Endlich ist das Ersatzteil da...

...und auch schon eingebaut - meine neue Hüfte rechts. Am 02.04.2023, ein verregneter Sonntag war es soweit. Anne fuhr mich in die Klinik nach Blaubeuren am schönen Blautopf. Eine Nacht verbrachte ich noch mit meiner doch in die Jahre gekommenen Hüfte. Aber ich konnte es kaum erwarten, endlich ein neues Teil in meinen Oberschenkel reingehämmert zu bekommen. In den letzten paar Monaten hatten die Schmerzen doch immer etwas zugenommen und ich dachte ja immer: Da machste mal einen Termin im Krankenhaus und 3 Tage später liegst du auf dem OP-Tisch. Weit gefehlt... auf einen Untersuchungstermin wartete ich erst mal 2 Monate und auf die OP dann noch einmal 2 Monate. 

Tags darauf gegen 11 Uhr schob mich dann eine Krankenschwester in die Anästhesie. Ein Zugang links war schnell gelegt - meine Venen sind ja noch gut zu finden - und der Narkosearzt schickte mich ins Land der Träume. Den Op-Saal konnte ich nicht mal schemenhaft wahrnehmen, geschweige denn die netten OP-Schwestern.

Als gegen 14 Uhr wieder ein Lichtstrahl auf meine Augen traf, sah ich eine fast leere Flasche über mir baumeln.

Ich wollte mein rechtes Bein mal testweise bewegen, stellte jedoch sofort fest, dass sich die Muskulatur noch im Tiefschlaf befand.

Ok, dann schau ich mir eben die Stelle an, wo die Ärzte das Messer ansetzten. Ich war begeistert - die Wunde war großflächig mit


einem wasserdichten Pflaster abgeklebt unter dem sich eine weiße Wundauflage in Wabenstruktur verbarg. Eine Naht oder einen Faden suchte ich zunächst vergebens, bis ich die Klammern entdeckte, mit denen der Schnitt zugetackert wurde.

Die Zeit im Krankenhaus Blaubeuren verging sehr schnell. Eine Physiotherapeutin zeigte mir, wie man die Krücken, die auf hochdeutsch wohl "Unterarmgehstützen" heißen, benutzen sollte. Man braucht heutzutage eben für alles einen Lehrgang. Meine Physiotante hatte für mich mal erst den 3-Punkt-Gang geplant: Also immer beide Krücken und das operierte Bein gemeinsam nach vorne auf den Boden setzen, belasten und im Anschluss das gesunde Bein vorsetzen...

Ich gab mein Bestes - allein es reichte nicht... Als ich schmerzgebeugt wie ein angeschossener Affe den Gang entlang humpelte, meinte meine Physio - die mich dabei nicht aus ihren Blicken ließ - ich solle mich um einen aufrechten Gang bemühen. Ich hätte ihr in dem Moment am liebsten mal ne neue Hüfte eingebaut, damit sie merkt, dass ein aufrechter Gang nach der OP einfach nicht geht...

Das Highlight war dann ein Tag später. Ich sollte den 3-Punkt-Gang vergessen - und den konnte ich jetzt wirklich verdammt gut - ich sollte den 4-Punkt-Gang üben. Und den hat mit vermutlich schon meine Mama gentechnisch in die Wiege gelegt. Es dauerte daher nicht lange, bis mich meine Physiotherapeutin an die nach unten führende Treppe dirigierte. Linke Hand an den Handlauf links, das operierte Bein und die Krücke gemeinsam ne Stufe tiefer und das gesunde Bein nachholen, dann wieder von vorne...

Ein Stockwerk tiefer hieß es dann drehen und wieder hoch: Nun erst das gesunde Bein eine Stufe hoch, das kranke und die Krücken stützen von der unteren Stufe. Mit beiden Händen abdrücken und das kranke Bein neben das gesunde stellen, und dann wieder von vorne...