte ich ja schon lange. Eigentlich mit den Ski (alpin oder Langlauf) aber dazu hat es bislang nie gereicht. Nun versuche ich das eben mal mit meinem Radl. Meine grobe Tourenplanung spricht von ca. 22 km bergauf und im Anschluss 22 km bergab - mit einigen Wellen. Das Bergauf hört sich zwar weit an - 22 km - aber da es moderat noch oben geht und die knackigen und scharfen Rampen fehlen, bin ich guter Dinge.
Es ist sonnig, die Temperaturen jedoch noch angenehm. Die Bäume im bayerischen Wald spenden den nötigen Schatten. Ich höre ein leises Surren von hinten. Ein E-Biker Pärchen überholt mich - die Frau (oh nein, ich habe nur auf das Rad geschaut) sitzt auf einem nagelneuen blauen E-Bike, der Mann auf einem älteren Vorkriegsmodell mit Satteltaschen. Und es geht weiter bergauf. Vermutlich hat sich der Vorkriegsmodellfahrer nicht mit der nötigen Leidenschaft mit dem Streckenverlauf seiner Tour beschäftigt. An einer Wegespinne treffe ich wieder auf das momentan ratlos wirkende Pärchen - nun der Mann auf dem nagelneuen blauen E-Bike und die Frau auf dem Vorkriegsmuseumsmodell...
Da ich weiß, wo es lang geht - kurble ich weiter... bergauf. Das Pärchen hat die Verfolgung aufgenommen. In Schareben - eine kleine feine Hochfläche mit Gasthaus - lege ich ne Pause ein. Und wie ich so pausiere, kommt auch das beschriebene Pärchen wieder angerollt. Er: fluchend... "Da haben wir uns E-Bikes gemietet und der Akku schafft es nicht mal bis hier hoch".
Die Frau beschwichtigt: "Er hat uns ja einen 2. Akku mitgegeben...". Der Mann (auf dem neuen blauen Bike mit gutem Akku) ist sichtlich erschöpft und tut lautstark kund, dass er nicht mehr weiter auf den Arber fährt und überdies findet er es überhaupt nicht gut, dass das Gasthaus Schareben montags (und es ist Montag) geschlossen hat. Auch ich bedaure das, erkläre aber - bevor er mich in was reinzieht wo ich nicht mehr raus komme, dass ich nun die nächste links nehme und beginne zu treten.
Etwas unterhalb des kleinen Arbers geht es weiter zur Chamer Hütte. Hier ist erst mal ne Stärkung angesagt. Also gleich die Maske aus dem übersichtlich gepackten Rucksack gekramt, dann diese übers verschwitzte Gesicht gestülpt - was den Schweißproduktionsprozess mitnichten stoppt - und ein Radler bestellt. Und das schmeckt kann ich euch sagen und gibt Kraft, die sofort in die Oberschenkel geht und sich dort wir eine Zecke festsetzt.
on der Chamer Hütte gehts dann erst mal wieder bergab durch eine Mulde, bevor die (fast) letzte Steigung zum Großen Arber den Puls wieder nach oben treibt. Aber die Mühe lohnt sich, ein gigantischer Rundblick über den Bayerischen Wald trifft auf meine Augen - ich bin begeistert.
Von nun an geht es bergab - und das ist gut so. Meine Körner sind so ziemlich aufgebraucht und da kommt es mir schon entgegen, wenn das Rädchen mal einfach so 15 Minuten am Stück rollt, ohne dass ich meine
Beinmuskulatur in Zuckungen versetzen muss. Ok, es kommen noch einige kleine Wellen bevor ich mich in Bodenmais auf der Terrasse meines Nachtlagers niederlassen kann.