Das Wetter zeigt sich von der freundlichen Seite, so kann ich schon das Frühstück im Freien genießen. Schon bald sitze ich wieder im Sattel, denn unweit beginnen wieder die Hügel - wie schon gesagt - Toskana - ähnlich. Die heutige Tour wird relativ kurz, sie wird knapp unter 50 km bleiben.
Der Radweg ist zwar schon als "Murradweg" ausgeschildert, jedoch die Mur bleibt dem schwitzenden Radler verborgen. Erst in Bad Radkersburg überquere ich ne Brücke - unter mir die Mur. Ich beziehe im Birkenhof Quartier - empfehlenswert. Abends ist ne Fete angesagt: "Flanieren und Radieren". Damit ist wohl gemeint, dass die Bevölkerung aus ihren Höhlen hervor kommen soll, um zu s(c)hoppen - und das bei reduzierten Preisen. Leider frischt nun so langsam der kühle Wind auf. Ich finde Einlass beim Metzgerwirt, der hat im Hinterhof ne wunderschön geschmückte Buschenschenke, die sich so langsam füllt.
Ich schlage die Augen auf und sehe rings um mein Bett herum roten Tüll - von der Decke bis zum Boden. Der Boden ist in Kuhfellfarbe gehalten: schwarz/weiss. Mitten im Zimmer ein riesiger Whirlpool... niemand drin... Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Ach ja, ich bin ja gestern in diesem Rotlicht-ähnlichen Zimmer gelandet.
Ich gehe unter die Dusche - will meine Haare auf Vordermann bringen... Im ganzen Zimmer ist kein Spiegel zu finden. Nur so ein Miniteil, das ne 10-fache Vergrößerung bietet - und das braucht am hellen Morgen kein Mensch.
Ich verlasse Maribor (es fängt an zu Tröpfeln) und nehme den Radweg nach Ptuj, die älteste Stadt Sloweniens. Erst geht es noch an der Drau entlang, dann ist fast bis Ptuj von der Drau nichts mehr zu sehen. Über Ptuj (das bis auf die Jungsteinzeit zurück geht) trohnt die mächtige Burg. In Zeiten des römischen Reichs wurde die Stadt von bis zu 40.000 Menschen bewohnt.
Weiter geht es nach Ormoz an der Grenze zu Kroatien. Nun schlage ich wieder den Weg in Richtung Nordwest ein - zu Mur. Von der Drau zur Mur macht sich ein landschaftliches Kleinod auf - die Hügel ähneln denen in der Toskana. Gut - die Oberschenkelmuskulatur ist hier wieder gefordert. Die 23 kg Gepäck (hinten 2x6 kg, vorne 2x3 kg und der Rucksack mit 5 kg) wollen über die Hügel transportiert werden.
Nach der letzten Rampe geht es nur noch bergab - und wer lange bergauf fährt, darf lange bergab fahren. Ich bin begeistert. Bald ist Ljutomer erreicht. Ein Hotel ist auch schnell gefunden - das "Stela". Es ist zwar noch nicht eröffnet, aber ein überaus motivierter Küchenboy kramt aus einer Kiste einen Zimmerschlüssel hervor und erklärt mir in vielen Sprachen und mit vielen Händen, dass die Rezeption erst morgen besetzt ist. Ich nehme das freudig zur Kenntnis und schon bin ich auf dem Zimmer, um mir den Staub vom Körper zu spülen.
Nun schreit mein Körper nach Körnern und zwar nach solchen, die vorher von einer Sau gefressen wurden. Also gehe ich wieder nach unten und suche nach meinem vielsprachigen Küchenboy. Ich begreife schnell: Die Küche wird auch erst morgen eröffnet. Also nix wie raus... Ich finde eine schöne Terrasse mit einem freien Tisch. Ein Grillteller mit Bier und Wein für 12 Euro - da lacht das Herz eines Schwaben...
Satt und matt entschwebe ich ins Land der Träume.
Die Wirtin ist überaus nett und freundlich - auch über das Frühstück will ich mich nicht beklagen. Die Sonne heizt bereits am frühen Morgen wieder kräftig an. Im Gasthaus haben noch 5 andere Radlerinnen übernachtet. Diese haben sich gestern mit dem "Radtaxi" bringen lassen - allesamt E-Bike-Fans.
Lavamünd ist die letzte Stadt, die auf österreichischem Gebiet liegt. Nach der Grenze zu Slowenien - die ja wie alle Grenzen der EU - zwischenzeitlich kaum mehr als Grenze zu erkennen ist.
Jetzt wird es richtig hügelig. An der Drau direkt fehlt einfach der Platz für einen schönen Radweg. Deshalb geht es hinauf in die Hügel. Plötzlich stehe ich an einer unfertigen Brücke.
Um auf die Brücke zu kommen, müsste ich mit meinem Bike einen Sprung von ca. 3 Metern machen, da diese noch an der Brücke fehlen - vorne und hinten. Ich schaue mich etwas hilflos um und entdecke einen Bauarbeiter, der mir mit der Hand winkt. Ich schiebe mein Rad in die angezeigte Richtung an den Bach runter. Dabei muss ich ganz schön aufpassen und beide Bremsen anziehen, so steil ist das Gelände - und ich will ja auch nicht unfreiwillig schwimmen gehen. Ich erkenne auch die schmale Holzbrücke, die die Arbeiter extra für mich gezimmert haben.
Ich komme zwar fast nicht durch die Brücke aber ein Arbeiter ist mir freundlicherweise behilflich - vielen aber herzlichen Dank.
In Vuzenica beginnt es zu regnen - Gott sei Dank - zeigt sich auf der linken Straßenseite eine kleine Gartenwirtschaft. Linke Hand raus - Rad abgestellt - und einen Sitz blockiert. Es gibt wieder Radler (das schmeckt hier einfach lecker erfrischend - mit Zitrone) und Nudeln. Im Hintergrund drückt das ausgewachsene Grollen eines Gewitters auf meine Ohren - und es kommt immer näher - der Regen ist schon da.
Ich entschließe mich, dem Gewitter durch die Inanspruchnahme eines Zuges aus dem Wege zu gehen. Ich beschleunige auf der Fahrt zum Bahnhof auf Höchstgeschwindigkeit - stelle dort mein Rad ab und suche den Fahrkartenautomat. Weit gefehlt... hier ist der Mensch noch leibhaftig vorhanden und wird nicht durch einen Blechkasten ersetzt. Ich finde eine offene Türe, schaue rein und entdecke eine nette schlanke Bahnbedienstete, mit der ich mich auf ein Verkaufsgespräch einlasse.
Also erstehe ich eine Karte mär mich und mein Bike - die Nette vom Bahnhof geht mit mir zum Gleis und erklärt mir, dass ich meine Packtaschen noch abmontieren müsse. Ihr Wunsch ist mir Befehl und schon kommt auch der Zug nach Maribor. Erhält genau richtig - eine Rolltüre geht auf und ich stemme mein Rad in den Zug - wobei mir der Zugbegleiter behilflich ist (das gibt es in Deutschland nicht).
Kurze Zeit später bin ich in Maribor. Die Touristeninfodame besorgt mir ein Zimmer - ziemlich zentral gelegen. Und es wäre ja ganz leicht zu finden, wenn diese 4-spurigen Straßen nicht wären... und mehr Ampeln... Irgendwann habe ich es geschafft - und ich schlummere dem Morgen entgegen...
Die Sonne steht schon am Himmel, jedoch ist es noch ziemlich frisch, als ich den Balkon betrete. Ich habe meine Radlerhose gestern zum Trocknen aufgehängt - in der Hoffnung, dass ich sie heute morgen wieder anziehen kann. Das kann ich knicken, denn sie ist noch ziemlich feucht. Egal - ich habe ja genügend Sachen dabei.
Das Frühstück bringt mir meine Lebensgeister zurück. Bald befinde ich mich wieder auf dem Drauradweg. Heute sind wesentlich weniger Reiseradler unterwegs als die Tage zuvor. Das liegt vielleicht an der Tatsache, dass die Gegend zwar traumhaft schön, aber auch traumhaft ruhig und abgeschieden ist - um es mal etwas gepflegt auszudrücken.
Um ca. 12 Uhr meldet sich mein Magen – die zum Frühstück eingeworfenen Kalorien sind verbraucht und mein Körper verlangt Nachschub. Eine Tafel zeigt den Weg zu einer „Mostschenke“. Es gibt ein super belegtes Wurstbrot mit Radler und Holunderschorle. Das reicht bis zum nächsten Eiscafe. Der ca. 3 jährige Sohn des Wirts stresst Vater und Mutter bis aufs Blut. Vermutlich fehlte ihm ganz einfach eine Mütze voll Schlaf – so oft wie er sich seine Augen reibt.
Ich trete brav in die Pedale. In Völkermarkt (liegt am Hang und das Rad ist eigentlich nur durch Schieben in das Städtchen zu bewegen) erblicke ich ein Eiscafé - ganz neu eröffnet - wie mir die freundliche Bedienung erzählt. Ich bestelle mal 2 Kugeln Zitrone und 2 Kugeln Banane - einfach lecker. Die Temperatur meines Körpers geht wieder in Richtung Normaltemperatur. Das Wetter ist jäh durchwachsen - mal tröpfelt es, so dass ich die Regenüberschuhe und den Regenkittel anziehen muss. Fünf Minuten später scheint wieder die Sonne - also das Zeug wieder ausziehen... und 10 Minuten später wieder umgekehrt. In Duden habe ich ne Unterkunft gebucht, und bis in diese ist der Drauradweg sehr hügelig. Gegen 17 Uhr laufe ich bein Kirchenwirt ein. Nun freue ich mich auf eine ausgedehnte Dusche.
Nach Ruden das sind nur eine Handvoll Häuser - und dort habe ich eine Unterkunft gebucht - ist der Drauradweg sehr hügelig. Gegen 17 Uhr laufe ich beimn Kirchenwirt ein. Nun freue ich mich auf eine ausgedehnte Dusche.
Der geschäftgstüchtige Wirt steht schon an der Theke, als ich den Frühstücksraum betrete. Während ich meinen Magen fülle, will er sich um das Wetter kümmern. Bei schon sehr warmen Temperauren radle ich in Richtung Villach. Der Radweg weist keine nennenswerten Steigungen auf. Und das Eine muss man den Österreichern schon lassen: Die Wegführung ist allererste Sahne. Der Radweg ist so angelegt, dass man nur äußerst selten eine Straße überqueren muss. Also ein dickes Lob an unsere österreichischen Planer.
Ich streife Spittal und da ich noch nicht hungrig bin, geht es auch gleich weitet nach Villach. Hier such ich den Weg in die Stadt... und da ist einiges los. Die Strassencafes sind voll - die Sonne strahlt, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich genehmige mir 4 Kugeln Eis - das bedeutet zumindest Kühlung von innen.
Für heute ist ein Zimmer im Thomashof reserviert. Ich komme dort an, steige vom Rad und verliege fast die Sohle von meinem rechten Radschuh. Ein leiser Fluch kommt über meine Lippen... Die Sohle klebt nur noch an den Zehen - natürlich nicht an meinen Zehen - sie klebt nur noch ganz vorne am Schuh. Ich frage gleich den freundlichen Wirt, ob denn zufälligerweise ne Tube Pattex im Hause hätte. Er geht sofort auf Such und kommt tatächlich mit einer halbvollen Tube zurück.
Ich flicke meine Schuh - noch bevor ich unter die Dusche steige und bringe dem jungen Mann an der Rezeption seinen Kleber dankend wieder. Ich bin mal gespannt, wie lange die Sohle am Schuh bleibt...
Bereits morgens beim Erwachen höre ich die Regentropfen auf dem Asphalt aufschlagen. Ich mache die Balkontüre zu - dann ist wieder Ruhe. Jedoch der Schlaf ist gestört... so ein Käse... Regen am frühen Morgen ist nun nicht das, was ich erwartet habe. Etwas später - ich bin gesucht und ein ganz neuer Mensch - gehe ich zum Frühstück. Der Chef persönlich, vermutlich ein Skilehrer, kümmert sich seine Gäste - die meisten sind weiblichen Geschlechts.
Ich befrage den braun gebrannten Frauentyp nach dem Wetter für heute: "Heute ist der schlechteste Tag der Woche" (8 Stunden später hätte er sagen müssen: "Heute ist der schlechteste Tag des Jahres..."). Ich hole mein Rad aus der Garage - es regnet heftig... und so beschließe ich, zum nächstgelegenen Bahnhof zu radeln, um den vor mir liegenden Weg zumindest teilweise im Zug trocken zu überstehen.
Am Bahnhof angekommen stelle ich fest, dass der nächste Zug erst in 1,5 Stunden geht. Einige Taxis bringen während der Wartezeit Touristen, die alle in Zügen verschwinden, während ich noch warten muss.
Dann kommen 2 völlig aufgeweichte Radler - nass bis auf die Haut. Sie ziehen sich im Warteraum des Bahnhofs um. Wieder geht die Türe auf und ein junges Ehepaar - ebenfalls Radler - schieben ihre Räder mitsamt Anhänger, in dem ein Minibaby schläft, in den Warteraum. Wie ich erfahre, ist das Baby gerade mal 7 Monate alt.
Ein Ehepaar - er 82 und sie 78 erzählen - ihr Zug nach Dortmund hat Verspätung - ihre Lebensgeschichte. Und die ist in der Tat interessant: Beide verwitwet, haben sich kennen gelernt. Jeder hatte ein Haus, einen Wohnwagen, ein Segelboot... Vor etwa einem Jahr haben sie alles verkauft und sich ein kleines Häuschen in der Nähe von Hannover gebaut, in Neustadt / Rübengebirge. Wir waren gleich auf einer Wellenlänge - hätten sicherlich noch über Gott und die Welt plaudern können - aber dann kam ihr Zug...
10 Minuten später konnte auch ich in den Railjet in Richtung Tauerntunnel einsteigen... bis der Schaffner kam und mich nach der Reservierung fragte. Da ich keine Reservierung hatte - und auch nicht wusste, dass ich eine benötige, bat er mich auf ziemlich (un)höflich den Zug bei der nächsten Haltestelle zu verlassen. So schob ich mein Rädchen in Bad Gastein wieder aus dem Zug - obwohl genügend Platz im Abteil vorhanden gewesen wäre und ich auch die entsprechenden Tickets gehabt habe - aber eben keine Reservierung.
Das Frühstück war sehr gut und die Sonne zeigt sich auch heute von ihrer besten Seite. Ich starte in Hallein und fahre durch einige Gassen, die mir noch vom gestrigen Weinfest in Erinnerung sind. Dann geht es wieder an die Salzach zurück. Nach ein Kilometern wird es etwas hügelig und wir kommen nach Golling. Leider verpasse ich die Einführt zum Wasserfall - egal - man kann sich nicht alles anschauen.
Das erste Hinweisschild "Pass Lueg" taucht auf. Die Ausfahrt hält dich jedoch in Grenzen - nur die letzte Rampe ist von der harten Sorte. Mit Mühe schaffe ich es bis auf den Parkplatz und schiebe mein Bike erst mal in den Bikeständer.
Nach einer ausgedehnten Pause geht ist wieder runter vom Pass. Die Landschaft ist hier echt idyllisch - nur einige Motorräder stören durch ihre Lautstärke.
In Schwarzach meldet mein Körper - in diesem Augenblick vertreten durch Ich meinen Magen und unterstürzt von meinem Bauch "Hunger" und "Durst". Ich finde ein Gasthaus - und an der Tafel hängt ein handschriftlicher Zettel: "Samstag und Sonntag geschlossen". Ich gehe in die Gaststube, niemand anzutreffen - ich gehe in die Küche, wo der Chef gerade den Hörer auf das Telefon legt.
Ich bestelle... als ich wieder im (leeren) Biergarten meinen Platz einnehme - fällt mein Blick noch einmal auf den Hinweis: "Samstag und Sonntag geschlossen". Nun registriert mein Gehirn so langsam... Heute ist Samstag. Sicherlich ging es dem Chef gleich wie mir, denn - obwohl ich der einzige Gast war, brachte er mir meinen Hähnchensalat und ein Radler.
Der Radweg Zwischen Schwarzach und dem Gasteinertal führt teilweise an einer viel befahrenen Bundesstrasse entlang und auch durch einen 1,5 km langen Tunnel.
Die Abgase und den Autolärm im Tunnel wollte ich mir heute nicht antun. Ein Taxiunternehmen hat schon vor langer Zeit erkannt, dass es viele Menschen gibt, die so denken wie ich. Und genau dieses Taxiunternehmen bringt mich durch den Tunnel...
Der erste kleine Etappenabschnitt von Nellingen nach Amstetten (Bahnhof) ist unspektakulär. Es ist 8 Uhr und es hat ab und zu ganz leicht geregnet - dadurch ist die Luft richtig frisch und putscht die Lungen richtig auf.
Der Zug läuft in Amstetten mit einer angekündigten Verspätung von 5 Minuten ein. Gefühlt sind es jedoch wesentlich mehr. Da ich in Ulm nur 6 Minuten Umsteigezeit zur
Verfügung habe, um meinen Zug nach München zu erwischen (von Gleis 1 auf Gleis 25), schwant mir schon Übles. Und in der Tat: in Ulm angekommen herrscht auf Gleis 25 gähnende Leere - mein Zug hat sich (bestimmt hatte er auch einige Minuten Verspätung) schon vom Acker gemacht. Meine Sympathien für die deutsche Bahn gehen gegen Null, da ich mir nun in Ulm für eine Stunde die Beine vertreten darf. Der nächste Zug kommt erst in einer Stunde...
Nach einer Stunde setzt mich der Zug wieder in Bewegung. Das ist die erfreuliche Nachricht - die weniger erfreuliche Nachricht ist, dass in München nun wiederum nur einige Minuten zum Umsteigen habe... Nur ist es dieses Mal noch schlimmer: Wenn ich den Zug in München nicht erwischen, dann muss ich 2 Stunden warten, bis ich in Richtung Salzburg weiterbefördert werde.
Der aufmerksame Leser vermutet schon... und so kam es auch... auch der Zug nach München hat Verspätung. Der Zugführer - er kann ja nichts dafür - vertröstete uns mit den Worten: Wir müssen einige Minuten anhalten, da sind Menschen im Gleis... ´Kurz und gut - ich war auch in München zu 2 Stunden Zwangsaufenthalt verdonnert.
Schlussendlich erreiche ich Salzburg - wohlbehalten, aber auch wieder mit Verspätung. Da ich Salzburg ja schon früher kennengelernt habe, bleibe ich nicht lange in der Stadt. Ich suche den Radweg der Salzach entlang, den ich überraschend schnell finde. Da es schon 19 Uhr ist, als ich in Hallein eintreffe, suche ich mir eine günstige Übernachtungsgelegenheit, die ich beim Hafnerwirt finde.
Die Packtaschen sind gepackt und bis auf eine an meinem Reiserad befestigt. Die Kette ist frisch geschmiert und meiner 2-wöchigen Radtour steht nichts mehr im Wege. Morgen früh geht es mit dem Zug nach ? (das kannst du mal raten) und dann suche ich erst mal ein Quartier. In der Hauptstadt des gleichnamigen österreichischen Bundeslandes gibt es jede Menge Sehenswürdigkeiten, die ich mir im Laufe des Abends zu Gemüte führen kann. Am Samstag geht es dann - einem kleinen Flüsschen folgend - weiter in Richtung Süden. Nein, nicht mit dem Zug... mit dem Rad.
Das Ende der Radtour - so ist zumindest der Plan - ist dann ein Städtchen in Österreich mit so ca. 1,8 Millionen EinwohnerInnen.
Heute Nacht habe ich mal wieder im Wohnwagen im Tannheimer Tal geschlafen. Der Vorteil ist, dass es hier oben auf 1.100 m abends hier wesentlich kühler wird wie weiter unten. Die Sonne sticht ja zur Zeit wie selten und treibt die Temperaturen in den Tälern in den 33 Grad Bereich.
Also habe ich sehr gut geschlafen, das Frühstück bestand aus heißem Kaffee und kaltem Knäckebrot, da mein Wohnwagenkühlschrank doch einige Defizite aufwies - zumindest war mit Wurstgeschmack nichts zu entdecken.
2 Radler tauchen in meinem Blickfeld auf - schwankend - das ist entweder ein Zeichen von zuviel Alkohol oder von Schwäche. Ich bin noch gut bei Oberschenkel und erhöhe die Schlagzahl... Am Älpele bin ich gleichauf und wir steigen alle von den Rädern.
Da der Typ im gelben Hemd wohl mehr Durst hat als ich, darf er auch als erster bestellen, während ich noch ein Foto mache. Was er nicht wusste, ist, dass es weiter hinten noch ein Türe in den Gastraum gibt - und da steht noch die Wirtin... und nimmt meine Bestellung erst auf... während der Gelbe noch geduldig am Schalter wartet...
Bevor ich in die Pedale trete, schneide ich noch den 60 cm hohen Rasen (es sind wohl mehr einzelne Grashalme) mit der Gartenschere. Eben so lange, bis mir meine Knie melden, dass es auch noch andere Stellungen gibt - beispielsweise locker sitzend auf dem Bike. Schnell unter die Dusche, die Radklamotten übergestreift und Richtung Älpele gerollt.
So in etwa eine Stunde gegen den Berg treten ist schon angesagt. Ganz langsam überhole ich einige Wanderer und muss aufpassen, dass die mich nicht wieder überholen - oh wäre das peinlich...
Ich schlürfe - so quasi als Frühstücksersatz - meine Erbsensuppe. In der Zwischenzeit sind einige Wanderer am Älpele angekommen. Einer aus der Heilbronner Gegend kommt schon über 20 Jahre hierher und kennt jeden Pfad. Seine Frau (oder ist das seine neue Flamme?) zeigt sich ziemlich desinteressiert und will nicht mehr weiter. Entweder sie hat Blasen an den Füßen oder sie hat einfach die Schnauze voll - sie will wieder runter.
Ich verabschiede mich und steige auf meinen Drahtesel, der mich wieder ins Tal schaukelt. Ich nehme noch ne Schleife zum idyllischen Vilsalpsee und trappe dann gemütlich zum Wohnwagen.
Gestern war ich noch mit meiner Hecke beschäftigt. Nun ist sie wieder schön gestutzt - dafür kann ich heute kaum meine Hände in die Höhe heben. Wenn man die Heckenschere immer über Kopf halten muss, dann geht das an meiner Muskulatur nicht spurlos vorüber...
Dafür steht heute ne kleine Tour zum Grünenberg auf dem Programm. Die Anfahrt ist leicht hügelig und führt über Gosbach, Auendorf, am Fränkel vorbei auf das Teersträsschen zur Gastwirtschaft.
Wie immer sind fast alle Tische von (Auto)-Wanderern und hungrigen Radlern belegt, innen und draußen auf der Terrasse. Ich bestelle Schnitzel, Spätzle und Salat. Hhmm - es schmeckt prima und das Radler trägt ebenfalls zu meinem Wohlbefinden bei. Ich kann also dieses Ausflugslokal nur empfehlen.
Heute ist ja eigentlich das Schneiden der Hecke angesagt, aber das verschiebe ich mal lieber in die Abendstunden (vielleicht habe ich da mehr Lust). Ich steige auf mein rotes Rädchen, das leider unter einer unheilbaren Altersschwäche leidet. Das Austauschen sämtlicher Lager führte nur zu einem Teilerfolg. Ich kann zwar wieder fahren - jedoch am Berg in den kleinen Gängen ist noch ein deutliches Pendeln des Hinterrades nach links und rechts zu spüren. Vermutlich liegt das einfach am Rahmen, der in der Zwischenzeit mehr als 50.000 km auf dem Buckel hat.
Ich lasse mich erst ein Stück ins Vögelestal rollen, bevor ich mich wieder in Zeug legen muss - Richtung Reutti. In Reutti gibts ein prima Gasthaus: Die gesunde Luft.
In Urspring biegt von rechts eine Pferdekutsche vor mir auf die Strasse. Ich setzte den Blinker und
biege genau da ein, wo das Pferdchen hergekommen ist. Den Weg kenne ich noch nicht - ist aber empfehlenswert. Über Lonsee - und den gleichnamigen See - mache ich mich wieder auf in Richtung Nellingen.
Heute Abend sind Spaghetties angesagt - mein Hunger hält sich jedoch noch in Grenzen. Also werde ich einige Kalorien aus meinem Körper - durch Drehbewegung meiner Beinchen - vertreiben. Momentan stehen 8 Räder in der Garage: 2 von meinem Sohn, 2 von meiner Tochter, 2 von meiner Frau, 1 von der Frau meines Sohnes und eins von mir. Das ist ja nicht immer so. Da beide meiner Kinder im Umzugsfieber stecken (Sohn mit Familie zieht nach Englang, Tochter mit Freund nach Ulm), ähnelt meine Garage einem Bikeshop - und einer Paketstation...
Ich nehme heute nur schöne Wege - habe keine Lust auf Brennnesseln oder Schlammpfade. Erst lenke ich in Richtung Westerheim, vermeide die steile Rampe in den Ort und halte mich, solange es geht, im Tal.
Dann orientiere ich mich in Richtung Donnstetten.
Ich denke an die Eisdiele in Laichingen - mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich nehme den kürzesten Weg... ich bin bei der Eisdiele... habe jetzt aber gar keine Lust mehr auf Eis. Ich komme mir vor wie eine Frau in den Wechseljahren...
Also bleibe ich im Sattel - trotz Schmerzen - denn ich habe wohl die älteste Radhose an, die in meinem Schrank vor sich hin vegetiert. Und bei genau dieser hat sich die Naht vom Innenpolster verselbständigt und irgendwie reibt das an meinem zarten Hinterteil (unangenehm).
Wenn ich backen könnte, dann würde ich mir jeden Tag so backen wie der heutige. Schön warm - auf meine Beinlinge kann ich verzichten. Ich war schon lange nicht mehr im Lonetal, heute ist der ideale Tag dafür. Heute kommt die Lone in Urspring ans Tageslicht - im Lonetopf. Vor 20 Millionen Jahren entsprang sie noch im Schwarzwald, das ist kaum vorstellbar. Damals war das Gelände im nebenstehenden Bild noch vollkommen von der Lone überschwemmt. Vor ca. 5 Millionen Jahren hat sich das Landschaftsbild dann so langsam zum heutigen geändert.
Am Fohlenhaus ist erst mal ne Pause angesagt. Der Kalkfelsen hat seinen Namen erhalten, weil er die Form eines Fohlens hat. Er ist mit 2 kleinen Höhlen versehen: Die rechte Höhle ist ca. 7 Meter lang, die linke ca. 10 Meter.
Weiter geht es der Lone entlang bis nach fast nach Börslingen. Auf einem Bauernhof wird leckeres Eis verkauft - 3 Kugeln landen in meinem Magen. Dann geht es wieder weiter in Richtung Heimat. Nach einem kurzen Verfahrer, der mir nach 2 km so richtig bewusst wird, finde ich wieder den richtigen Weg und - nach einem Einkehrschwung in Amstetten - bin ich auch schon wieder (nach 70 km) an meinem Kühlschrank.
Es ist Samstag und eigentlich wartet Arbeit ohne Ende. Jedoch bei diesem Wetter sollte man Kraft tanken, statt kräftig zu arbeiten.
Deshalb kann eine kleine Tour nach Westerheim nicht schaden. In der Nähe einer Wiese, auf der -zig Schafe zu sehen sind, packen
einige Schafscherer gerade ihre Sachen zusammen. Die haben wohl den ganzen Tag den Schafen das Fell über die Ohren gezogen...
Pünktlich - als ich zu unserem Treffpunkt einrollte - kamen auch schon die ersten Regentropfen von oben. Einige helle Flecken am Himmel gaben uns etwas Hoffnung auf eine nicht allzu nasse Tour. Leider kann ich heute nur 8 Radschuhe zählen, die meisten Freitagsradler sind wohl in Urlaub oder feiern ihren Geburtstag (herzlichen Glückwunsch Hilde).
Wir starten dennoch in Richtung Hohenstadt, kurz vor Hohenstadt kämpfen wir uns durch einen Brennnessel-Pfad, wie er bissiger nicht sein kann. Gut - ich habe meine Beinlinge übergestreift - nicht aber meiner Radlerfreunde... Aber Brennnesseln sollen ja gut gegen Rheuma sein.
Von Hohenstadt geht es zu den Eselhöfen und ich erzähle gerade, dass es hier immer einige Esel zu sehen gibt. Eben nur nicht heute... ich merke, wie ich an Glaubwürdigkeit verliere. Über den wohl höchsten Punkt in unserem Bike-Revier geht es über den Lämmerbuckel (Tiefgrasabfahrt) wieder zurück nach Nellingen.
Die letzten Tage war ja mal wieder "Sauwetter" angesagt. Die Felder sind nun wieder gut gewässert und ich meide heute steilere und rutschige Single Trails. Also bleibe ich auf der Albhochfläche.
Die Wege ins Vögelestal sind meist trocken - also ist dies mein erstes Ziel. Irgendwann sehe ich einen Abzweig nach rechts, den ich noch nie gefahren bin - den nehme ich. Der Wald spuckt mich irgendwann aus und ich streife Amstetten_Dorf. Oben auf der Höhe sehe ich ein Hochzeitspaar, dem ich kurz gratuliere, bevor ich in den Wald zwischen Radelstetten und Luizhausen eintauche. Auf einer neuen Radlerbrücke überquere ich die Autobahn und finde mich - nach einer flotten Abfahrt - im kleinen Lautertal wieder. Übrigens hatte ich bei der Abfahrt eine Begegnung mit einem VW-Bus, der mir entgegen kam. Da ich nicht als Kühlerfigur dienen wollte, reduziert ich mein Tempo auf null und drückte mich mit meinem Rädchen an den Wegrand (Bergseite), der Bus schlich an der Talseite des Weges entlang und mein Puls reduzierte seine Schlagzahl wieder auf normal.
Zur Zeit ist das kleine Lautertal für Radler nicht empfehlenswert: Es werden unter dem Weg Wasserrohre verlegt und die eingesetzten Baumaschienen verstehen es ausgezeichnet, den sonst trockenen Fahrweg in einen nicht befahrbaren Schlammpfad zu verwandeln. Ich suche mir wieder einen schönen Weg und bewege mein Rad Richtung Nellingen.
Ob heute wohl meine Nellinger RadlfreundInnen in die Pedale treten? Der Himmel zeigt sich von seiner dunklen Seite. Und Petrus kann eigentlich jede Minute seine Schleusen öffnen.
Ich bin angenehm überrascht. 6 Kumpellienen und Kumpels erscheinen um 17 Uhr an der Festhalle und haben die feste Absicht, in die Pedale zu treten. Also suchen wir uns ne helle Stelle in den Wolken und steuern in diese Richtung. Und siehe es klappt... wir nehmen den Alb-Abstieg nach Hausen. Über Deggingen geht es wieder hoch über den Amselnteich (das ist kein Teich) zum ehemaligen Steinbruch von Aufhausen. Ein steiler Single Trail bringt uns wieder hinunter ins Tal. Schon bald - nach der Gosbacher Stoig - ist die Dusche nicht mehr fern.
Mein Rennrad steht im Keller und beschwert sich - es ist die letzten Tage nicht bewegt worden. Ich hole die Pumpe und bringe den Luftdruck auf Vordermann. Normalerweise fahre ich ja immer mit Rucksack - heute lass ich den mal zu Hause.
Da ich schnell einige Höhenmeter sammeln will, nehme ich mir die Gosbachrunde vor. Erst mal geht von Drackenstein runter nach Gosbach - von dort wieder hoch nach Drackenstein. Bei der 2. Runde sehe ich eine Radlerin 500 Meter vor der Albhöhe auf einer Bank liegen und relaxen. Ich überlege... aber mein Tritt ist noch rund... und so pedalliere ich weiter...
Irgendein metallenes Geräusch dringt vom Vorderrad an mein Ohrwaschel. Das kann ja nur ne Speiche sein.
Ich lasse mich durch das Klappern nicht stören und trete weiter ins Pedal. In Richtung Nellingen ist noch richtig gutes Wetter. Als ich in die andere Richtung blicke, krieg ich fast nen Schock - da ist ja ein Gewitter im Anzug...
Nix wie heim...
Irgendwie ist es heute zu heiß - aber irgendwie will ich mich ja doch bewegen. Ich fülle meine Trinkflasche - schütte anschließend vorbeugend fast einen halben Liter Holundersirup in meinen Magen - natürlich verdünnt mit gutem Wasser. Ich nehme immer Wasser aus dem Wasserhahn - das habe ich so als Kind gelernt - da gab es immer Hahnenwasser. Und da ich damit so alt geworden bin, kann es ja nicht schlecht sein.
Die Alb fahre ich heute nicht runter - dann müsste ich ja wieder hoch treten - das will ich mir an diesem schönen Sonnentag ersparen.
Erst geht es über Westerheim zur Schertelshöhle. In der Sonne vor der Höhlenkneipe sitzen 2 ältere Höhlenvereinsmitglieder, sie trinken ihr Feierabendbier. Ich überlege kurz, ob ich denen Gesellschaft leisten soll... verwerfe aber aus diversen Gründen diesen Gedanken...
Kurze Zeit später bin ich in der Nähe von Donnstetten - sehe das Dorf jedoch nicht, da bin ich zu weit weg. Ich orientiere mich wieder in Richtung Laichingen und möchte noch den "hohlen Stein" besuchen. Als ich den Anstieg sehe, bekomme ich schon einen Schweißausbruch - also ändere ich meine Route.
Schnurstracks rolle ich nach Laichingen, vermeide die Nähe der Eisdiele. Über Machtolsheim und Merklingen gelange ich schlussendlich wieder unter meine Dusche.
Das Wetter ist wie gestern - nur die Sonne scheint noch heftiger. Also mach ich mich vor der großen Hitze aufs Bike. Nur ne kleine Runde, etwas mit den Beinchen strampeln. Nach einigen Kilometern stelle ich fest, dass ich mein Handy vergessen habe, aber wenigstens ist mein Garmin noch am Rad. Das piept im Moment: Batterie schwach... Prima, denke ich während ich anhalte und in meinem Rucksack nach meinen Ersatzakkus krame. Tatsächlich finde ich 2 Stück, wechsle die Teile und es kann weiter gehen.
In Hohenstadt nehme ich einen Feldweg an der Autobahn entlang, dann geht ein kaum sichtbarer Weg in den Wald. Letztes Jahr war der Untergrund irgendwie noch besser. Heute sehe ich nur hohes Gras und Brennnesseln. Plötzlich rutscht mein Vorderrad in eine Rille, mein Bike neigt sich nach links - und schon liege ich mit eingeklickten Schuhen in den Brennnesseln. Ich rapple mich hoch und meine linker Arm, linkes Bein (auch das rechte) brennt wie Feuer. Selbst durch die Radlerhose... ich überprüfe die Hose, ob ich nicht etwa in ein Hornissennest geflogen bin...
Nein, nur etwas Dreck an der Hose - keine sonstigen Tierchen. Ich drehe bei den "Eselhöfen" Runde, die ich gar nicht will - aber ich finde den Einstieg in einen geilen Trail oberhalb der Autobahn nicht. Naja, egal. Dann allerdings kommt ein folgenschwerer Fehler. Ich nehme nicht das Teersträsschen runter nach Mühlhausen, sondern einen recht unbekannten Waldweg, der etwas steiler verläuft. Doch plötzlich stehe ich an einem Gatter - kein Durchkommen möglich. Weiter oben sehe ich einen Waldweg, der mich oberhalb der neu gebauten Bahntunnels führt - ich kann die beiden Tunnelröhren auf der gegenüberliegenden Talseite gut erkennen.
Baumstämme liege im Weg und ich muss öfters absteigen... und schlussendlich schiebe ich mein Rädchen - in der Hoffnung, dass der Weg irgendwann wieder besser werden wird.
Es dauert zwar eine ganze Weile (1,5 km), aber nach ca. 20 Minuten kann ich wieder auf den Sattel und es rollt bergab nach Mühlhausen. Da ich eigentlich radeln und nicht nur schieben will, nehme ich in Mühlhausen gleich die Auffahrt in Richtung Burgstall. Die Steigung ist zwar heftig, aber dafür gibt es ja auch ne schöne Abfahrt. Bald bin ich wieder in Gosbach, dann wieder rauf auf die Alb - und ich bin zuhause. Aber irgendwie war heute der Wurm drin...
War es gestern noch angenehm sonnig, so sind heute mal wieder die Temperaturen in den Keller gerutscht. Ich streife mir also die Beinlinge über und ziehe mir was Langärmeligs an. Ebenso verstaue ich meinen grünen Regenkittel im Rucksack.
Dann schwinge ich mich aufs Rad und verschwinde im Kleinostheimer Wald. In Sailauf muss ich ne Pause einlegen und einen Müsliriegel einwerfen - das Frühstück heute morgen war nicht gerade üppig.
Am Wegweiser (linkes Bild) zwingt mich ein Regenschauer ein weiteres mal zu stoppen.
Ich schlüpfe in meine grüne Regenjacke - ärgere mich wie immer über den hakeligen Reißverschluss - ziehe über meinem Rucksack noch den knallgelben Regenüberzug und radle im Regen weiter. Ganz oben (immerhin zeigt mein Navi 512 m ü. NN) angekommen, traben mir 2 Jungbullen entgegen (ohne Aufsicht). Der erste nimmt vor mir den Abzweig links - und auch von mir keine Notiz. Der zweite interessiert sich wohl mehr für mein rotes Fahrrad als für den Abzweig. Mein Puls geht an seine Grenzen... ich halte an... wurschtle aus der Seitentasche meines Rucksacks mein Pfefferspray raus... ich bin auf alles gefasst. Plötzlich dreht sich der Jungspund um und jogged seinem Kollegen hinterher - und mein Puls normalisiert sich wieder.
Von nun geht es erst mal locker bergab nach Eichenberg. Die Wege sind wieder trocken und ich ziehe meine Regenjacke wieder aus und verstaue sie im Rucksack. Am Rande eines Golfplatzes (Gott sei Dank sind keine Golfer unterwegs) geht es weiter über Breunsberg nach Johannisberg. Von hier - Höhe 370 m - geht es nun runter auf 110 m - einfach rollen lassen...
Gestern bin ich mal wieder nach Aschaffenburg gefahren. Eigentlich wollte ich so gegen 10 Uhr starten. Aber mir war beim Aufstehen schon klar, dass das in die Hose gehen würde. Erst mal war ja Aufstehen und Duschen angesagt - das lag alles noch im Zeitrahmen. Dann war noch ein Gang zur Bank und das Abholen meines Rädchens (es verbrachte einige Tage im Krankenhaus) angesagt.
Die Nellinger Kreissparkasse - montags leider geschlossen. Also musste ich mal erst mein Notebook aufschlagen (schlägt man das auf - wie ein Notizbuch oder wird das eher aufgeklappt?) und prüfen, ob die Kreissparkasse im nahe gelegenen Merklingen montags ihre Pforten öffnet.
In der Tat, in Merklingen ist geöffnet, also ab nach Merklingen. Nur eine Kundin vor mir - das kann nicht lange dauern. Aber... was ich nicht wusste - sie wollte am Wochenende Geld in Geislingen abheben - es kam aber weder Geld noch die Scheckkarte aus dem Automat zurück. Das heißt, die Scheckkarte konnte man zwar sehen, jedoch sie kam nicht ganz raus, so dass man sie hätte greifen können. Und dann hatte sie noch 2 Überweisungen... Und dann war da noch die Frage, was mit der Scheckkarte nun ist... und das musste ja geklärt werden...
Gott sei Dank tauchte dann eine andere Kundenberaterin auf und wandte sich meiner Person zu - und alles war gut.
Im Anschluss fuhr ich zu meinem Bikedoktor nach Laichingen. Mein Bike lag seit einigen Tagen auf der Intensivstation, seine Lager waren verschlissen und auch sonst nagte der Zahn der Zeit an meinem fahrbaren Untersatz. Nun durfte ich es abholen. Und dieses montierte ich auch sofort auf den Radträger meines Wohnmobils. Bislang war der Zeitplan nur geringfügig überschritten.
Und dann war ja auch noch diese Mail vor 2 Tagen von Globetrotter: Mein bestelltes Zelt sei eingetroffen. Bevor ich jetzt nach Aschaffenburg fahre, hole ich doch noch schnell in Ulm mein neues Zelt. Oje, such du mal in Ulm momentan einen Parkplatz - da wird die ganze Stadt umgebaut - zumindest das Gebiet um den Bahnhof. Schon etwas schweißgebadet - es war ja schönes Wetter - nahm ich mein neues Zelt in Empfang. Wo hatte ich geparkt?...
Und nun hatte ich Hunger - mein Magen schrie nach Spaghetti. Und meinen Magen lass ich nicht im Stich, der soll bekommen, was er will. Aber eben die Zeit verstreicht... das Wohnmobil wollte auch noch mit dem Nötigsten versorgt werden, und so kam es, dass ich eben erst um 17 Uhr den Motor starten konnte und nach Aschaffenburg abhob.
Die Fahrt war problemlos und den Stellplatz am Main fand ich (fast) auf Anhieb. Am nächsten Morgen holte mich das sanfte Tuckern eines Kahns (oder war es ein Touristenschiff) aus meinen schönen Träumen. Erst mal meinen Körper mit einer schönen Dusche verwöhnen, dann Frühstück, dann in die City - nur kucken, nicht kaufen...
Nun rückt ja so langsam der Höhepunkt des heutigen Tages näher: Radeln mit Meike und Thorsten. Ich freue mich sehr, mal wieder die Wege in meinem "alten Territorium" zu befahren. Wir starten am Sportplatz in Kleinostheim und es geht erst gemütlich in den Wald, bevor es etwas steiler und dadurch natürlich auch anstrengender wird.
Nach einigen Wellen (und auch verlorenen Schweissperlen) kommen wir an unserer "Pausenstation", dem Hahnenkamm an. Einige Radler sind schon bei der Nahrungsaufnahme. Wir hängen unsere Räder mit dem Sattel an den Westernzaun - an dem auch ein schönes (Western-)Pferd festgemacht ist. Es gibt Radler (das ist nun was Trinkbares), wir quatschen und die Zeit verfliegt wie in Nu - so dass wir uns wieder auf unsere Rädchen schwingen (müssen).
Vom Hahnenkamm geht es - Gott sei Dank - nur noch bergab. Die Beinchen können also locker auf den Pedalen abgestellt werden und es rollt ohne Muskelkraft flott in Richtung Heimat. In der Zwischenzeit ist es kühl geworden und der Fahrtwind trägt nicht gerade zur Erwärmung des Körpers bei.
Bald haben wir wieder das Tal erreicht. Meike verabschiedet sich - etwas später auch Thorsten - und ich trete noch locker zum Stellplatz am Main. Die Dusche spült meine Schweißperlen vom Körper - der Balsam für meine Seele aber bleibt...
Nachdem gestern Abend noch ein heftiges Unwetter - allerdings mit kaum Regen - cirka für 3 Stunden über dem Campingplatz ausgeharrt hat, ist es heute Morgen relativ ruhig. Die Temperatur ist von 27 Grad auf 12 Grad gefallen. Gerade richtig, dann lass ich heute mal das Rad stehen und lasse es mir im Johannesbad, der größten Therme in Bad Füssing mit über 4.000 qm Wasserfläche, gut gehen. Das Wasser kommt aus 1.000 m Tiefe und die einzelnen Bäder haben eine Temperatur von 27 - 39 Grad. Da gibts garantiert kein Kälteschock. Zweifelsohne schleicht sich bei diesen Temperaturen - draußen sind es max. 18 Grad am Nachmittag - eine gewisse Müdigkeit ein. Dieser sollte man nicht versuchen zu widerstehen, viel besser ist es, sich in eine der vielen Liegen zu begeben, um sich dem Drang nach Schlaf hinzugeben. Und genau das mache ich...
Irgendwann erwache ich und mein Körper verlangt nach Kaffee und einer "Sacher". Das Stück Kuchen ist lecker, leider aber viel zu klein...
Der Bus bringt mich wieder auf den Campingplatz zurück. Meine Campernachbarn - 2 flotte Bienen im summierten Alter von ca. 150 Jahren sind heute nach dem Frühstück abgereist.
Im Moment schiebt sich ein neues Wohnmobil auf den noch freien Platz. Die neuen Nachbarn bleiben für knapp 3 Wochen. Der Herr des Mobilhauses ist mit dem Aufbau seines neuen Vorzelts voll ausgelastet. Ein ganz neues Modell - ohne die üblichen Zeltstangen - an deren Stelle treten Luftschläuche, die einfach mit einer Pumpe aufgepumpt werden.
Sowas habe ich in der Tat auch noch nie gesehen. Aber am Ende steht das Vorzelt felsenfest - zumindest bis zum nächsten Sturm.
Nun gehts noch in die Kneipe - ich war heute so lange im Wasser, da habe ich Lust auf Fisch...
Als wenn die Sonne nicht geschlafen hätte - heute strahlt sie wie gestern - ach wie ist das herrlich. Langsam erwacht der Campingplatz. Ich finde auf Anhieb eine freie Dusche - meine Lieblingsdusche. Nach dem Frühstück geht es erst mal nach Pocking, ein kleines Städtchen mit der Pfarrkirche St. Ulrich, vor der sich ein Pferd im Sandbett wälzt. Warum? - Das werde ich wohl nie erfahren.
Von Pocking aus fahre ich einen wirklich vorbildlich angelegten Radweg nach Tutting. Hier zweigt er scharf nach rechts ab - ist nun nicht mehr geteert. Da die Strecke nur ganz gemächlich ansteigt, vermute ich, dass ich mich auf einer stillgelegten Bahntrasse befinde. Als ich dann am Weg einige alte Steinblöcke entdecke auf denen die Bahnkilometer eingeschlagen sind, und auch ein Bahnsignal auftaucht (ohne Gleis im sichtbaren Umfeld), da bin ich mir sicher, dass sich in früheren Zeiten einmal ne Dampflock hier hoch gearbeitet hat.
In Rotthalmünster setze ich mich in ein Cafe, das schon vor 5 km auf einer großen Tafel sein selbstgemachtes Eis angepriesen hat. Und - in der Tat - es schmeckt lecker und nach mehr.
Ich komme mit einer Gärtnerin ins Gespräch, die gerade die städtischen Blumenkübel neu bepflanzt. Sie erklärt mir, dass die Stadt seit 20 Jahren um die Erneuerung des Marktplatzes kämpft. Und nun ist es endlich soweit. Und ich kann es auch deutlich hören: die Bauarbeiter haben in diesem Moment Ihre Mittagspause beendet und haben ihre Arbeit auf Bagger, LKW und Abrissbirne wieder aufgenommen - unüberhörbar...
Nach dem leckeres Eis rolle ich locker und entspannt Bad Füssing entgegen.
Mit einer kleinen Runde um den weitläufigen Kurpark beschließe ich die heutige Radtour und kehre zum Campingplatz zurück.
Nach der Dusche noch schnell in den Naturbadesee gehüpft, im Anschluss in die Therme (ich habe noch nie so warm gebadet). An den Düsen des Bades lasse ich mir meine lahmen Muskeln noch von einem wohltuenden Wasserstrahl massieren. Noch sind keine Wolken am Himmel zu sehen...
Zum Abendessen gibt es Hähnchen vom Grill - und für die Ohren super Popmusik von der Einmannkapelle. Das Hähnchen schmeckt hervorragend und auch die Stimme von der Einmannkapelle klingt gar nicht so schlecht. In der Zwischenzeit hat der Himmel die Farbe von blau ins gewitterdunkelschwarz gewechselt und der Wind hat heftig zugelegt - ich sehe die Baumkronen, die sich von dem Heftigen föhnen lassen. Ich denke mal, dass morgen früh wieder Ruhe eingekehrt ist...
Die Sonne gibt schon morgens um halb 8 ihr Bestes. Es ist warm - und das Frühstück schmeckt im Freien noch einen ganzen Tick besser als drin. Die bayerischen Brötchen sind lecker und am Geschmack des Frühstückseis kann ich auch nichts Negatives entdecken.
Heute ist Passau angesagt - die drei Flüsse-Stadt. Erst geht es von Egglfing nach Bad Füssing, die Kuranlagen und Thermen sind echt beeindruckend. Sollte sich noch ein Schlechtwettertag ergeben, dann werde ich sicherlich einen Thermentag einlegen.
Weiter geht es über einige Dörfer - abseits des Innradwegs - auf der deutschen Innseite in Richtung Passau. Die Flussmitte ist ja zugleich Grenze zwischen Deutschland und Österreich (oder Bayern und Oberösterreich). Ca. 15 km vor Passau wird der sonst so flach verlaufende Radweg plötzlich sehr hügelig. Vom Inn aus steigt das Ufer sofort mächtig an, so dass ich öfters zum Absteigen animiert werde.
In Passau angekommen, geht es zuerst an einem Schulzentrum vorbei - die Halbwüchsigen haben wohl gerade Mittagspause und lungern (heute heisst das wohl "chillen") im Schulhof rum. Unweit entfernt treffe ich immer mehr junge Leute - beiderlei Geschlechts - dann erblicke ich die Universität. Oh, bislang wußte ich gar nicht, dass Passau ne Universität hat, aber man lernt ja nie aus.
Nun will ich mir aber wieder einige Kalorien zuführen. Ich plaziere mich in eine Gastwirtschaft, die direkt am Zusammenfluss von Inn und Donau (nicht zu vergessen die Ilz, die ja just 200 m entfernt auch in die Donau fließt) liegt. Einige große Ausflugsschiffe ziehen vobei, das schöne Wetter lockt alle, die nicht bettlägerig sind an die frische Luft. Ich genieße meine Gulaschsuppe und das Radler - ich könnte 3 davon trinken, aber dann würde ich vermutlich in Schlangenlinien heim radeln müssen.
Den Heimweg trete ich auf der österreichischen Seite - also auf der anderen Innseite an. Da kommt doch noch das schönste mittelalterliche Städchen Österreichs: Schärding. Und es sieht wirklich sehr schön aus, mit den vielen Straßencafes vor den alten, in allen Farben schimmernden Häusern. Ich besorge mir ein Eis - 2 Kugeln. Und das schmeckt so lecker - bringt die verbrauchten Lebensgeister sofort wieder zurück.
Nun sind es noch 22 km bis auf den Campingplatz in Egglfing. Ich nehme nun wieder den Radweg auf deutscher Seite, wechsle also die Innseite. Die Sonne brennt immer noch auf meinen Rücken, aber wenn ich zurück blicke, kann ich am Horizont bereits dicke, hoch aufgetürmte Wolkentürme erkennen. Ich werde es zukünftig vermeiden, einen Blick nach hinten zu riskieren. Vor mir sieht es aus wie in Süditalien - Sommersonne pur.
Um 17 Uhr 30 öffne ich auf dem Campingplatz ein Kaiserweizen - und mein Körper dankt es mir - dann gehe ich unter die Dusche...
Für die nächsten Tage ist gutes Wetter angesagt, also auf ins Bayerische. Das Rädchen aufs Wohnmobil gekettet, den Kühlschrank gefüllt und - Abfahrt...
Nach knapp 300 km erreiche ich Egglfing (selten finden sich 4 Konsonanten in Reihe - wenn man mal von "sch+"... absieht), ein kleines verträumtes Örtchen am Inn. Der Campingplatz macht gerade Mittagspause und deshalb parke ich vor der Schranke und schmeiße mich in meine Radklamotten. Die Sonne brennt schon wie im Hochsommer - schön. Ich will noch etwas für meine Beinchen tun.
Erst mal den Inn suchen - und dann - den Wind im Rücken - den Inn hinauf. Wobei "hinauf" wirklich nicht das richtige Wort ist - der Weg auf dem Damm ist topfeben. Nach ca. 20 km lässt sich das erste Dorf blicken: "Ering". Beim "Eckinger Wirt" gibt es was für Magen und Leber...
Nach dem ausgiebigen Vesper wechsle ich die Innseite und fahre auf der österreichischen Seite wieder zurück. Die nächste Brücke, die ich auch wieder benutze, um ins deutsche Lager zurück zu kehren, ist in der Nähe von Bad Füssing. Und von da ist der Campingplatz ja nicht mehr weit.
Der Himmel ist wolkenverhangen - jedoch der aktuelle Wetterbericht sagt, dass es heute trocken bleiben würde. Ich geh mal vor die Türe, um die Temperatur zu prüfen... das Thermometer zeigt 8 Grad, das reißt mich jetzt nicht gerade vom Hocker.
Ich streife meinen Winterkittel über, lange Hosen sowieso, lange Handschuhe erst recht und wärmende Überschuhe. Ich lasse mich die Alb runter rollen, Richtung Gammelshausen. Jedes Rinnsal ist heute randvoll mit Wasser - kein Wunder - so wie es die letzten Tage geregnet hat. Vor Auendorf steht sogar ein Schild: "Achtung Strasse überschwemmt".
Über Gammelshausen und das Deutsche Haus (hier ist immer was los, selbst bei diesem Sauwetter stehen jede Menge Autos auf dem Parkplatz) geht es nach Weilheim. Das über 300 m tiefer als mein Startpunkt liegt. Herrlich sind die gelb blühenden Rapsfelder anzusehen. Bei uns auf der Alb dauert es wohl noch 10 Tage, bis das Gelb das Grün verdrängt.
Bei der längsten Steigung des Tages (Hepsisau - Schopfloch) überholt mich ein junger Typ in kurzem Dress. Ich schaue auf seinen Rahmen - nein, der hat kein e-Bike... Ok, der muss so schnell treten, den frierts, denke ich so bei mir. Den Gedanken, dass ich vielleicht schlecht drauf bin, verwerfe ich mal.
Bei Zainingen nehme ich den Abzwieg in den ehemaligen Truppenübungsplatz. Ich komme an einigen Schafherden vorbei - vermeide es aber, vom Schäfer in die Herde einsortiert zu werden. 2 flotte Bikerinnen kommen mir entgegen - natürlich beide ins Gespräch vertieft. Dummerweise weiche ich aus - vielleicht hätte der Zusammenstoß meine abhanden gekommenen Lebensgeister wieder auf Vordermann gebracht...
Nach 13 km spuckt mich der Truppenübungsplatz (heute Biosphärengebiet) wieder aus. Über Feldstetten und Laichingen trete ich nach Nellingen zurück - kaputt, aber trocken.
Mein Bike musste ja ins Krankenhaus - heute sollte es wieder entlassen werden. Leider konnte der Hersteller dem zuständigen Ärzteteam jedoch die benötigten Ersatzteile noch nicht liefern. Mein Leihbike habe ich gestern schon zurück gegeben. Also bin ich momentan ohne gefederten Untersatz.
Also verschwinde ich mal kurz im Keller und bringe mein Rennrad ans Tageslicht. Schnell noch etwas Luft in die Reifen gepumpt und flutschiges Kettenöl auf den Antriebsriemen geträufelt...
Ich trete kraftstrotzend Richtung Albtrauf - passend zum Wolkenhimmel spüre ich auch schon die ersten Regentropfen. Im Täle (so heißt eben das Filstal) angekommen - aus den paar Regentropfen wurde Dauerregen und auf den Strassen steht das Wasser - entscheide ich mich für 2 Runden Gosbach, das reicht bei diesem Sauwetter. Bei der 2. Abfahrt bemerke ich, dass sich so langsam Wasser in den Schuhen sammelt und das Spritzwasser meines Hinterreifens mein Hosenhinterteil einweicht.
Wieder oben auf der Alb angekommen - der Regen hat nachgelassen - nehme ich noch den Schlenker über Türkheim. Kalt und nass komme ich wieder zu Hause an. Morgen soll es ja Sonne geben...
Vom 29.04.2017 - 01.05.2017 ist die erste Ausfahrt im neuen Wohnmobil angesagt. Irgendwann muss ich ja mal mit diesem Fahrzeug - ein LAIKA Ecovip 309 - einige Kilometer Fahr-Erfahrung sammeln. Immerhin hat es ne Länge von 7,0 m (den ausgeklappten Radträge nicht eingerechnet), eine Breite von 2,30 m (ohne die riesigen Außenspiegel) und eine Höhe von knapp 3,20 m (inkl. Antenne) - also mehr hoch wie breit...
Also raus auf die Autobahn - das geht besser als vermutet - und schon ist der Campingplatz in Sichtweite. Mir wird ein ebener Platz zugewiesen - Gott sei Dank - dann wird nächtens beim Schlafen nicht das ganze Blut in meinem Kopf übernachten wollen...
Zum Frühstück gab es leckere bayerische Semmel und dann war auch schon eine Stadtbesichtigung angesagt. Wir suchten uns eine gestandene Führerin, der anzusehen war, dass sie so eine Führung nicht zum ersten Mal macht. Die folgenden 2 Stunden waren voll interessanten Informationen über Stadt Bamberg, die übrigens wie Rom auf 7 Hügeln erbaut wurde, seinen Sehenswürdigkeiten und Traditionen. Gigantisch und imposant zugleich zeigt sich der Dom auf einem der Hügel - wirklich sehenswert. Wäre er in seinen Anfängen nicht gleich 2 x abgebrannt, so wäre er heute 1.000 Jahre alt. In seiner heutigen Form hat er ca. 800 Jahre schadlos überlebt.
Vergangenen Samstag musste ich mein Mountainbike nach Laichingen ins Krankenhaus bringen. Der Bikedoktor im dortigen Bikecenter diagnostizierte mit gekonntem Blick ausgeschlagene Lager. Besonders das am Hinterbau machte sich selbständig und droht verlustig zu gehen.
Da ich nur sehr ungern ohne Bike dasitze und über den 1. Mai auch ne Radtour in Bamberg angesagt ist, erkundigte ich mich im Bikecenter nach einem Leihbike. Der Chef setzte - im wahrsten Sinne des Wortes - alle Hebel in Bewegung, um mir eines zu beschaffen.
Und so bin ich nun für eine Woche stolzer Besitzer eines twenty-niners, Carbon, absenkbare Sattelstütze, Specialized. Also gleich in den Sattel - ich merke gleich, dass er nicht von meinem Hinterteil eingefahren wurde. Das Bike hat nur ein Kettenblatt vorne, das ist etwas ungewohnt. Die Gänge hinten schalten sich butterweich.
Ich nehme die alte unbefestigte Römerstrasse nach Gosbach. Überrascht bemerke ich, dass das 29" die Unebenheiten wesentlich besser wegsteckt als mein 26" Rad. Da macht die Abfahrt so richtig Spaß - und dann noch die absenkbare Sattelstütze - echt geile
Sache. Ich nehme noch den Kornberg mit. Auch bei steileren Passagen bleibt das Vorderrad auf dem Boden und steigt nicht hoch wie ein Rodeo-Pferdchen. Das gefällt mir. Schade, dass es nur geliehen ist - aber mein nächstes Rädchen könnte so - oder so ähnlich aussehen...
So ganz langsam werde ich die Wintersaison im Tannheimer Tal beenden. Deshalb fahre ich auf den Campingplatz zu meinem Wohnwagen. Auf den Bergen liegt zwar noch etwas Schnee, Seilbahnen und Skilifte haben ihren Betrieb eingestellt und die letzten Ostertouristen sind abgezogen. Für ca. 4 Wochen versinkt das Tannheimer Tal nun in eine Art Dornröschenschlaf. So hat der Schnee Zeit sich zu verdrücken und die Servicemitarbeiter der Hotels können sich von den Gästen zu erholen.
Der Campingplatz ist eigentlich geschlossen, so muss ich vor der Schranke parken und Skischuhe, Skistöcke, Ski und die ganzen Klamotten, die ich im Sommer nicht mehr benötige, vom Wohnwagen ins Auto schleppen.
Es ist kalt - aber trotzdem findet sich der harte Kern zu einer kleinen Albrunde ein. Wir bewegen uns erst mal in Richtung Albkante und nehmen die Boller-Stoig, um uns 220 m weiter nach unten zu bringen. Die Stoig ist von mehreren Querrillen durchzogen, bei denen Vorsicht geboten ist. Die Bremsen zum falschen Zeitpunkt gedrückt und das Vorderrad sticht in die Rinne und fordert den Fahrer zu einem Überschlag auf.
Im Tal machen wir es uns erst gemütlich, nehmen aber dann doch eine steile Rampe, die den Pulsschlag wieder in Richtung 180 treibt.
Wir steuern einen schmalen Single Trail entlang - er ist eigentlich flach - aber trotzdem bleibt der Puls hoch... Bald geht es wieder ins Tal und treten gemütlich den Radweg in Richtung Heimat an.
Ich war mal kurz in Aschaffenburg - allerdings war das alles ziemlich hektisch: Also da fahre ich mit dem Womo nach Aschaffenburg und suche am Abend schon verzweifelt den Wohnmobil-Stellplatz. Erst fahre ich an ihm vorbei und dann kommt eine Unterführung. Ich erschrecke - hoffentlich komme ich da durch - ich brauche in der Höhe 3,20 m... Aber glücklicherweise kommt mir da gerade ein Bus entgegen. Der ist ja bestimmt höher als ich - und ich drücke aufs Gas.
Leider fahre ich nun in der falschen Richtung und muss umdrehen - was mir auch irgendwie ganz gut gelingt, ohne eine Laterne anzubumsen. Ich finde dann - nach Durchquerung der Unterführung (nun furchtlos) - auch die Einfahrt zum Womo-Stellplatz. Freude huscht über mein Gesicht. Auf dem Stellplatz gibt es Strom von Stromsäulen zu zapfen. Ich rolle meine Kabeltrommel aus - als ich die Stromsäule näher betrachte, werde ich blaß: Ich habe meinen dreipoligen CEE-Adapter vergessen. Nun stehe ich da mit meinem 2-poligen Stecker vor einer Dose, die nach einem 3-poligen verlangt. Naja, das wars - eben dann kein Strom...
Gott sei Dank kenne ich noch einen Baumarkt in der Nähe des Bahnhofs... und ich latsche los - natürlich mir Regenschirm, denn in der Zwischenzeit hat es ja angefangen zu tröpfeln. Als ich den in meinem Hirn existierenden Baumarkt erreicht, muss ich feststellen, dass auf diesem Areal nun andere Geschäfte eröffnet haben - ganz zu meinem Leidwesen. Also noch schnellt zu Media-Markt in diesem City-Center. Doch hier ist der zuständige Stromerboy hoffnungslos überfordert, als ich ihm die Frage stelle, ob er einen Adapter Schukostecker auf CEE 16A hätte. Er schaut sich das live im Internet an... ein Ausdruck hilft mir aber nicht wirklich weiter. Er gibt mir zumindest den Tipp, dass das Bauhaus vielleicht sowas im Sortiment führt. Aber nun ist es 20 Uhr - und ich beende für heute die Sucher nach einem Adapter.
Bei meinem Nach_Hause_Weg streife ich noch den "Wilden Mann". Eine alte "ascheberscher" Gaststätte, in der ich mit einigen meiner Arbeitskollegen schon manche Gans (die gibts in anderen Kneipen besser) gekaut habe. An der Bar komme ich mit einem netten Herrn in Gespräch, der in Aschaffenburg aufwuchs, dann lange Jahre in Köln arbeitete, um nun wieder in Aschaffenburg den schönsten Teil seines Lebens zu verbringen.
Ich erreiche mein Womo relativ trocken, obwohl - der Wind treibt den Regen trotz meines Schirms gegen die Hosen. Im Womo ist es mollig warm (Gasheizung) und ich schlafe wie ein Bär.
Ich erwache mit dem Gedanken an Strom... stehe unter die Dusche - herrlich. Das Frühstück verschiebe ich erst mal, ich will ja erst mal ins Bauhaus wegen dem vergessenen Adapter.
Ich weiß in etwa, wo der Baumarkt ist und beginne zu laufen... ein fataler Fehler. Ich war der Meinung, dass ich in spätestens 20 Minuten an der Kasse stehe... Weit gefehlt... Nach einer Stunde Fußmarsch sehe ich das rot/weiße Schild "Bauhaus". Ich marschiere rein und mache mich auf die Suche. Ein freundlicher Bauhausmensch führt mich zu den Strom-Adaptern. Super - die haben wirklich alles - jedoch nicht den von mir benötigten...
Also wieder zurück - aber nur bis zur nächsten Bushaltestelle. Warum bin ich eigentlich nicht schon per Bus ins Bauhaus gefahren? Darüber will ich jetzt gar nicht nachdenken. Kurze Zeit später bin ich im Busbahnhof - erspähe eine Bäckerei und genehmige mir das langersehnte Frühstück. Ab sofort denke ich nicht mehr an Strom oder Gas.
Für abends habe ich mich dann mit einigen Freunden verabredet. Es wird viel gequatscht, gelacht und sinniert. Es ist schön. Ich erreiche mein Womo in bester Stimmung und vergesse Schäfchen zu zählen. Das muss ich auch nicht - bin sofort im Land der Träume.
...bis ca. 1:30 Uhr, da steigt so ein kühles Gefühl in mir hoch, das an Sibirien erinnert. Sch... denke ich, nun ist das Gas alle - kein Strom für die Heizung... und Feuer kann/darf ich ja im Womo auch nicht machen. Also hole ich 2 Pullis aus dem Schrank, ich sehe nun aus wie ein Michellin-Männchen, aber es ist nun auszuhalten. Ich schlafe relativ gut... Am nächsten Morgen besorge ich mir erst mal wieder Gas, ich möchte es einfach warm haben. Jedoch kann ich die Heizung nicht dazu überreden, anzuspringen. Ich beschließe die Besuchertour in Aschaffenburg abzubrechen und wieder ins Schwabenland zu fahren.
Von der Wanderung auf den Falken habe ich mich soweit gut erholt - einer Radtour steht da nix im Wege. Ich fühle mich wie ein Bär und so rolle ich nach Gosbach runter und auf der anderen Albseite gleich wieder nach oben und umrunde den Rufstein. Eine flotte Abfahrt bringt mich nach Gruibingen - bekannt aus dem Radio: "Stau zwischen Gruibingen und Ulm West"...
Von dort genehmige ich mir das Teersträsschen nach Sickenbühl. Unterwegs - obwohl es berauf geht - sinkt meine Körpertemperatur... schei... Wind, so dass ich beschliesse zu drehen und wieder Richtung Heimat zu radeln. Kurz vor Nellingen fällt mir das neue Baugebiet ins Auge - mache ein Foto - und schon stehe ich unter der Dusche.
Pünktlich um 10 Uhr erscheine ich bei meinem Schwager Anton in der Nähe von Karsee. Ich lade Anton und Winne - ein weiterer Schwager - ins Auto und wir kutschieren nach Eglofs, wo mein dritter Schwager Hubert zusteigt. Gemeinsam geht es weiter nach Steibis zur Imbergbahn. Der Plan: Mit der Imbergbahn erst mal Höhe machen und dann weiter hoch zur Falkenhütte wandern.
Wir parken bei der Imbergbahn und werfen einen Blick zur Seilbahn - da bewegt sich nix. "Die haben über die Mittagszeit bestimmt eine Pause eingelegt..." bemerke ich. Meine Schwäger schauen ungläubig.
Wir gehen zum Kassenhäuschen, aber da sitzt niemand. Plötzlich kommt ein Seilbahnmensch, der mit Aufräumarbeiten beschäftigt ist zu uns uns gibt uns zu verstehen, dass die Seilbahn zur Zeit geschlossen ist und erst wieder am 15.Mai öffnet. Wir erklären ihm, dass wir auf der Falkenhütte übernachten wollen und die Übernachtung bereits gebucht ist. "Dann müsst ihr wohl oder übel hier hoch" und deutet auf den kürzesten, aber auch steilsten Weg.
Im Anblick auf den vor uns liegenden Berg fällt Hubert ein, dass wir auch über Riefensberg zum Gasthof Hochhädrich fahren und von da aus unsere Wanderung auf den Falken starten können. Gesagt - getan. Wir steigen nochmals für 20 Minuten ins Fahrzeug, dann schnallen wir uns den Rucksack um und marschieren in Richtung Falkenhütte. Der Weg ist gut ausgeschildert und bald kommen wir zum Hörmoos See. Eine alte Holzbank lädt zur Pause ein - es gibt Landjäger und ein Laugenhörnle, Aqua minerale. Leider hat die Alpe Hörmoos geschlossen, wie auch manch andere Alpe im Umkreis.
Gut gestärkt geht es über 2 steilere Anstiege zur Falkenhütte. In der Zwischenzeit hat die Sonne den Kampf gegen die Wolken gewonnen und wir sitzen draußen an einem mächtigen Holztisch.
Anton versorgt uns sofort mit einer Runde Hefeweizen, den wir nach dem Aufstieg dringend benötigen, um unseren Wasserhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Von der Falkenhütte geht ein Schlepplift bis zum Gipfel, jedoch fehlt der Schnee. Gott sei Dank - sonst wären wir nach dem 2. Glas Hefe sicherlich noch Ski gefahren...
Die Zeit verrinnt wie im Fluge und bald werden wir in die Almwirtschaft zum Abendessen gerufen. Schnell bringen wir noch die Rucksäcke aufs Zimmer - bislang hatten wir dafür ja keine Zeit. Die Zimmer sind - immerhin sind wir auf einer Alpe am Rande zu Österreich - saugemütlich eingerichtet. Winne und ich begutachten die Dusche, beide Balkone, die von unserem Zimmer begehbar sind, und wir nicken zufrieden. Wenn das Essen so gut wie die Zimmer sind, dann haben wir einen Volltreffer gelandet.
Also schnell runter zum Abendessen. Eigentlich sollte nun die Wirtschaft "voll" sein, jedoch hat eine Gruppe aus Ostfriesland, die jedes Jahr zum Skifahren kommen, abgesagt - wegen Schneemangel. So sind wir nun die einzigen Gäste. Von der Wirtin werden wir freundlich und liebevoll umsorgt: Es gibt eine grosse Schüssel Salat, eine Riesenrindsroulade, Knödel und Spätzle, und Gemüse. Der absolute Hammer ist die Soße - hätte ich ne Badehose angehabt - ich hätte mich rein gelegt.
Die Wirtin, später auch der Wirt setzen sich zu uns an den Tisch. Sie erzählen vom täglichen Leben auf einer Alp und von ihrer Arbeit. Also ich möchte diesen Knochenjob nicht machen. Im Sommer weiden ca. 170 Rinder (das sind Tiere, keine Menschen) auf den saftigen umliegenden Almwiesen, die wollen natürlich auch versorgt werden.
Irgendwann haben wir die nötige Bettschwere erreicht und gehen ins Bett.
Am nächsten Morgen ist zwar das Wetter nicht nach unserem Geschmack, aber umso mehr das leckere Frühstück. Wir füllen unsere Energiespeicher auf, geben unsere Schlüssel ab - einige Scheinchen, die nur schwer zu fälschen sind, wechseln noch den Besitzer und dann geht es wieder bergab. Ein herzliches Danke an alle, die zu diesem gelungenen Ausflug beigetragen haben.
Genug der Lumperei in Hamburg - es gab dort zu viel leckeren Fisch und süffiges Bier. Nun ist mal wieder etwas Sport an der Reihe.
Das Rad hätte auch mal wieder eine Grundreinigung verdient, aber für heute muss es sich mit etwas Öl zufrieden geben. Das Thermometer zeigt auf der Terrasse schon 18 Grad, aber ich streife mir dennoch meine Beinlinge über - für die schattigen Passagen. Erst pedalliere ich in Richtung Westerheim über Feld, Wald und Flur. Irgendwie sind die Beinchen noch vom Hamburg-Trip schwer und lassen sich nur mit Mühe bewegen.
Über den Westenberg geht es dann Richtung Schertelshöhle. Vorher drehe ich noch eine nicht wirklich gewollte Zusatzschleife - das übt. Auch nach Donnstetten erwische ich nicht den richtigen Weg und ich muss in einer tiefen Holzabfuhrrinne bergab stolpern bis ich wieder einen fahrbaren Untergrund erwische. Ich rolle nun von einer Höhe von 850 m bis nach Bad Überkingen, das auf 440 Metern liegt. Zwischendurch lege ich noch eine kurze Rast am Filsursprung ein und schiebe mir einen Riegel hinter die Kiemen. Einige Familien sind hier, um an der Feuerstelle zu grillen, während sich einige Kinder an der noch jungen Fils tummeln, andere spielen Fußball.
In Bad Überkingen fahre ich zum Osterbrunnen, der wie jedes Jahr herrlich geschmückt ist. Dann geht es auf den Panoramaweg in Richtung Geislingen. Ich entdecke ein kleines Sträßchen, das ich nicht kenne und biege in just dieses... Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Denn weiter oben wird es immer schmaler und steiler. Erst ist mal Schieben angesagt, dann will das Bike getragen werden - zu schmal, zu steinig und zu steil wird der Wanderweg. Am Eichhölzle habe ich das Schlimmste hinter mir und erlaube mir, einige Minuten auszuschnaufen.
Nach Nellingen sind es noch 8 km, die mich jedoch nicht mehr zum Schwitzen bringen können...
Das Köfferchen ist schon gepackt - die Wartezeit beim Frühstück ist null. Da es ja immer heißt, dass man möglichst früh auf dem Fischmarkt erscheinen soll, gibt es heute ein etwas reduziertes Frühstück. Mit der U-Bahn geht es zu den Landungsbrücken und dann zu Fuß in Richtung Fischmarkt. Der Weg ist nicht zu verfehlen - es sind bereits hunderte Fischmarktgänger (und noch viel mehr) unterwegs und wollen sich von den Marktschreiern animieren lassen. Die Marktstände im Freiluftgelände nehmen zu, und es geht nur noch langsam voran. Schlussendlich erreiche ich die Halle, aus der Popmusik der 60-iger und 70-iger klingt.
Ich verlasse den Fischmarkt und trete gegen mittag die Rückreise an. bis Frankfurt wieder gut machen. Es reicht zumindest noch für den Wechsel in den Zug nach Stuttgart, in dem - man liest es ja immer wieder - die Klima-Anlage ausgefallen ist. Dafür ist heute das Bord-Bistro geschlossen, ich verzichte also auf das Eis... Ein Zugbegleiter lässt sich natürlich unter diesen Umständen nicht blicken... Auf dem ersten Teil der Fahrt wollten die Zugbegleiter gleich 3 x die Fahrkarten prüfen - naja, im ersten Zug funktionierte ja auch die Klima-Anlage.
In Stuttgart dann die letzte Umsteige-Aktion. Fussballer - nein, deren Fans grölen vor dem Zug. Ich suche mir einen Waggon ohne diese Musik, steige ein - erschrecke, denn die Fans sind da schon eingestiegen. Gott sei Dank kann ich noch einen Sitzplatz ergattern, rolle meinen Anorak zusammen und stecke ihn oben in die Ablage. Hinter mir stehen, sitzen, liegen die Fans vom VfB Stuttgart, reißen mit ihrem dicken Lippen gehässige Sprüche gegen irgendwelche gegnerische Vereine - Flaschengeklapper...
In Geislingen angekommen, nehme ich meinen Rucksack und meine Tasche, kämpfe mich durch die auf der Treppe kauernden starken Typen. Endlich bin ich draußen - Gott sei Dank. Der Zug fährt wieder an... mit ihm auch mein Anorak... Ich greife in meine Hosentasche nach meinem Handy... klar, es ist im Anorak und fährt nun in Richtung Friedrichshafen.
Das hat mir ja gerade noch gefehlt - ich wollte zwar schon lange ein neues Handy, aber nun geht mir das alles doch zu schnell. Also erst mal nach hause. Der Fahrplan der Bahn verrät, dass der Zug mit meiner Jacke nach Friedrichshafen auf Gleis 4 einläuft. Dann geprüft, ob ein Zug auch auf Gleis 4 abfährt - und wohin. Das Internet ist toll... der Zug fährt wohl gleich wieder zurück nach Stuttgart. Und genau in diesen Zug steige ich fast 3 Stunden später wieder in Ulm ein und fahre nach Geislingen (das ist in Fahrtrichtung Stuttgart). Ich durchkämme die Waggons - beim zweiten werde ich fündig. Mein Anorak liegt noch genau da, wo ich ihn erwartet habe. Und ich wusste ja - die Menschen in einem schwäbischen Zug nehmen nix mit, was nicht ihnen gehört... Die Menschen sind gut - und das ist gut so.
Endlich darf ich heute mal beim Frühstück Schlange stehen - aber das war ja angekündigt. Das Hotel (One) ist ansonsten wirklich zu empfehlen. Es liegt direkt an der U-Bahn, eine Station vom Hauptbahnhof entfernt. Die Alster kann zu Fuß erreicht werden und von da ist es ja nicht mehr weit zu den Sehenswürdigkeiten.
Am Bahnhof nehme ich so nen Touristenbus und löse gleich ein Ticket für ne Hafenrundfahrt (ist im Paket billiger, und hier schlägt der Schwabe natürlich zu). Die Stadtrundfahrt ist sehr informativ - und lustig. Im Anschluss muss ich natürlich den alten Elbtunnel noch durchqueren. Ich fahre mit einem Aufzug aus dem Jahre 1911 in 24 m Tiefe - dann marschiere ich unter der Elbe hindurch. Am Wochenende dürfen keine Autos fahren, nur Radler und Fußgänger. An Wochentagen können auch Autos per Fahrstuhl nach unten transportiert werden und die Elbe unterqueren. Auf der anderen Seite geht es dann wieder per Fahrstuhl nach oben. Fußgänger dürfen natürlich auch die Treppe benutzen.
Der Andrang im Frühstücksraum war heute gar nicht so heftig, wie vom Hotel angekündigt. Ganz im Gegenteil - genügend freie Tische und der Zugriff zu Kaffee, Butter und Ei, Brötchen, Marmelade und Wurst war zu keiner Zeit eingeschränkt.
Heute ist erst mal das Rathaus und die Speicherstadt angesagt - dann die Freunde aus dem Allgäu vom Hauptbahnhof abholen, lecker Fisch mit Bratkartoffeln einwerfen und im Anschluss die Elbphilharmonie begutachten. Hier führt eine gebogene Rolltreppe nach oben auf die Plaza, die rundum begehbare Aussichtsplattform in 37 m Höhe. Der untere Teil der Elbphilharmonie ist ein altes Lagerhaus und dieses steht - wie auch alle anderen Blocks der Speicherstadt auf alten Eichenpfählen.
Die Kosten wurden anfangs mit 77 Millionen angegeben. 2 Jahre später, 2005 waren es bereits 186 Mio und die Eröffnung war für 1009/2010 geplant. Am Ende beliefen sich die Kosten auf 789 Mio bei der Schlüsselübergabe im Oktober 2016. Es sind ja nur Steuergelder...
In der Tat - Hamburg ist ne "heiße Ecke". Oder besser gesagt: Jede Ecke in Hamburg ist heiß. Das gleichnamige Musical in "Schmidts Tivoli" ist wirklich empfehlenswert. Die Currywurst und das Bier kann gleich übers Internet mitgebucht werden. Beides schmeckt sehr lecker und wird vor Beginn der Vorstellung serviert. Die 9 Akteure schlüpfen während der Vorstellung in ca. 50 unterschiedliche Rollen und geben die verschiedensten Lebenssituationen auf dem Kiez dargestellt. Die Stimmen der Sängerinnen und Sänger sind manchmal markdurchdringend, voller Inbrunst - manchmal melancholisch, von LIebeskummer geprägt. Die Zwiegespräche sind lustig, hintersinnig und ich muss die Ohren ganz schön spitzen, um den Reeperbahn-Slang auch richtig zu verstehen.
Ein überaus gelungener Abend...
Es ist kühl geworden - der Wetterfrosch hat irgendwas um die 10 Grad gequakt. Also kommt ein Buff unter den Helm - ich will ja nicht frieren. Es heißt ja immer: der Mensch verliert die meiste Körpertemperatur über den Kopf. Aber das stimmt natürlich nicht. Er verliert über jede unbekleidete Stelle Temperatur. Aber ich bin ja sonst gut angezogen - nur eben der Kopf...
So, jetzt ist er auch eingepackt. Ich fahre los und da kommt mir schon Eckhart entgegen. Gemeinsam rollen wir Richtung Albtrauf - und runter. Der Fahrtwind ist kalt - macht auch den Körper kalt.
Das müssen wir ändern... und so nehmen wir die nächstbeste Steigung in Angriff. Das Treten ist mühsam aber so langsam kriecht wieder angenehme Wärme in unsere Glieder. Auch sammeln sich nach und nach wieder die ersten Schweißtropfen. Nach der Rufsteinumrundung tauchen wir wieder ins Tal ab - nach Gruibingen - um auch gleich wieder den nächsten Hügel unter den 26 Zoll Rädchen zu spüren. Als wir wieder auf der Höhe sind, schauen wir in Reussenstein (eigentlich ein alter Bauernhof in der Nähe der Burg) vorbei. Früher war das mal eine herrliche Gartenwirtschaft, die wir gerne benutzt haben, um den Flüssigkeitspegel wieder auf "voll" zu drehen und ein paar Körner einzuwerfen.
Leider ist das heute nicht möglich. Es sind zwar noch Schilder vorhanden, die auf den Biergarten hindeuten - jedoch der Garten selbst ist alles andere als einladend, es fehlen die Sitzgelegenheiten und die Tische... Ohne zu treten lassen wir es in Richtung Filsursprung laufen. Es ist wieder verdammt schattig, einige Wanderer kommen uns warm eingepackt entgegen. Noch kurz vor dem Filstopf drehen wir nach rechts und kämpfen uns zur Zieleiche hoch. Über den Lämmerbuckel, auf dem die Daimler AG ein Tagungshotel - fern jeglicher Zivilisation - unterhält geht es nach Drackenstein. Und dann hoim...
In der Tat - wir kurven überall durch unsere schöne Gegend - jedoch zu Oberböhringen haben wir ein gestörtes Verhältnis. Warum auch immer. Vielleicht ist es doch zu weit weg vom Schuss. Es ist zwar heute Regen angesagt und deshalb will ich ja schon früh los, aber mein Auto sehnte sich nach einem Mechaniker. Also erst mal die Karre in die Werkstatt, dann mit dem Bus wieder nach Nellingen.
Und dann rauf aufs Rad. Der trübe Himmel sieht vielversprechend aus - also - er könnte Regen satt versprechen oder auch ab und zu Sonne. Kurz vor Oberböhringen weiß ich, warum wir in unserer Gruppe so selten diesen kleinen Ort (der zugehörige Golfplatz ist wesentlich grösser) besuchen. Die dem Ort zugehörige Geländestruktur verlangt, dass ich mehrer kleinere Schiebepassagen einlegen muss. Ich füge mich und erblicke dabei eine Stelle, die einen herrlichen Ausblick auf Geislingen erlaubt - die 5-Täler-Stadt.
Ich umfahre den Golfplatz, der mir noch aus früheren Ausfahrten in Erinnerung ist. Dann geht es wieder talwärts nach Unterböhringen. Den immer ganz leicht ansteigenden Radweg nach Gosbach nehme ich gerne - ich könnte ja auch über den Hexensattel... Aber da will ich mal heute verzichten. Ohne einen einzigen Regentropfen komme ich zu Hause an - erst mal 2 große Eis - dann duschen...
Am Freitagnachmittag um 17 Uhr war es mal wieder soweit - zum ersten Mal in diesem Jahr. Die Nellinger Mountainbikerinnen und -biker starteten zu ihrer wöchentlichen Radl-Ausflugstour, die immer freitags angesagt ist.
14 wohlbehelmte Pedaltreter - darunter auch 2 neue Gesichter - strampelten über 30 km und ca. 400 hm. Würde man diese erbrachten Einzelleistungen zusammenaddieren, dann wurden an diesem Abend eine Strecke von ca. 450 km (also locker die Luftlinie der Strecke Nellingen - Mailand) absolviert. Ich finde: Das ist ja schon mal ein Applaus wert...
Ich freue mich auf die übernächste Ausfahrt - leider muss ich nächsten Freitag aussetzen...
Schon 9 Grad - und nicht mehr so saukalt wie gestern. Der Wind hat von Ost nach West gedreht. Ich streife mir heute mal die Beinlinge über, ab jetzt bleiben die Winterklamotten im Schrank. Vor 2 Tagen bin ich ja ne schöne Tour gefahren. Heute will ich mal versuchen, die Schiebepassagen zu umfahren. Das gelingt mir auch ganz gut - bis auf den Spitzenberg. Da steh ich oben - blicke auf meine GPS-Route - die zeigt nach links unten. Nee, das ist mir doch zu gefährlich. Ich bleibe auf dem Hauptweg - solange - bis er endet. Also doch wieder zurück, nun geht es rechts runter. Der Pfad ist steil - und mein Hinterrad kommt sofort ins Rutschen und mein Kleinhirn weist meine Finger an, bis zum Stillstand zu bremsen und den Sattel zu verlassen. Schieben ist angesagt - schade eigentlich - irgendwann werde ich versuchen, auch diese Schiebestrecke zu umfahren...
Heute möchte ich mal zum Fränkel biken, ein nicht allzu großer runder Kegel zwischen Heiligenberg und Burren. Ich habe einige Singletrails im Kopf, die ich mal wieder fahren möchte. Der Himmel strahlt in kaltem Blau - das wird ja auch mal wieder Zeit.
Es sind nicht viele Wanderer unterwegs, aber wenn ich einen sehe, dann hat der einen Hund dabei. Ich beschließe, mir ein Spray zu kaufen, damit ich mir die aufdringlichen Tiere vom Hals halten kann.
Die Strecke hat einige Schiebepassagen, sowohl bergauf als auch bergab. Gott sei Dank sind sie nicht allzu lang, so bleibt der Spaßfaktor erhalten.
In Gingen verfranse ich mich kurz in einer Baustelle, da wird ne neue Strasse gebaut. Nun geht es nach Grünenberg, da gibt es ne schöne Wirtschaft. Als ich oben bin, fahre ich trotz Durst an dieser vorbei. Nun ja, ich fühle mich gut und trete weiter. Irgendwann habe ich von den Hügeln die Schnauze voll und wähle ab sofort nur noch möglichst flache Strecken. Ich erwische mich dabei, wie ich ab und zu auf die großen Kettenblätter schiele - ach ja - die Kette liegt ja schon auf dem kleinsten Ritzel, es geht also kaum leichter...
Heute ab 18:00 Uhr ist unser jährliches Wildschwein-Essen angesagt. Ganz klar, dass ich da mit dem nötigen Hunger und Durst auflaufen möchte. Also werde ich jetzt noch einige Kalorien durch flottes Radeln verbrennen.
Einen Plan habe ich nicht wirklich und so kommt es, dass ich mich nach einiger Zeit auf einer steilen Abfahrt nach Auendorf befinde. Ich komme zum ersten Haus und sehe, dass der Weg mit Elektro-Bändern "dicht" gemacht ist. Ich wuchte mein Bike über den Bänderzaun und rolle auf dem Boden unten durch. Sogleich brüllt die Frau vor dem ersten Haus: "Das ist ein Privatweg, da ist Mountainbiken verboten". Ich gehe sofort auf Deeskalierungskurs: "Oh, das tut mir wirklich leid, aber ich habe kein Schild mit einem Hinweis gesehen". Die Frau verschwindet und Sekunden später steht ein fauchender Mann im Unterhemd im Türrahmen: "Das ist ein Privatweg...". Ich nehme vorsichtshalber mal schon die Hände in die Höhe, entschuldige mich noch einmal und erkläre, dass das eben nicht zu erkennen gewesen wäre - aber jetzt, wo ich es weiß, werde ich nie wieder diesen Boden betreten. Das Unterhemd erklärt mir noch, wie ich hätte fahren sollen. Unter meinen Unschuldsbezeugungen nimmt seine Stimme langsam wieder an Freundlichkeit zu und an Lautstärke ab... Wir quatschen noch etwas - eigentlich mögen wir uns ja - ich verabschiede mich freundlich, springe aufs Bike, höre noch von einem Nachbar, der das Geschehen mir großen Ohren verfolgte: "Der meckert immer, nimms nicht tragisch", und mache mich von dannen.
Ich will noch nen kleinen Hügel fahren und nehme mir die Nordalb vor. Es gibt da ne Steilkurve, die zwar geteert ist, jedoch den Biker zwingt, in den kleinsten Gang zu schalten und die Luftzufuhr auf auf 120 Lungenzüge pro Minute zu erhöhen. Dann wird es wieder flacher. Einige Holzfäller grüßen mir freundlich zu - mir fehlt immer noch der Atem - dafür nicke ich wie ein Wackeldackel. Ich genieße noch den Ausblick nach Deggingen - bald bin ich auch mit meinen Rad unten - auf der anderen Seite wieder hoch und... schon bin ich zu Hause.
Oh - es ist schon spät... Eigentlich wollte ich mich ja bereits vormittags in den Sattel schwingen aber irgendwie hab ich das verpennt. Also nix wie raus - der kalte Ostwind lässt mich zusammenzucken. Egal, ich sitze schon und beginne zu strampeln. Ich will mal wieder in Richtung Lonetal - da ist es schön flach und man muss sich nicht so abmühen. Als ich den Lonetopf erreiche, scheint mir die Sonne ins Gesicht - schön.
Nun geht es - bis auf wenige Ausnahmen an der Lone entlang. Ich überhole ein kleines radfahrendes Kind, das seiner Mutter, die so 100 m vor dem Kind fährt, hinterher plärrt. Gott sei Dank bin ich nicht der Papa von dem kleinen Schreihals - er gibt wirklich alles. Irgendwann verlasse ich die Lone, da ich nach 3 Stunden wieder zu Hause sein will. Ich hangle mich der A8 entlang, die ja momentan aus einer einzigen Baustelle besteht. Nach einer steilen Rampe stehe ich plötzlich an einem Bauzaun - ein Durchkommen ist unmöglich. Also wende ich und ich stelle noch fest, dass ein kleiner Fluch von meinen Lippen huscht. Noch 3 km und ich bin unter der Dusche. Nach 2 Stunden 55 Minuten.
Da Petrus heute mal ne Pause einlegen wird - zumindest sagt das mein Radio - und es erst gegen Spätnachmittag regnen soll, entscheide ich mich für eine größere Tour. Ich hole mein Bike aus der Garage - gehe aber sofort wieder ins Haus und ziehe eine wärmere Jacke an. Dicke Wolke hängen am Himmel und für mich sieht es nach Regen aus. Als ich dem Albtrauf entgegen rolle, kommen mir erst recht Zweifel wegen des vom Radio versprochenen Wetters.
Ich nehme den Abzweig nach Deggingen - verfahre mich bei einem Bauernhof, was ich aber relativ schnell bemerke. Die Abfahrt ins Tal ist mal wieder sehr schlecht - da war - warum auch immer - eine Bagger unterwegs. Der Weg ist ruppig und die große Steine bremsen nicht nur mein Tatendrang, sondern auch mein Spaßfaktor. Endlich bin ich im Tal, nehme noch einen Hügel nach Auendorf und von dort einen Abzweig, den ich noch so ganz dunkel in schlechter Erinnerung habe - egal, ich habe ja Zeit.
Meine Erinnerung wird etwas klarer als der Weg immer schlechter wird. Neben dem Weg verläuft ein kleiner Bach, manchmal kommt es mir vor, als würde der Bach unter dem Weg fließen, so schlammig ist es unter den Blättern. Also schiebe ich eben - und irgendwann wird es auch wieder fahrbar - Gott sei Dank.
Kurz vor Gruibingen lacht mich noch der Boßler an - da gibts im "Boßlerhaus" bestimmt ne Erfrischung. Unterwegs erkenne ich im rechten Augenwinkel ein kleines Schildchen: "Boßlerhaus geschlossen". Toll, aber ich will meinen Tritt jetzt nicht unterbrechen. Also strample ich klaglos und pausenlos weiter in Richtung Heimat.
Gestern ist mir doch beim Schlauchwechseln ein kleines Loch in meiner Felge aufgefallen. Allerdings habe ich das in der Hektik wieder vergessen - heute morgen hat's mein Gedächtnis wieder hervorgekramt. Ich gehe also in die Garage, demontiere mein Hinterrädchen - und tatsächlich - eine Speiche ist ausgerissen. Werde mich wohl zum Schrauber (Note: hervorragend_professionell) meines Vertrauens nach Laichingen begeben müssen. Der kann mir sicherlich mit einer neuen Felge aus der Patsche helfen. Er hat mir schon einmal mein Rädchen auf Vordermann gebracht, wo einige seiner Kollegen (das waren allerdings keine Schwaben, sondern Nordbayern - Aschaffenburger) vorher erfolglos ihre Reparaturkünste zum Besten gaben. Heute und morgen soll sich das Wetter ja eher von der nassen Seite zeigen, und wenn ich Glück habe, dann bekomme ich mein Hinterrad ja am Montag wieder.
Ja - im Radio hab ich's gehört: Heute vormittag soll noch die Sonne scheinen und für heute nachmittag sind bereits die ersten Regentropfen angesagt. Irgendwie fühle ich mich heute wirklich nicht in Höchstform, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Nachdem die Küche wieder glänzt, schwinge ich mich auf mein Radl. Ich lasse noch etwas Luft aus meinem Dämpfer und starte in Richtung kleines Lautertal. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste - das war die erste Ar...karte, die ich heute gezogen hatte. Ich weiß zwar, dass es da eine immer-feuchte Passage gibt, aber die letzten Tage muss da eine richtig große und
schwere Raupe (aus der kein Schmetterling entwickelt) durchgefahren sein. Ich trete und trete und sinke immer weiter im Schlamm ein - bis sich mein Hinterrad nicht mehr für eine weitere Umdrehung überreden lässt. Also verlasse ich meinen Sattel und schiebe / trage mein Bike am Rand der Schlammspur, was nicht so einfach ist, denn es ist überall Gestrüpp und unwegsames Gelände. Aber ich habe ja Zeit... Nach einiger Zeit habe ich diese unfreundliche Stelle hinter mir - nun sehe ich auch Baufahrzeuge - die Kanalisation, die sich unter dem Waldweg befindet, wird wohl saniert.
Im kleinen Lautertal nehme ich irgendwann einen Rechtsabzweig - der Feldweg steigt sanft in Richtung Hessenhöfe. Normalerweise gibt es hier jede Menge Pferde zu sehen - jedoch nicht heute - warum auch immer... Also orientiere ich mich Richtung Heroldstadt, vorbei an der Steigleshauhütte, die leider nicht bewirtschaftet ist. Eine kleine Stärkung wäre gar nicht schlecht gewesen. Kurz vor Heroldstadt bemerke ich, dass sich mein Hinterrad irgendwie schwammig anfühlt. Ich blicke nach unten und sehe, dass das Volumen meines Reifens an Volumen abgenommen hat. Da die Luft aber wohl nur langsam entweicht, pumpe ich erst mal - ohne zu flicken.
Nach ca. 2 km - ich lasse es gerade durch Suppingen rollen - beginnt mein Bike-Hinterteil wieder so schwammig zu werden. Ich bremse an einer günstigen Stelle mitten im Ort und entscheide mich für einen Austausch des offensichtlich defekten Schlauches. Und - wie eingangs schon erwähnt - es ist einfach nicht mein Tag... meine Reifenheber, die mir den Wechsel eigentlich erleichtern sollten, schlummern in meinem alten Rucksack - und der schlummert zu Hause. Also wuchte ich den Mantel ohne Hilfsmittel von der Felge, schlitze mir irgendwo noch meinen Daumen auf, der mir meine grobe Vorgehensweise sogleich heftig blutend quittiert. Aber ich habe ja Zeit...
Schlussendlich wuchte ich den Mantel wieder auf die Felge - der neue Reifen will noch mit Luft von der schwäbischen Alb befüllt werden - und dann geht es Richtung Laichingen. Von Westen bläst eine harte Brise, dabei wird die Geschwindigkeit auf 9 km/h reduziert - das geht einem echt auf den Nerv...
Bald bin ich an der Autobahn, die neue Überführung nördlich von Merklingen ist nagelneu. Von hier uas gesehen in Richtung Merklingen werden über 200 m lange Bahnsteige entstehen und ein Parkplatz mit ca. 400 Stellflächen für Autos, Bushaltestellen und Radabstellplätzen. Ein Modell kannst du hier finden.
Nun bin ich gleich in Nellingen - und jetzt habe ich auch noch Rückenwind - das hilft... Danke.
Ich bewaffne mich mit Säge, Axt und Astschere und betrachte den Zwetschgenbaum (im eigenen Garten). Er ist viel zu groß - einige Äste sind morsch - also bekommt er heute eine neue Frisur verpasst. Gleich fällt mir auf, dass meine Hände zu kurz sind - also hole ich die kleine Leiter aus dem Keller. Immer noch zu kurz. Jetzt hilft nur noch das Monster von Leiter aus der Garage. Nun ist alles ok. Ich säge die Äste ab, auf die die fachkundige Hand der Gärtnerin zeigt. Die Wunden, die ich dem Baum zufüge, verschließe ich sofort wieder mit einer Paste. Sichtlich fühlt sich der Baum wohler - so wie ich, als ich wieder von der Leiter steigen kann.
Die ganze Prozedur, inklusive der Aufräumarbeiten, dauert dann doch etwas länger als ich anfangs annahm. Aber für eine kleine flache Albunde mit meinem Bike reicht es noch allemal.
Ich beginne zu treten und merke sofort, dass ich ja etwas Luft aus dem Dämpfer ablassen wollte. Das Bike ist immer noch zu hart für mein Hinterteil eingestellt. Egal - ich fahre Richtung "Ave Maria". Das ist ne spätbarocke Wallfahrtskirche (und Kapuzinerkloster) bei Deggingen. Ich will zwar nicht in diesen Orden eintreten, aber die Abfahrt zum Kirchlein ist einfach cool. Sogar so cool, dass ich gleich bei der ersten Kurve die Füße von den Pedalen nehme und die noch nasse Spitzkehre schiebend hinter mich bringe (es hat mich ja keiner gesehen...).
Nach Deggingen geht es wieder 200 Höhenmeter nach oben bevor mich der nächste steile Single Trail wieder aus dem Sattel zwingt. Irgendwie fährt heute die Angst mit - und deshalb suche ich mir von nun an schönere Wege - was mir auch (fast) gelingt.
Nachdem ich die letzten Tage doch mehr mit der Planung der diesjährigen Urlaubs-Radtour beschäftigt war, möchte ich heute wieder etwas treten...
Der Wind bläst aus West - dann nehme ich erst mal Kurs Richtung Westen. Gegen Ende habe ich dann wenigstens Rückenwind... Also pedalliere ich mal in Richtung Oberdrackenstein / Hochenstadt. Bei einer flotten Abfahrt - sehe ich plötzlich Schatten rechts neben mir. Ich drehe kurz meinen Kopf und da sehe ich 5 Rehe die mit mir in großen Sätzen - parallel zu mir - bergab rennen. Da sie immer näher in Richtung Weg kommen, den eigentlich ich für mich vorgesehen hatte, bremse ich mal vorsichtshalber meine Geschwindigkeit etwas ab. Und tatsächlich - alle 5 Rehe schießen direkt vor mir über den Weg in Richtung eines kleinen Wäldchens. Das sieht man wirklich selten...
Irgenwann bin ich bei den Eselhöfen und denke so bei mir, warum die Gehöfte als Eselhöfe bezeichnet werden. Kurz darauf sehe ich auf einer Wiese bestimmt 6-8 Esel stehen. Also wäre auch das geklärt.
Warum auch immer - mein Weg, der mir zunächst sehr gut gefiel - löste sich an einem Waldrand einfach auf. Nach kurzer Suche fand ich einen Wanderweg, der jedoch fast nicht mehr zu erkennen war. Mir waren das zu viele Steine und Wurzeln, so dass ich es vorzog, meinen Drahtesel zu schieben. Wenn ich hier einen Sturz baue, dann würde ich bestimmt erst im nächsten Jahr - wenn überhaupt - gefunden werden. Das war mir dann doch zu riskant.
Die Schiebepassage endet als ich den Wald verlasse. Gott sei Dank. Allerdings sehe ich bereits schweres Gerät und einige Waldarbeiter. Ich frage einen, ob ich denn da links runter fahren kann. "Uhhh, das solltest du besser nicht machen - das ist momentan viel zu gefährlich und außerdem sind alle Wege in diesem Bereich gesperrt und auch mit Barrieren zugestellt." Im Moment möchte ich keinen Baumstamm auf meiner Rübe - also nehme ich die Empfehlung des Holzfällers und entferne mich leise und unauffällig von der Gefahrenquelle.
Locker flockig mache ich mich auf den Heimweg, denn es steht ja noch so einiges auf dem Programm...
Heute will ich mal wieder meine müden Knochen bewegen. Es ist kalt und windig - also packe ich eine Mütze unter den Helm, denn es gibt nix Schlimmeres als kalte Ohren. Ich pedaliere planlos in Richtung Albtrauf, trifte durch ein mir unbekanntes Waldstück und ziehe es - nachdem die Reifen mehrfach auf dem Schlamm-matschigen Weg durchdrehten - wieder vor, auf trockenen Wegen zu biken.
So ein Blödsinn - steht da nicht nach den Eselshöfen ein Schild mit der Aufschrift "Durchfahrt verboten". Vermutlich ist das wegen einer Baustelle der Bahn. Also nehme ich einen kleinen Umweg in Richtung Wiesensteig - ich denke, da bin ich noch nie runter - immer nur rauf gefahren. Unten angekommen, kommt mir ein ein Baustellen-LKW entgegen - dahinter ein - keine Ahnung - irgend so ein Gerät, zur Strassenbearbeitung - beide breiter als der Radweg... Ich also weg vom Weg und rein in die Wiese (Sumpf - es hat ja geregnet).
Der LKW-Fahrer hat seine Probleme, sein Fahrzeug durch den schmalen Radweg zu steuern - Bauarbeiter räumen noch allerlei Hindernisse aus dem Weg und entschuldigen sich bei mir: "Es dauert nicht mehr lange...". Ich bin relaxed, kann nach einigen Minuten auch wieder auf mein Radl steigen und weiter treten.
Ich entscheide mich für den Weg über Geislingen - und dann das Rohrachtal nach oben auf die schwäbische Alb. Ab der Mühle geht es knackig nach oben. Früher war der Weg noch ca. 1 m breit, leider ist er heute ausgebaut wie ne Bundesstrasse. Gott sei Dank ist die Knackigkeit nach oben geblieben...
Gestern ab ca. 18:00 Uhr fing es so langsam an, sich einzuregnen. Permanent klopften die die Regentropfen auf das Dach des Wohnwagens. Die Vorhersage für heute war ja grottenschlecht - aber ich bin ja Optimist und es könnte ja sein, dass es sich der Wettergott doch noch einmal anders überlegt.
Morgens erwache ich - das Geräusch des Regens hat leider nicht nachgelassen. Ich ziehe meine Kapuze über den Kopf und gehe hoch zum Duschen. Selbst beim Frühstück höre ich wie die Tropfen aufs Dach klatschen - mal mehr, mal weniger - aber nie so, dass man hätte vermuten können, dass es irgendwann aufhören würde. Und so ist es dann auch - es hört nicht auf. Also gönne ich mir ne Auszeit in der Therme in Reutte. Dort schlage ich den Weg zu meiner Lieblingsauna "Landsknechtsauna" ein. Und schon geht die Türe auf und es kommen mir - gefühlt über 100 - schwitzende Leiber aller Alters- und Geschlechtsklassen entgegen. Oh Gott... Ich warte bis - es war gerade ein Aufguss - alle die Sauna verlassen haben, dann kann ich mich nach Herzenslust ausbreiten.
Und es regnet immer noch... ich packe meine Sachen und fahre auf die Schwäbische Alb.
Für Donnerstag ist ja wieder Dauerregen angesagt, und wenn ich mich diese Woche noch bewegen will, dann muss ich das heute tun. Also ab ins Tannheimer Tal. Dort angekommen - ich bin überrascht - es hat wohl gestern ca. 20 cm geschneit. Also erst mal die Schippe geholt und den Schnee schön beiseite geschafft. Im Anschluss zum Füssener Jöchle gefahren. Die Parkplatzsuche war heute kein Problem - es sind ja keine Schulferien mehr. In der Zwischenzeit kenne ich den Weg zur Sonnenalm - die knackigen Steigungen und die Passagen, bei denen man wieder Luft holen kann. Schweißgebadet komme ich oben an - also erst mal trockene Klamotten übergetreift. Auch in der Sonnenalm sind heute kaum Gäste - es ist richtig gemütlich. Der Wirt begrüßt mich nett - ich bestelle Spaghetti und Cola - und mache mich hungrig über die riesige Portion her. Ich genieße den Ausblick, er ist zwar heute ohne ein einziges blaues Fleckchen am Himmel, aber dennoch sieht man jede Menge schneebedeckte Berggipfel.
Es war ja angekündigt - die Warmfront - vom Wind habe ich allerdings im Vorfeld nicht viel gehört. Dafür fühle ich ihn jetzt. Aber was solls, ich habe ja Zeit und einen richtigen Plan habe ich eigentlich nicht. Irgendwann entscheide ich mich, mal wieder zum Filsursprung zu fahren. Von dort aus komme ich - der Fils entlang fahrend - zu einem Jahrhundertbauwerk der Bahn: Die Filstalbrücke (Neubaustrecke Wendlingen - Ulm), die in 85 m Höhe eine Talseite mit der anderen verbindet. Auf beiden Seiten werden die Züge wieder in Tunnels verschwinden. Die erste Stütze ist gerade im Bau (siehe Bildchen).
Die 2 Tunnelröhren sind ebenfalls zu erkennen. Die Brücke selbst wird mal eine Länge von fast 500 m haben. Und wenn du noch weitere Informationen über den Bau der Neubaustrecke sehen willst - klick einfach hier:
<--- Nach dem Start auf "Vollbild" klicken (Symbol rechts unten im Link).
Ich fahre weiter nach Gosbach - von dort aus geht es wieder die Alb hoch. Ich könnte ne Pause vertragen, mein Hinterteil befindet sich ja noch in der Sattelgewöhnungsphase. Da kommt mir auch schon ein Radlerfreund entgegen - er hats ja einfach - fährt die schwäbische Alb bergab. Wir drücken beide auf die Bremse und halten ein Schwätzchen. Das kommt mir gerade recht - ich wollte ja sowieso ne kleine Pause machen. Er war die letzten Tage im Allgäu beim Skifahren und aufgrund der allgemeinen Wetterlage zog er es auch vor, den nächsten Schnee abzuwarten. Das kann ich nachvollziehen - im Tannhiemer Tal schmilzt einem der Schnee ja auch unter den Schuhen weg.
Auf den letzten Kilometern verfahre ich mich noch - vermutlich habe ich geschlafen - im Wald. Aber wie gesagt - ich werde ja nicht verfolgt und habe Zeit...
Mein erster Blick fällt auf das Aussenthermometer: 8 Grad plus - und es ist 8 Uhr morgens. Ich schaue ein 2. Mal: Immer noch 8 Grad. Nach dem Frühstück und einigen Aufräumarbeiten sammle ich meine 7 Sachen zusammen und suche einen Parkplatz am Füssener Jöchle. Es ist mal wieder der Teufel los - die Anzahl der Parkplätze ist im Verhältnis zu den skifahrenden Touristen einfach zu gering. Es ist kein Plätzchen mehr frei, in das ich meine Kutsche quetschen könnte. Aber ich bin nicht alleine. Vor und hinter mir geht es allen gleich. Ich lasse das Füssener Jöchle heute sausen und steuere die Parkplätze beim Krinnenlift an.
Nach einiger Zeit finde ich tatsächlich eine Parklücke - Gott sei Dank. Ich zwänge meine Füße in die Skischuhe, schultere die Ski und bewege mich langsam zum Startpunkt. Der Schnee ist nass - von oben kommen mir einige SkifahrerInnen und RodlerInnen entgegen. Ich schnalle meine Tourenski an, greife die Stöcke und - auf gehts.
Es geht gleich zur Sache. Ohne Eingewöhnungsphase geht es gleich steil nach oben. Nach oben geht dann auch der Puls. Toll, dass das Fell auch hier noch so super das Zurückrutschen verhindert. Ich suche mein persönliches Wohlfühltempo. Die Sonne befindet sich heute schon im Frühjahrsrausch und zeigt sich von der heißen Seite. Mein Funktionsunterhemd tendiert zum Versagen. Das von mir produzierte salzige Schwitzwasser kann nicht mehr nach außen transportiert werden und ich spüre, wie es sich seinen Weg nach unten bahnt...
Auf der Krinnenalpe angekommen will ich einige Fotos machen - die Hütte, der stahlblaue Himmel, die verschneite Krinnenspitze - vergesse jedoch in der Umzugshektik diesen Gedankengang und fahre ohne Fotos wieder ins Tal. Fast unten wieder angekommen, fallen mir wieder die nicht gemachten Fotos ein. Ich halte an - die Krinnenspitze kann ich nicht mehr fotografieren, die Sonne steht direkt drüber - Käse. Dann mach ich eben ein Bild von der gegenüberliegenden Seite: Im Sucher taucht das Gimpelhaus auf (siehe Bild) und ich drücke ab. Da war ich ja auch schon, im Sommer. Von Nesselwängle geht es über einen knüppelharten Zickzack-Wurzelpfad nach oben - sehr empfehlenswert.
Unten wieder angekommen, fahre ich zurück auf den Campingplatz. Noch vor Haldensee steht ein Tramper mit Rucksack am Strassenrand und möchte mitgenommen werden. Mein Fläschchen mit Reizgas liegt griffbereit, ein Taschenmesser habe ich im Rucksack - es kann also nix passieren. Ich bremse - der Tramper freut sich, springt zum Auto, will die Tür aufmachen, aber die ist natürlich noch verriegelt (sch... Technik). Ich kann sie entriegeln - er kann die Türe öffnen und einsteigen (mit Skischuhen und Rucksack). In der Zwischenzeit ist ja der Motor ausgegangen (sch... automatische Funtionen), ich drücke den Startknopf - aber der Motor springt nicht wieder an... Ja klar der Schaltknüppel muss ja erst wieder in Position "Parken" gestellt werden. Ich fluche leise - der Motor läuft wieder... (sch... Technik). Wie ich dann erfahre, ist auch er ein (Profi-) Tourengeher. Nur bei seiner Tour lag der Start und das Ziel einige Kilometer auseinander. Er kommt aus Esslingen - hat auch an meinem Kfz-Kennzeichen erkannt, dass ich aus Ulm komme. In Esslingen wohnt ja auch mein Sohn mit Frau und Tochter - aber er kann ja nicht alle kennen.
So ist die Fahrt sehr kurzweilig - der esslinger Tramper hat sein Auto in Tannheim auf dem Parkplatz beim Neunerköpfle - und ich fahre ihn - wie auf einem Bahnhof - direkt an sein Auto. Er muss nur meine Autotüre aufmachen und gegenüber die seine auf.
Heute wird der Schutzboden in unserer Festhalle wieder entfernt. Das ist dann die letzte Aktion, bei der ich mithelfen werde, dann sind auch die letzten Spuren des Nellinger Rettichballs Geschichte.
Als ich wieder zuhause bin, ist es zwar sehr windig - aber die Sonne scheint. Also packe ich schnell meine Sachen und fahre ins Tannheimer Tal. Aber als ich noch so ca. 20 km vor mir habe, ist die Fahrbahn nass. Das Thermometer zeigt 4 Grad - mir schwant Übles. In Schattwald lasse ich meinen Blick zur Loipe schweifen - Schock - da kann man höchstens ein Wettschwimmen veranstalten. Hier hat es geregnet und an Langlauf ist echt nicht zu denken.
Dann eben noch schnell mit den Tourenski aufs Füssener Jöchle. Eigentlich ist es nicht kalt - jedoch die steife Brise ist eisig. Ich entscheide mich für eine
lange Unterhose, und ohne es zu wissen... ich werde noch sehr froh an dieser Idee sein. Im ersten Drittel der Tour komm ich gut voran. Es ist ein Waldstück und der Wind kommt von hinten - das ist immer gut. Ich überhole 2 andere Tourengeher - das spornt an. Weiter oben fehlen die Bäume und die Böen kommen mal von links, mal von rechts - irgendwie verstehe ich das nicht. Also trotte ich vor mich hin - laufe bis auf 10 Meter auf einen weiteren Touri auf. Vermutlich hat er das Rasseln meiner Lungen gehört - er beschleunigt - so dann ich den Gedanken verwerge, ihn überholen zu wollen. Bald bin ich oben - batschnass - umziehen, dann Gulaschsuppe - die schmeckt einfach gut. Und da es schon spät ist, hat der Koch mir extra das Dicke aus dem grossen Suppentopf rausgefischt - Danke.
Als ich aufwache, sind die Strassen und Gärten ganz leicht angezuckert - es hat einige Millimeter geschneit. Ich öffne das Dachfenster im Schlafzimmer - huiii, da pfeift ganz schön der kalte Wind rein. Also lasse ich das Fenster nur einen ganz kleinen Spalt offen.
Da die Wettervorhersage wieder nicht wirklich was Gutes zu bieten hat, entschließe ich mich, meinem Körper und Geist heute mal Entspannung pur zu gönnen.
Ich fahre ins Bad Blau - nehme also (siehe Foto) nicht die linke Eingangstür sondern die rechte. Die Sauna wirkt wahre Wunder und wenn der eine Schnarchsack im Ruheraum nicht gewesen wären, dann hätte auch ich auf Wolke 7 wegschweben können...
Endlich - ein kleines Hochdruckgebiet beschert der schwäbischen Alb mal wieder einen schönen Tag. Also die dicke Radlerhose übergestreift, Rolli, winddichte Jacke und Überschuhe (die warmen) angezogen und das Bike aus der Garage geholt...
Ach du Schei... - ich wollte ja noch die Bremsbeläge wechseln, die sind total runter. Schnell die alten gelöst - die neuen in die Aufnahme reingedrückt - warum geht das heute so einfach - ich bin überrascht. Noch nie habe ich so schnell Bremsbeläge gewechselt wie heute - irgendwie bin ich ein Genie...
Nun aber schnell zum Albtrauf - und dann runter ins Filstal - und wieder nach oben. Das geht zwar noch verdammt langsam (wo ist meine Kondition geblieben?), aber das wird schon noch werden. Also wieder runter (obwohl sich meine A-backen bereits anfühlen wie ein geklopftes Schnitzel) und ein zweites Mal nach oben. In der ersten Haarnadelkurve steht ein Pärchen mit ihren Rädern und pausiert. Die Frau ist sichtbar erschöpft - was der Mann offensichtlich nicht nachvollziehen kann. Ich lächle beiden zu - hätte die Frau ja gerne nach oben geschoben, aber mir fehlt ja selbst die Power.
Vor meiner Hütte angekommen, falle ich fast vom Rad. Nix wie unter die Dusche - und dann ein Bier. Und als ich das im Sitzen genießen will, schiebe ich mir vorsichtshalber ein zweites Sitzkissen unter. Zum ersten Mal über 2 Stunden im Sattel ist mein Hinterteil einfach nicht mehr gewöhnt. Vermutlich werde ich eine Woche lang auf das zweite Sitzkissen nicht mehr verzichten...
Ohne zu wissen, dass auch ich heute was lernen werde, starte ich wieder gut gelaunt in diesen Tag. Es ist ja wieder Kaiserwetter angesagt und die Sonne scheint schon bald durch die Dachluken. Wir haben uns ja für heute wieder das noch von gestern bekannte Füssener Jöchle vorgenommen.
Aufgrund des herrlichen Wetters sind entsprechend viele Touristen unterwegs. Wir stapfen tapfer bergan. Nach einer guten halben Stunde treffen wir auf eine junge Frau, die ihre Ski bereits abgeschnallt hat. "Wissen Sie wie ich die Felle von meinen Ski bekomme?"
säuselt sie hilflos. Und da ich nun mal keine hilflosen Frauen sehen kann, ziehe ich ihr die Felle ab (nicht ihr Fell - die Felle von den Ski). Sie bedankt sich recht herzlich - ich klopfe mir auf die Schultern - und weiter gehts... Oben angekommen, stärken wir uns wieder Gulaschsuppe. Dann kommt, was ich nie für möglich gehalten hätte: Höre ich nicht aus der Richtung meiner Nichte: "Wenn wir jetzt gleich runter fahren, dann können wir nochmals hoch laufen, da hat die Kneipe noch auf und wir können einen Kaffee trinken". Bislang wusste ich nicht, das man 2 x hier hochlaufen kann - und ich wäre auch nie auf die Idee gekommen... Dennoch bin ich ihrem Kampfgeist begeistert. Wir fahren also ins Tal (5 Minuten).
Ich ziehe nun wieder meine schwitznassen Klamotten an - die hatte ich ja oben gegen trockene getauscht. Und schon geht es wieder nach oben. Nach 10 Minuten sind die nassen Klamotten zwar nicht trocken - jedoch wieder schön warm. In der Zwischenzeit hat sich die Sonne verabschiedet und die Touristen sind auch weniger geworden. Fast einsam schieben wir unsere Ski unter uns in Richtung Ziel. Und tatsächlich - wir erreichen das Gasthaus noch vor Betriebsschluss. Schnell raus aus der nun doppeltnassen Kluft - rein in trockene. Wir schlabberten unser Getränk, der Wirt
schloss nach uns die Tür und draußen blies uns gleich heftig eiskalter Wind entgegen... Als letzte starteten wir vom Berg und nach 5 Minuten konnten wir unsere Tourenski abschnallen - ins Auto werfen und einen traumhaften Skitourentag beenden.
Heute hat sich Julia angekündigt - die wohl sportlichste meiner Verwandten - die noch keine 40 mal Geburtstag feiern durften Und wenn ich schon dabei bin, dann zähle ich mal kurz durch und komme auf 8 Nichten und 13 Neffen. Julia hat sich für heute und morgen Tourenski geliehen, denn sie will mal in diese Sportart reinschnuppern. Das Wetter ist wie für uns gemacht, Sonne mit etwas Hochnebel - jedoch lassen leider die Schneeverhältnisse eine Skitour mit anschließender Tiefschneeabfahrt nicht zu. Also beschließen wir, entlang der Skipiste auf das Füssener Jöchle aufzusteigen.
Die ersten 20 Minuten sind noch absolut stressfrei, denn die Steigung ist noch sehr moderat. Nach der Überquerung des Logbachs wird unser Pulsschlag schneller - dafür unsere Schrittlänge kürzer. Für den nötigen Ansporn sorgt ein Pärchen, das wir lange vor uns sehen: Der Mann ist ja gut drauf - jedoch seiner Frau geht - und das ist für uns ganz deutlich sichtbar - offensichtlich so langsam die Luft aus und ihre Oberschenkel verlieren an Leistung...
Bald sind sie hinter uns und somit Geschichte. Als wir oben schweißgebadet ankommen, geht es erst mal in den Keller, um trockene Klamotten anzuziehen. Dann gibts ne Gulaschsuppe mit Brot und Almdudler.
Nach der Pause fahren wir ins Tal - das ist in 5 Minuten erledigt. Aber das ist gut so. Julia will sich ja noch mit der Sportart "Skating" anfreunden. Wir stellen also unsere Tourenski ins Vorzelt bzw. tauschen sie gegen Skatingski. Wer jemals probiert hat, auf diesen schmalen Latten zu skaten, weiß, dass es gar nicht so einfach ist, wie es aussieht. Aber je länger Julia versucht, den Schlittschuhschritt hin zu kriegen, desto besser klappt es dann auch.
Nach dem Duschen werfen wir noch ein paar Kalorien in Fleischform und Spaghetties ein. Dann verabschieden wir uns - nicht ohne uns auf den morgigen Tag noch einmal zu verabreden.
Ein richtig herrlicher Tag. Die Sonne lacht bereits beim Frühstück. Das wird heute wieder im Wohnwagen eingenommen. Christoph, Jasminka und Alissa haben oberhalb des Campingplatzes in einer Ferienwohnung eines alten Bauernhaus übernachtet.
Alissa spielt und murmelt während des Frühstücks genüsslich auf dem Bett und ist ganz lieb und brav. Nach dem Frühstück schnappen mein Sohn und ich die Skatinglatten und begeben uns auf die Loipe. Es ist herrliches Wetter und wir skaten erstmal talaufwärts an Tannheim vorbei, halten uns vor Grän rechts, fahren hinter dem wohl besten Hotel "Liebes Rote Flüh" vorbei zum Haldensee und dann über Grän wieder zurück nach Zöblen. Das hat mal wieder richtig Spaß gemacht.
Mein Sohn Christoph hat sich noch Skatingski ausgeliehen. Vormittags haben wir - seine Frau Jasminka war auch dabei - einige lockere Abfahrten mit den Alpinski bei herrlichem Sonnenschein genossen. Nachmittags drehten wir dann noch eine 12 km Runde in Richtung Unterjoch. Und weil es so gut lief, beschlossen wir, am morgigen Sonntag eine etwas grössere Runde in Angriff zu nehmen.
Heute ist mal ne Skitour angesagt. Ich habe mir ja neuerdings eine (fast) komplette Tourenausrüstung zugelegt und wenn ich dann schon die Gelegenheit habe, mit 2 Profis eine Tour zu unternehmen, dann will ich die Gelegenheit natürlich auch nützen.
Sonja und Josef haben schon etliche Touren hinter sich gebracht und sind immer noch unter den Lebenden.
Erst geht es gemächlich ansteigend das Rojental entlang. Dann zweigen wir nach rechts in Richtung Griankopf.
Irgendwann wird es mir zu steil und ich sehe wie es im knackigen Zick-zack-Kurs weiterhin - in meinen Augen fast senkrecht - nach oben geht. Also überrede ich meine Führerin Sonja mir zuliebe eine flachere Route zu wählen.
Wir schieben uns vorsichtig wieder etwas rückwärts, bis wir gefahrlos wenden können. Nun bin ich wieder zufrieden und mein Puls nimmt wieder eine normale Schlagzahl auf. Irgendwann kommen wir zu der Einsicht, dass wir für den Gipfel hätten 2 Stunden früher aufstehen sollen - so dass wir beschließen, unsere schweiss-nassen Klamotten gegen trockene zu tauschen und ins Tal abzufahren.
Die Abfahrt war nun nicht ganz so einfach - die Schneeverhältnisse waren einfach nicht die besten. Sonne und Wind haben die obere Schneeschicht verhärtet - aber leider nicht so, dass sie uns getragen hätte. Vielmehr brach ich manchmal ganz unvermittelt wieder ein, so dass mein Hinterteil mehrfach Schneekontakt aufnahm.
Ich blicke zurück und sehe gerade noch wie meinen Freund Josef in einem eleganten Salto durch die Luft hangabwärts fliegt. Ein Ski von ihm hat sich im Tiefschnee eingegraben und ist zunächst nicht merh auffindbar. Der Spürsinn von Sonja ertastet ihn jedoch - Gott sei Dank - und wir erreichen ohne weitere Zwischenfälle unseren Ausgangspunkt.
Ein strahlend schöner Wintertag - genau so will man das ja im Skiurlaub haben. Dafür ist die Schneehöhe doch etwas enttäuschend. Aber zum Skifahren reicht es allemal. Also erst mal ne Tageskarte zum Schnäppchenpreis gekauft - an der Preistabelle stellte ich zu meiner Freude fest, dass ich unter die Kategorie Renter falle.
Hinter mir kauft Sonja (noch zu jung für die Rente) für sich und ihren Josef (ebenfalls Kategorie Rentner) ebenfalls Tageskarten mit den Worten: "Eine Tageskarte für Rentner und eine für Normale"... Sofort beschwerte ich mich bei ihr: "Aha, schön - es gibt also normale Menschen und Rentner..." Worauf sogar die Liftkartenverkäuferin schmunzeln musste.
Endlich - die Koffer sind gepackt, Skischuhe und Ski schon im Auto verstaut. Pünktlich um 11 Uhr geht es los in Richtung Südtirol. Die Fahrt verläuft ruhig und langsam... die übliche Blechlawine rollt in Richtung Skigebiete. Der Fernpass ist nur im Schritttempo zu überwinden. Aber ich bin ja nicht auf der Flucht... In Pfunds nehme ich im M-Preis noch ein paar Bier mit, denn in unserer Unterkunft gibt es nix Flüssiges - Selbstverpflegung ist angesagt. Gegen 17 Uhr stelle ich den Motor ab, schleppe das Gepäck aufs Zimmer und wende mich den schönen Dingen des Lebens zu. Insgesamt sind wir 16 Köpfe (Männlein und Weiblein halten sich so in etwa die Waage) und wir hoffen auf schöne Tage.
Sonnenaufgang im Tannheimer Tal. Die Sonne ist zwar noch nicht zu sehen, jedoch die Bergspitzen werden von ihr bereits angestrahlt. Das Thermometer des Campingplatzes ist vereist - ich reibe es mit meinen Fingern trocken - der Zeiger steht noch auf -17 Grad.
Heute endlich mal kein Neuschnee - dafür gibt es ein ausgedehntes Frühstück. Da es am kommenden Samstag in Urlaub an den Reschensee geht, packe ich schon mal all meine Ski-Sachen, die ich heute nicht mehr benötige, zusammen. Wenn ich heute auf die Schwäbische Alb fahre, darf ich nicht vergessen meine Tochter in Ulm vom Bahnhof abzuholen.
Gegen halb 12 Uhr gehe ich runter auf die Loipe. Ich möchte nach Nesselwängle skaten. Dort gibt es eine sehr schöne Runde in der Sonne. Der Schnee ist auf Grund der Kälte wieder verdammt stumpf und deshalb komme ich nur langsam voran. In Nesselwängle pfeift der Wind vom Gaichtpass hoch und mit der Sonne ist es ebenfalls nix. Es ist noch zu früh im Jahr und sie steht einfach noch zu tief, um das Tal mit ihren wärmenden Strahlen zu verwöhnen. Meine Finger werden langsam kalt - mein Gesicht ist schon lange kalt - mein Magen ist leer und verlangt nach Spaghetties - und meine Zellen sind geschrumpft und wollen was Flüssiges.
Kaputt aber glücklich lande ich nach zweieinhalb Stunden wieder am Ausgangspunkt, wo ich meine Lebensgeister wieder mittels heißer Dusche erwecke. Ich gehe noch kurz hoch ins Büro (des Campingplatzes) und bezahle noch eine Gasflasche, die ich heute morgen geholt habe - auch meine Frühstückssemmel. Das Auto ist ja schnell gepackt und ich fahre los. Die Abholung meiner Tochter klappt super - ich marschiere rein in den Bahnhof - und meine Tochter kommt gerade von den Gleisen entgegen. Schön, wenn mal wieder was klappt...
Es ist kurz vor 8 Uhr und ich ziehe den Reißverschluss des Vorzelts hoch. Vor der Türe sind die Fußstapfen von Tommy zu erkennen. Er bringt allmorgentlich frische Semmel fürs Frühstück - super Service. Allerdings wäre es mir lieber, es wären keine Fußstapfen sichtbar - dann wüsste ich, dass es nachts nicht geschneit hätte und ich könnte endlich mal der Schneeschaufel eine Verschnaufpause gönnen. Aber so ist nach dem Frühstück wieder Schnee schippen angesagt. Ich höre im Radio, dass heute eisiger Nordostwind übers Land fegen wird.
Endlich ist mein Stellplatz wieder ordentlich und ich kann mich schöneren Dingen zuwenden. Ich wachse ich meine Skatingskier, dann geht es auf die Loipe. Ca. 300 m muss ich zu Fuß zurück legen. Der Wind pfeift mir dabei schon saftig um die Ohren. Auf der Loipe steige ich in die Bindung. Meine Laufrichtung muss ich nicht lange überlegen - ich werde Richtung Schattwald laufen - so habe ich erst mal Rückenwind. Bis ich wieder umdrehe, ist der Wind vielleicht eingeschlafen. Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt...
Die Loipe wurde zwar heute gespurt aber da es permanent vor sich hinschneit, liegt natürlich schon wieder Schnee in der Spur, aber es läuft trotzdem sehr gut. Seltsamerweise hat der Wind ab Schattwald gedreht, so dass ich ihn jetzt voll im Gesicht habe - eiskalt. Bis zu dem gelben Schild (Bild) laufe ich noch, denke ich so bei mir - aber dann drehe ich um. Gedacht - getan.
Auf dem Campingplatz wieder angekommen, drehe ich gleich die Heizung im Wohnwagen höher. Auch die Dusche drehe ich auf heiß. So langsam kommen meine Lebensgeister wieder in Fahrt - und das ist gut so. Gerade höre ich im Radio, dass der Schneefall aufhört und morgen die Sonne lacht. Es hat -13 Grad und es sind die letzten Tage 85 cm Schnee gefallen - das reicht mal fürs Erste.
Der Wecker zeigt 05:45 Uhr und klingelt. Ich stehe auf und riskiere einen Blick durchs Fenster. Neuschnee glitzert in der Dunkelheit von der Strasse herauf ins Schlafzimmer. Da der Schneepflug noch nicht gefahren ist, kann ich nicht so richtig erkennen, wie viel es ist. Erst werfe ich mein Frühstück ein, dann geht es hinaus... Au, das ist mehr Schnee als ich erwartet habe. Ich räume den Vorplatz und den Gehweg. Ich bin um 11 Uhr in Unterjoch verabredet und da die Strassenverhältnisse heute sicher keine Höchstgeschwindigkeit zulassen, beeile ich mich mit dem Schnee schippen. Außerdem muss ich vorher noch nach Zöblen auf den Campingplatz, um meine Tourenausrüstung zu holen.
Ich erreiche den Campingplatz - da krieg ich erst mal einen Schock. Auf dem Vorzelt und auf meinem Platz liege bestimmt ca. 60 - 70 cm Schnee. Ich schließe den Wohnwagen auf - die Heizung hatte ich ja vor 3 Tagen auf 8 Grad gestellt, damit es nicht so saukalt ist, wenn ich wieder komme. Ein Blick aufs indoor-Thermometer zeigt -4 Grad - was ja eigentlich nicht sein kann. Ah das Display zeigt: Gasausfall. Prima - denn das ist immer der Fall, wenn der Heizungskamin auf dem Wohnwagen im Schnee versunken ist. Und genau das ist der Fall. Also die Leiter ausgefahren, rauf aufs Dach und den Kamin freigelegt. Und siehe da - die Heizung erwacht aus ihrem Tiefschlaf. Während der Fön meine Skischuhe auf eine angenehme Innentemperatur bringt, ziehe ich mich bei -0,5 Grad um und fahre wieder nach Unterjoch. Kurz vor 11 Uhr bin ich auf dem vereinbarten Parkplatz. Hier treffe ich mich mit einem alten Sportlerkollegen, den ich über 30 Jahren nicht mehr gesehen habe.
Einige Minuten später fährt auch er auf den Parkplatz. Die Sonne blinzelt ab und zu durch die Wolkendecke und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Wir schnallen Skischuhe und Skier an und setzen uns in Bewegung. Das Tempo ist gut und mit dem Gelände komme ich auch klar. Ich laufe hinter meinem Guide und versuche ihm im Gleichschritt zu folgen. Das klappt prima. Ca. 200 Höhenmeter unter dem Gipfel zieht dichter Nebel auf. Bald sind wir oben - schade, dass man so gut wie nichts sieht.
Wir ziehen uns trockene Sachen an - der kräftige Wind bringt sofort kalte Finger - schnell noch die Felle abziehen (nicht von den Schneehäschen, von den Skiern), ein Schluck aus der Pulle, dann Schnorchel ausfahren und rein in den Tiefschnee. Erst im Blindflug - aber dann wird die Sicht besser und der Spassfaktor schießt in die Höhe.
Schade - irgendwann sind wir wieder im Tal. Auf der einen Seite bin ich froh - auf der anderen könnte ich die Tour sofort wiederholen. Wieder am Auto angekommen, verstauen wir wieder unsere Sachen, genießen noch unsere Brotzeit bei einem
Schwätzchen und dann trennen sich unsere Wege wieder. Ich fahre wieder zu meinem Wohnwagen, wo ich mich noch 2 Stunden mit Schnee schippen beschäftigen muss. Mein Kopf ist voll von neuen Eindrücken, die beim Schnee schippen an mir vorüber ziehen - ein sehr interessanter Tag... Irgendwie bin ich stolz auf mich. Nun aber ab unter die Dusche.
Es ist Mittwochabend und es kommt Wind auf - heftig. Es hat 0 Grad und so mischt sich Schneeregen in den Sturm. Das Vorzelt wird heftig durchgerüttelt - und das ist nachts natürlich bestens zu hören - wenn man wach ist. Und ich bin wach - zumindest öfters...
Am nächsten Morgen schlafe ich wieder ungewohnt lange. Ich schaue auf den Außenthermometer, er zeigt 2 Grad. Regen klopft aufs Dachfenster, Schnee würde sich wesentlich gedämpfter anhören. Naja, die letzten 3 Tage konnte ich mich ja nun nicht beschweren. Also werde ich heute wieder auf die Schwäbische Alb fahren - da kann das Wetter ja nicht schlechter sein. Und morgen steht ja die Besichtigung des Carthago-Werks in Aulendorf an.
Um 8 Uhr schlage ich zum ersten mal die Augen auf, obwohl ich gestern in der Sauna schon vorgeschlafen habe. Ich fühle mich gut und genieße das Frühstück. Die Wolken fliegen tief und für heute Abend ist Schnee und Sturm angesagt. Da meine Beinchen sich noch nicht in Hochform befinden, werde ich heute mal keine Skatingrunde drehen sondern mich mit dem klassischen Skilanglauf mal wieder anfreunden.
Den Diagonalschritt habe ich ja mal gelernt und den habe ich gleich wieder drauf, beim Doppelstockschub mit Zwischenschritt muss ich mich schon mehr anstrengen. Aber es macht jede Menge Spaß - ist ja auch nicht so anstrengend wie Skating. Allerdings auch nicht so schnell. Ich laufe noch die Gaichtrunde in Nesselwängle, die zumindest heute von den Langläufer irgendwie gemieden wird. Vielleicht weil es so verdammt schattig ist?
Als ich zum Haldensee komme, fährt eine Frau vor mir, deren Mann ich - er verließ kurz vorher die Spur, um seine Blase etwas zu verkleinern - überholte. Die Frau vor mir babbelt permanent mit mir - wohl ist sie der Meinung, dass ich ihr Mann sei. Plötzlich dreht sie sich im Lauf um - vermutlich in Ermangelung der erwarteten Antworten ihres Gatten - sie sieht mich, erschrickt und fährt in der Kurve geradeaus in den Tiefschnee, wo sie gekonnt mit ihrem Hinterteil eine Badewanne in den Schnee formt.
Tannheim kommt in Sicht und mein Magen hängt verdammt tief. Aber ich schleppe mich noch - immerhin habe ich 25 km hinter mir - auf den Campingplatz. Erst verwöhne ich meinen Körper mit Holundersirup, dann mit einer ausgedehnten Dusche. Ich denke, ich mach morgen mal ne Pause...
Ich habe ja mit Muskelkater gerechnet - aber dass er so heftig ausfallen würde -naja, man lernt eben nie aus. Mein rechtes Bein hat vermutlich schon das Ablaufdatum erreicht. Mal schauen wie lange es noch seinen Dienst macht. Nach dem Frühstück sehe ich das rote Lämpchen, das anzeigt, dass für die Wärme im Wohnwagen auf die Reserve-Gasflasche umgeschaltet wurde. Und wenn ich nachts nicht plötzlich in der Kälte stehen will - oder besser gesagt - liegen will, dann muss ich für ne neue Gasflasche sorgen - das hat nun mal Vorrang. Das Thermometer zeigt minus 18 Grad - da will ich noch nicht auf die Loipe.
Gegen 12 Uhr sind es immer noch knackige -8 Grad. Eine kleine Runde auf der Loipe will ich dann doch versuchen. Irgendwie fehlt mir aber heute der Kampfgeist und so treibt mich nur noch der Gedanke an die anschließende Sauna vorwärts. Eine Stunde später ist der Gedanke Wirklichkeit und ich schwitze in der Therme in Reutte. Als ich in den Ruheraum komme, höre ich aus einer Ecke lautes Schnarchen. Ich werfe meinen Körper auf eine Liege und mein Bewusstsein nimmt sich eine schön entspannende Auszeit...
Nun habe ich meinen Winterschlaf beendet – es ist ja auch Schnee gefallen und ich kann meinen Blog wieder pflegen.
Gleich morgens fahre ich – obwohl sich das Wetter von seiner düsteren Seite zeigt - ins Tannheimer Tal. Schon beim Verlassen der Autobahn A7 in Richtung Oy blicke ich nach oben und ahne, dass es heute einen Tag für Götter gibt. Das Blau am Himmel wird mehr und mehr. Auf dem Campingplatz angekommen, greife ich mir erst mal ne Schaufel - Schnee schippen ist angesagt – was weiter aber nicht dramatisch ist. Das Thermometer zeigte -9 Grad, aber dafür ist auch kein Wölkchen am Himmel auszumachen. Petrus ist wieder mein Freund...
Ich nehme meine Skating Ski – da fällt mir ein, dass Wachsen bestimmt nicht schaden würde. Also Wax gesucht – und auf den Belag damit – das bringt bestimmt ein halbes PS mehr, denke ich so bei mir. Nun aber auf die Loipe. Schon nach einigen hundert Metern kommt ein schattiges Teilstück – es wird noch spürbar kälter – die Schneekristalle sind einfach noch zu scharfkantig, so dass diese die Ski mein angestrebtes Tempo eher bremsen. Ich
hatte jedoch eigentlich mit geschmeidigem Vortrieb gerechnet – ohne viel Kraftaufwand.
Bereits nach einer halben Stunde machen sich die fehlenden Trainingsstunden bemerkbar. Ich stehe ja in dieser Saison zum ersten mal auf den Brettern. Der Stockeinsatz wird nun mangels Oberarmmuskulatur lasch und lascher und der Beinabstoss hat mit ″Abstoss″ – wen wunderts – nun gar nichts mehr gemein. In Grän stehe ich vor der Wahl eine weitere Schleife mit ca. 6 km dranzuhängen. Mein Kleinhirn entscheidet sich jedoch in Sekundenbruchteilen für die einzig richtige Variante – und dafür bin ich dankbar: Auf der Sonnenseite wieder zurück zum Campingplatz. Da die Sonne hier die scharfkantigen Schneekristalle bereits zum Schmelzen gebracht hatte und diese dann in runde Kristalle umgeformt hatte, läuft es hier wesentlich besser. Naja vielleicht liegt es auch daran, dass es nun meist geringfügig bergab geht...
In der Zwischenzeit starten die Heißluftballone in Tannheim – ab und zu sind die Gasbrenner zu hören, die die dünne Haut der Ballone mit Warmluft versorgen, was für den nötigen Auftrieb sorgt. Sie schleichen heute ziemlich tief das Tal entlang in Richtung Oberjoch. Ich komme gerade wieder zum Wohnwagen, als einer zum Greifen nahe über den Campingplatz fährt. An der Stelle will ich noch erwähnen, dass Ballone tatsächlich ″fahren″ und nicht ″fliegen″.
Ich erhole mich ziemlich schnell. Das Blau des Himmels strahlt immer noch ungetrübt und so beschließe ich, meine Tourenski zu testen. Ich ziehe trockene Klamotten an, denn meine Langlaufsession hat vermutlich tausende meiner Schweißporen geöffnet und diese mit abgestandenem Wasser – oder was immer noch vom Jahreswechsel in meinem Körper war – geflutet. Ich packe den Rucksack – da müssen wiederum trockene Klamotten rein. Denn ich kann mir vorstellen, dass ich – sofern ich auf der Sonnenalm überhaupt ankomme – triefe wie ein nasser Schwamm...
Alle Utensilien packe ich ins Auto und fahre nach Grän. Rein in die Skischuhe, rein in die Ski, rein in die Handschuhe, Mütze auf den Kopf – dann bewege ich mich langsam bergauf in Richtung Füssener Jöchle. Irgendwie macht der rechte Ski ein anderes Geräusch als der linke. Ah, der rechte Skistopper ist nicht richtig eingerastet und schleift über den Schnee – also nochmal raus aus der Bindung und mit Schmackes noch einmal in die Bindung - schon ist das Problem gelöst.
Die Steigung ist anfangs erträglich – da bin ich ja auch schon mit dem Bike hoch gestrampelt. Die Hälfte der Strecke dürfte ich hinter mir haben, da wird es steiler. Ich hätte einen Pulsmesser umschnallen sollen... obwohl, der würde vermutlich nur noch 3 Kreuze anzeigen. Mein Blick ist meist geradeaus oder nach unten gerichtet – deshalb bemerke ich erst relativ spät, dass von oben Nebel herunterzieht. Plötzlich bin ich von dickem Nebel umgeben. Was ich dann denke – dafür gibt es keine Buchstaben auf der Tastatur...
Nach ca. 100 Höhenmetern in der cremefarbenen Suppe, blinzelt oben vereinzelt wieder das Blaue, das ich so liebe, durch. Und tatsächlich – bald befinde ich mich wieder im Azurblau, die Suppe ist unter mir. Und schon taucht auch die Sonnenalm auf – Gott sei Dank. Ich bin fertig wie eine verbrannte Brezel – längst ist meine Unterwäsche nicht mehr in der Lage, weiteres Schwitzwasser aufzunehmen.
Oben angekommen ziehe das Fell von den Skiern, packe es in den Rucksack, stelle Ski und Stöcke in die dafür vorgesehene Stellage (auch hier -9 Grad) und betrete – mit geschwellter Brust und nicht ohne Stolz – die Sonnenalm. Erst geht es einen Stock nach unten, da gibt es die Möglichkeit, seine nassen Sachen gegen trockene zu tauschen, sofern man hat – aber ich habe... Ein Leidensgenosse (vermutlich besser trainiert als ich) ist ebenfalls beim Wäschewechsel. 2 Frauen (vermutlich besser trainiert als ich) erscheinen ebenfalls in der ″Durchgangsumkleide″, durch die auch die Toilettenbesucher der Alm marschieren.
Noch nie hat es mich weniger interessiert, wie und was die 2 Sportlerfrauen aus- bzw. anziehen. Für mich war es Genugtuung genug zu wissen, dass die auch ins Schwitzen gekommen sind. Und mein Körper schrie buchstäblich nach Flüssigkeit und Spaghetti. Ich gehe also wieder hoch in die große Almstube. An der Selbstbedienungstheke ist um diese Zeit nichts mehr los. Ich spare mir das Lesen der mit großen Lettern angepriesenen Speisen. ″Gibt's Spaghetti?″ frage ich und die freundliche Servicedame erwiderte: ″Aber natürlich – mit Bolognese oder Tomaten oder Gorgonzolasoße?″ Da ich meinem Magen nur Bekanntes zukommen lassen wollte: ″Bolognese und ein Radler″. ″Die Spaghetti bringe ich an den Tisch″ säuselt sie. Und ich denke: super, vermutlich wäre ich noch vor Erschöpfung gestolpert und hätte die Spagetti dann vom Boden essen müssen.
Ich stärke mich – die Lebensgeister kommen so langsam wieder zurück. Ein älteres Ehepaar kommt noch an den Tisch. ″Wir waren heute Mittag schon mal da – dürfen wir uns setzen?″ Ich nicke, vermeide es jedoch meinen Mund zu öffnen – das hätte ja den Verlust von einigen Nudeln bedeutet... ″Ist hier noch eine Mütze gelegen?″. Ich schaue unter meinen Rucksack, auf den Boden: ″Also ich habe nichts gesehen. Der Mann flucht vor sich hin, zieht seinen Anorak aus – und da fällt ihm was aus dem Ärmel. ″Oh, da ist sie ja″ sagt er zu seiner Frau, ″das ist ja komisch – jetzt ist sie plötzlich wieder da...″ Ich verkniff mir eine treffende Bemerkung...
Bald war ich wieder im Tal – ja, abfahren geht bedeutend schneller als aufsteigen...