Ich geb's auf - die ganze Radlerei - einfach Schrott. Nein, nicht ich - die verflixte Hardware. Am letzten Mittwoch hat mir der Dämpfer meines Mountainbikes den Dienst versagt. Ich verstehe ja, wenn mir die Luft ausgeht - aber dem Dämpfer, der ist doch stahlhart und immer einsatzbereit.
Ok, ich bringe also mein Bike zum Händler meines Vertrauens, der sitzt übrigens in Laichingen und ist echt empfehlenswert. Er wird den Dämpfer einschicken... Und dann ist mir noch aufgefallen, dass mir die Kette ein paar Zähne aus dem hinteren Zahnkranz gerissen hat - böse Kette. Ich werde sie also auch tauschen, die Ritzel natürlich auch. Ja und die hinteren Bremsbeläge auch, die müssen mir die Mäuse abgeknabbert haben.
Notgedrungen habe ich dann mein Rennrad wieder gesattelt. Schon nach ca. 5 Kilometern fiel mir das eigenwillige Schalten meines Antriebs auf. Ich denke dann so bei mir, dass ich die Schaltung mal wieder einstellen könnte. Und wie ich so denke - also nicht allzu schnell, da kommt ne kleine Rampe, die nach einem kleineren Gang schreit - ich schalte - und die Kette springt auf das kleinste Ritzel.
Was soll denn das? Jeglicher Versuch, die Kette eine Stufe nach oben zu lupfen, scheitert jämmerlich. Ne, so kann ich ja nicht weiterfahren. Also Handy raus und meinen familieninternen Abschleppdienst angerufen.
Der brachte mich dann sicher auf 4 Rädern wieder nach Hause - auch mein Rennrad. Da ich beim Rennrad noch nie einen Schaltzug gewechselt habe, werde ich diesen Job auch an den Onkel Raddoktor vergeben.
Also nehme ich mein treues Reiserad, das mich schon in Russ-, Est- und Lettland begleitet hat. Auch in Littauen und Polen bis nach Slowenien hat es nie auch nur im Ansatz gestreikt. Naja, bis auf Rotterdam, mitten in der Stadt wollte es mal plötzlich nen neuen Schlauch auf der hinteren Felge haben. Den habe ich ihm dann auch gegönnt.
Und auf dem Reiserad vertrete ich mir nach dem Debakel mit dem Rennrad noch etwas die Beinchen und fahre der schönen Blau (Rusenschloss) entlang.
Zwei Räder sind also im Krankenhaus und lassen sich operieren. Mein Reiserad möchte auch mal ins Tannheimer Tal. Diesen Wunsch erfülle ich ihm gerne. Und ich möchte heute mal nicht direkt im Tannheimer Tal sondern von weiter unten, von Bad Hindelang starten...
In Bad Hindelang angekommen, biege ich auf den Touriparkplatz... mich überkommt Schockstarre... alles voll. Auch am Straßenrand... gibt es hier irgendwas umsonst? Der Abzweig zum Liftparkplatz liegt schon hinter mir - da wäre bestimmt noch was frei gewesen.
Also beschließe ich nach Immenstadt zu fahren. Da ist auch der große Alpsee, wann war ich das letzte Mal hier? Ja, mit unserer Fitnessgruppe bei einem feucht fröhlichen Radlwochenende - aber das liegt schon Jahre (oder Jahrzehnte?) zurück.
Parkplätze gibt es hier ohne Ende. Ich befreie mein
Reiserad vom Radträger, klemme die Radflasche in den Halter, knipse mein GPS-Gerätchen an den Lenker und trete in die Pedale.
Weiter geht es in Richtung Zell. Irgendwo ist eine Umleitung für den Autoverkehr. Wenn dann der Radweg mal auf die andere Straßenseite wechselt (und das ist bestimmt auf 500 Metern 2 x der Fall), muss man schon den sowieso im Stau stehenden Gaspedaldurchdrückern mit Bestechungsgeldscheinen winken, damit mal einer auf die Bremse steht, um einem armen Radler eine Straßenüberquerung zu gönnen.
Kurz vor Zell fahre ich auf 2 E-Bikeradlerinnen auf. Da ich an der Landschaftsstruktur erkennen kann, dass bald die E-Bikefahrerinnen wieder im Vorteil sein werden, vermeide ich ein Überholen derselben und greife liebe zum Handy, um ein Foto zu machen.
Diepolz und Knottenried kenne ich bislang nur aus Erzählungen. Die Gegend ist besonders unter Skilangläufern bekannt. Diepolz erreiche ich - durchgeschwitzt - aber es kann durch niemanden protokolliert werden. Denn es ist kein Mensch auf den Straßen.
Die Straße nach Niedersonthofen ist gesperrt. Aber gilt dieses Durchfahrverbot auch für Radler. Ich denke nicht - und fahre weiter. Es geht nun auch immer schön bergab - 15% - das ist richtig funny. Nun kommen immer mehr von diesen Schildern "Durchfahrt verboten, Baustelle". Aber jetzt bin ich schon so weit... da gibt es kein zurück mehr.
Und es geht immer noch bergab. Wenn jetzt eine Baustelle kommt... ich fahre nicht mehr zurück.
Und es kommt die Baustelle - ich bin fast ganz unten. Ich überlege schon, ob ich den restlichen Abhang auf der Bergwiese fahren könnte. Aber es ist verdammt steil. Der erste Bauarbeiter sieht mich - gibt dem Baggerfahrer ein Zeichen - winkt mich durch...
Nach 100 m blockiert wieder ein Bagger die ganze Straße... Ich bremse, halte an und warte bis mich der Baggerfahrer registriert... der rollt sein schweres Gerät an den Rand und winkt mich durch - ich bin begeistert.
An dieser Stelle nochmals ein herzliches Danke an diese Straßenarbeiter. Ich habe in meiner Laufbahn auch schon andere kennengelernt. Ich umrunde noch den Niedersonthofener See und rolle locker wieder in Richtung Immenstadt.