Ich blicke aus dem Vorzelt und sehe die Sonne über die Berge blinzeln. Es verspricht ein herrlicher Tag zu werden. Was ist denn da an meinem Auto? Ach ja, da ist noch der Abschlepphaken, den ich gestern Abend noch installieren musste.
Auf dem Weg zur Dusche schraube ich ihn raus und werfe ihn ins Innere meines fahrbaren Untersatzes. Heute wartet meine erste diesjährige Skitour auf die Sonnenalm auf mich. Da die letzte Skitour bestimmt schon 10 Monate her ist, muss mich erst mal auf die Details konzentrieren.
Was ziehe ich an und was muss in den Rucksack? Wo sind denn meine Felle und meine Tourenschuhe? Schlussendlich habe ich dann alles zusammen: Am Körper sind Unterwäsche, Rolli, die Skatinghose, die ich für tourentauglich eingestuft habe, eine winddichte leichte Jacke, leichte Handschuhe und eine Wollmütze.
In meinen Rucksack stopfe ich einen Anorak, Skihandschuhe (alles für die Abfahrt), und Unterwäsche sowie Rolli zum Wechseln. Den Skihelm hänge ich aussen an den Rucksack. Noch etwas Geld, ein kleines Getränk und 2 Riegel für schlechte Zeiten...
Auf dem Weg nach oben sind einige ganz schön steile Passagen zu bewältigen (bin ja noch ein blutiger Anfänger). Hinter mir bemerke ich irgendwann das typische Geräusch eines Tourengehers - das Setzen eines Skis in den Schnee und das Nachziehen des anderen. Ich spüre schon den Atem in meinem Nacken...
Warum überholt mich der Kerl nicht - denke ich so bei mir und stapfe tapfer weiter. Und irgendwann höre ich nicht mehr dieses typische Geräusch - und auch keinen Atem mehr...
Irgendwann mache ich ne Fotopause, blicke nach hinten - aber da ist niemand mehr... Ich bin zufrieden.
Oben angekommen, geht es erst mal in den Keller (da sind auch die Toiletten) zum Umziehen. Im Gang stehen die Frauen vor ihrem Örtchen Schlange - naja es ist Urlaubszeit und die Sanitäranlagen sind hier nicht unbedingt auf Massentourismus ausgelegt.
Ich kann an einem Tisch (nicht im Lokal - im Keller...) gerade noch einen freien "Umziehplatz" ergattern.
Rechts neben mir 2 Frauen und bestimmt 4 Männer, links neben mir ein Mann mit freiem Oberkörper und allgäuer Dialekt: "Ma könnt moana, heit gibt's was gratis - soviel Leit sind seltn do". Ich bejahe: "Der wo heit bei dem Kaiserwettr it aus'm Haus goht, der isch krank oder liegt auf'm Friedhof".
In der Kneipe kann ich gerade noch einen Soloplatz beschlagnahmen. Ich lasse Helm und Rucksack auf der Bank zurück und stelle mich in die Schlange der Hungrigen.
Während ich meine Spaghetti meinem eingeschrumpften Magen zuführe, muss ich mir 2 Gespräche - ob ich will oder nicht - zu Gemüte führen. Rechts neben mir ein sportlicher Typ über 50 (Skifahrer), daneben eine flotte Dame, die erste 50 wird in Normalkleidung. Sie ist als Kind mal Ski gefahren, hat aber nun Angst vor dem Schnee. Das will der sportliche Typ ändern und er will ihr einen Privatkurs verpassen. Sie - da sie ganz offensichtlich nicht nur mit ihm Skifahren will - willigt ein und erzählt, dass sie früher mal den Stockeinsatz wirklich gut beherrschte...
Links von mir leerte ein Opa ein Glas Rotwein und quetschte gleichzeitig aus seinem Enkel (vermutlich) die Details der anstehenden Silvesterparty...
Es ist ja mal wieder Schnee angesagt - zumindest im Süden. Und da mein Wohnwagen ja noch südlicher sein Dasein fristet als ich selbst, beschließe ich, genau diesem einen Besuch abzustatten. Schnell einige Sachen gepackt und dann ab ins Tannheimer Tal.
Diesmal tritt der Schock kurz vor der Ausfahrt Oy-Mittelberg auf... Winterlicher Schnee ziert die Autobahn und dezente Fahrweise ist angesagt. Schnee liegt auf der Straße und zwischen den Jahren haben wohl die Räumdienste Urlaub. So zottle ich hinter einem "max.50 km/h Nordlicht" her.
Im Tannheimer Tal angekommen muss ich ja dann links zum Campingplatz abbiegen. Vor mir immer noch die besagte Type mit der reduzierten Horizontalbeschleunigung. Oh Gott, der setzt auch den Blinker. Die Auffahrt zum Campingplatz hat heute noch kein Schneepflug gesehen - und so kommt, wie es eben kommen sollte...
Der Kerl vor mir verliert auf der - nicht sonderlich ansteigenden - Strecke immer mehr an der ohnehin sehr geringen Geschwindigkeit. %&$!?! Und jetzt steht er auch noch - kommt keinen cm mehr vom Fleck. Oh Gott - ich hätte noch Grip ohne Ende - Überholen geht nicht, dafür ist das Sträßchen zu schmal. Also drücke ich auf die Bremse - ein weiteres Anfahren war in diesem Schnee ein Ding der Unmöglichkeit. Um diesen Umstand wissend, lasse ich mich (wie auch mein "Vormirherfahrer") wieder auf die Hauptstraßé zurück rollen... und so geht das 3 mal... und so geht das 3 mal gut.
Beim 4. Mal des Zurückrollens - die Insassen des "VormirAutos" sind in der Zwischenzeit alle ausgestiegen und laufen die 100 m zum Campingplatz zu Fuß. Wir starten einen erneuten Versuch... ich komme zuweit nach rechts und versinke in einer Schneewehe - Ende. Ein Allradler, ebenfalls Camper, versucht mich mich noch raus zuziehen. Doch auch er ruschte wie auf einer Schlittschuhbahn.
Doch dann taucht der Schneepflug auf - ein riesiges Gerät mit Ketten links, rechts, vorne, hinten - der hängt mich kurzerhand an seine Schaufel und wie ein kleines Spielzeugauto zieht er mich in seinem Schlepptau auf die Höhe des Campingplatzes. Ich bedanke mich - nicht ohne ihm ein Scheinchen für einen Kaffee mit Schuss in die Hand zu drücken und ein erleichtertes Danke an den netten Mann zu bringen.
Ok - nun ist ja nur noch mein Parkplatz vom Schnee zu befreuen...
Der Weihnachtsbaum steht schon im Wohnzimmer - noch nackt. Im Hinblick der kommenden Festtage, die mit "gesunder Ernährung" nicht unbedingt in Einklang zu bringen sind, zieht es mich an die frische Luft. Ich schaue aus dem Fenster - die Regenwolken ignoriere ich mal hartnäckig - und die Entscheidung steht: Ich hole mein Bike aus dem Keller, schlüpfe in die dicken Sachen - und schon bin ich im Sattel.
Als ich nach ein paar Pedalumdrehungen die Siedlung hinter mir lasse und ich aufs freie Feld komme, pfeift ein anderer Wind. Er kommt aus Nord - ich würde sagen: direkt vom Nordpol.
Unter meinem Helm habe ich ne warme Mütze und auch meine Handschuhe sind kälteresistent.Ich bleibe auf der Albhochfläche, für eine flotte - aber auch eisige - Abfahrt ins Tal bin ich heute nicht zu haben. Das Rad sieht auch schon aus wie Sau. Kein Wunder bei dem Dreck und Matsch.
Auf dem Heimweg finde ich am Straßenrand noch Schnee. Um wenigstens den Dreck aus meinen Reifen zu waschen, fahre ich durch den Schnee. Schon wenig später sehen sie wieder aus wie neu. Ich bin begeistert.
Nach eineinhalb Stunden bin ich wieder im Warmen.
In den letzten Tagen war das Wetter auf der schwäbischen Alb ja ziemlich bescheiden. Das Thermometer bewegt sich so um die Null Grad - hatte aber weder nach oben noch nach unten größere Ausreißer. Des nachts schneite es dann mal 3 cm, mal 5 cm. Tagsüber etwas Nieselregen, etwas Schneefall. Mich interessiert natürlich, was der Winter im Tannheimer Tal macht - schicke der Heizung meines Wohnwagens ne kurze sms, damit sie weiß, dass sie schon mal mollige Wärme erzeugen kann - und schon bin ich auf der Autobahn.
Bis Unterjoch war die Fahrt wie gewohnt. Doch dann werden die vom Schneepflug an die Straßenseite geschobenen Schneewände immer höher. Prima - denke ich so bei mir: Dann steht morgen "Skifahren" auf dem Programm.
Auf dem Campingplatz angekommen - mich trifft der Schlag - Schnee ohne Ende - und ich in locker gebundenen Halbschuhen. Ich habe in meinem Auto ja - Gott sei Dank - noch Wanderschuhe. Aber die spare ich mir für bessere Zeiten auf...
Die Schneeschaufel ist im Vorzelt... das muss ich auch noch besser lösen. Die Schaufel muss direkt am Weg stecken. Sonst muss ich ja immer durch den Tiefschnee waten, die Schaufel aus dem Vorzelt greifen, um mir dann den Weg, den ich schon gestapft bin, frei schaufeln zu können - aber dann habe ich ja schon nasse Schuhe - natürlich auch die Socken... und die Hosen...
Ok - ich beginne zu Schaufeln... aber wohin mit dem vielen Schnee? Wenn ich ihn nur 2 Meter weiter werfe, dann treffe ich ja gleich wieder auf ihn... Also übe ich mich im Schneeschaufelweitwurf.
Bislang habe ich ja nur die Schaufel aus dem Vorzelt geholt. Nun schaue ich aufs Dach meines Wohnwagens - mir bleibt die Spucke weg. Wo ist der Kamin? Denn wenn der nicht zu sehen ist, dann geht ja auch keine Heizung - und wenn keine Heizung geht, dann ist es saukalt...
Und genau so ist es auch. Die Heizung zeigt "Fehler", wohin soll sie auch die Abgase blasen, wenn der Kamin unterm Schnee versunken ist. Also erst mal die Leiter geholt. Es ist eine zusammenschiebbare Aluleiter, ich glaube man sagt Teleskopleiter. Der Abstand zwischen jedem Tritt kann praktisch zusammengeschoben werden.
Leider hat das Teil unter der im Vorzelt herrschenden Kälte etwas gelitten. Und das zeigte sich nun so, dass die einzelnen Tritte der Leiter - als ich sie auseinander zog - nicht mehr in ihrer stabilen Position einrasteten... was aber zunächst von mir unbemerkt blieb.
Durchaus erfreulich ist, dass der Ofen im Vorzelt sofort seinen Dienst antritt, als ich ihm Gas und ne Flamme zur Verfügung stelle. Aber ich will ja die Nacht nicht im Vorzelt verbringen - deshalb greife ich zur Leiter und stelle sie an den Wohnwagen, um meinen Kamin frei zu schaufeln.
Fast oben angekommen, ging es - und es war so nicht geplant - wieder um 4 Etagen nach unten... weil es eben den Stufen zu kalt war und sie keine Lust hatten, richtig einzurasten. Also zog ich das Teil wieder aus dem Schnee und schob es in das nun schon vorgeheizte Vorzelt.
Während der Auftauphase der Leiter befreie ich mein Vorzelt vom Schnee. Ich werde morgen bei (hoffentlich) Sonne mal ein Foto machen, auf dem man erkennen kann, wo der Schnee vom Vorzeltdach nun liegt.
Nun macht auch die Leiter wieder einen guten Eindruck und ich bin drauf und dran das Dach den Wohnwagens zu erklimmen - da höre ich ein Knacksen unter mir - ich stehe eine Sprosse tiefer. Sprossenbruch ist besser als Beinbruch denke ich mir und trenne mich nun endgültig von der Leiter. Irgendwie soll ich heute wohl nicht aufs Dach...
Ok - ich nenne ja noch einen ausziehbaren Minibesen mein eigen (normalerweise nur geeignet, um irgendwelche Spinnenhuddeln in großer Höhe zu entfernen). Mit genau diesem ziehe ich nun 10cm - weise den Schnee vom Dach... das dauert...
Aber irgendwann kommt er zum Vorschein. Mit dem Mob erreiche ich gerade - und er (der Mob) ist 4 Meter lang - den Kamin. Ich schaffe es - die Löcher, die er zum Atmen benötigt (nicht der Mob, der Kamin) wieder frei zu wedeln.
Nach einiger Zeit werfe ich die Heizung an - und was soll ich sagen - nix "Störung" - das ist Schnee von gestern. Ok - es sind erst 3 Grad - aber das wird schon noch... Jetzt, da alles im Fluss ist, fahre ich noch kurz zum powershoppen. Ich brauche Brot, Wurst, Cola und Bier. Als ich wieder auf dem Campingplatz eintreffe, ist die Welt in Ordnung... Das Termometer zeigt schon 14 Grad - steigende Tendenz...
Bei dem momentanen Schmuddelwetter beschränken sich meine sportlichen Aktivitäten auf Schnee räumen und Holz aus dem Keller holen - ok - ab und zu ist auch ein Bier mit dabei. Heute bekam ich noch eine kurze Einkaufs-Session in Ulm untergeschoben: Ein Töpfchen für meine Enkelin - obwohl sie wegen mir noch gerne in die Windel pinkeln darf.
Und auf den alten Schlitten, in dem ich schon meine Kinder durch den Schnee gezogen habe, musste noch ein Geländer, damit sich die Kleine schön in den Schlitten rein lümmeln kann und nicht gleich in den Schnee fällt, wenn sie mal vom Sandmännchen eingeholt wird.
Daniele hat Geburtstag - wenn das nicht ein Grund ist, mal meinen Magen in Ulm einem Belastungstest zu unterziehen. Wir holen also die beiden in Ulm ab, suchen uns - erfolgreich - eine Unterstellmöglichkeit für unseren fahrbaren Untersatz. Obwohl Ulm seit Monaten eine Großbaustelle ist, werden wir in einem Parkhaus fündig. Es ist kalt - gestern hat es noch geschneit - so dass die Nebenstraßen noch ziemlich matschig sind. Vorausschauend habe ich mal schon meine Wanderschuhe an meine Füße geklebt.
Nach einen Rundgang durch den Weihnachtsmarkt steuern wir die Brezel - eine alteingesessene Ulmer Wirtschaft - an. Gerade als wir die Türe ins Warme öffnen wollen, kommt uns ein halber Bus entgegen (nur die Menschen - ohne Bus).
Wir drücken uns in Innere - brechend voll. Was ich natürlich nicht bedacht habe: Der Ulmer Weihnachtsmarkt unter dem Dom ist weithin bekannt und es gibt verdammt viele Touristen, die sich den mal aus der Nähe anschauen wollen. Und alle wollen um die Mittagszeit ihrem Magen was Gutes gönnen.
Eine freundliche Bedienung erkundigt sich nach der Anzahl der Hungrigen... ich hebe sofort die Hand: Vier Personen. "Augenblick, bleibt hier stehen". Wir tun wie geheißen. Nach einer Weile winkt sie uns an einen freien Tisch.
Es dauert nicht lange, da werden auch schon die Getränke aufgefahren. Auch das Essen lässt nicht lange auf sich warten. Es ist deftiges Essen. Und es schmeckt.
Bevor ich bezahle, wackle ich noch zu Pinkeln. Ich hätte wesentlich mehr trinken können, denn während ich mich erleichterte, war es mir nicht möglich, die mit vielen lustigen Sprüchen und Gedichten beklebte Wand vor mir ausgiebig zu studieren.
Irgendwann werde ich mal wieder in der Brezel einkehren - und natürlich werde ich dann noch die restlichen Gedichte auf der Toilette durcharbeiten...
Ein Beispiel:
Das Wissen von Gut und Böse kommt aus der Küche,
wobei Gut und Böse wechseln können.
In der Mayonnaise ist das Eigelb "gut",
in einem Baiser ist das Eigelb "böse".
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Essa ond Dringa sind die schönschte 3 Sacha auf dr Wält.
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A Bärle Soidawürschd kheerad oifach zu Lensa ond Schbätzla.
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Da war beispielsweise das Lied von den 10 kleinen Bierchen...
10 kleine Bierchen, die sollten mich erfreuen,
das erste hab' ich ausgetrunken, da waren's nur noch 9
9 kleine Bierchen, die haben mich angelacht,
da hab ich eines weg geputzt, da waren's nur noch 8
8 kleine Bierchen, die sind mir noch geblieben,
das eine habe ich verschluckt, da waren's nur noch 7
7 kleine Bierchen - da trank ich eins auf ex, als
ich dann sorgsam nachgezählt, da waren's nur noch 6
6 kleine Bierchen sind meine letzten Trümpf,
da habe ich eins weggespühlt, da waren' nur noch 5
5 kleine Bierchen, die freuen sich mit mir, da
nahm ich eines mir zur Brust, da waren's nur noch 4
4 kleine Bierchen, die sind noch mit dabei,
da habe ich mich umgedreht, da waren's nur noch 3
Nach 3 kleinen Bierchen, da musst ich mal auf's Klo,
und als ich später wieder kam, da waren's nur noch zwo.
2 kleine Bierchen sind besser noch als eins,
doch leider hatte ich noch Durst, da war es nur noch 1
1 kleines Bierchen ist traurig anzusehen, da
habe' ich mir noch 9 bestellt, dann warens wieder 10
Ich schlage die Augen auf - durch die Dachluke sehe ich nur Schnee- und Eiskristalle. Ich öffne die Türe des Wohnwagens - Brrr - saukalt - Türe besser wieder zu. Ich packe mich warm ein und gehe zum Duschen in die Sanitärräume. Schock - die Räume sind eiskalt. Die Campingplatzbesitzer haben zwar Urlaub, aber die letzten Jahre waren die Duschen immer angenehm warm (Fußbodenheizung). Ich rasiere mich, schrubbe meine Zähnchen, mache hierbei keinen Unterschied zwischen eigenen und zugekauften...
Dann geht es unter die Dusche. Gerade als ich jede Pore meiner Haut mit warmem Wasser versorgt habe und das duftende Duschdas auf Haut und Haar verteilt habe - Brrr - saukalt - es kommt kein warmes Wasser mehr. Nun bin ich doch stinkesauer auf die Campingplatzbetreiber. Ich dusche also kalt - ich hätte mich genau so gut im Schnee wälzen können - genieße aber dann um so mehr den heißen Kaffee.
Nach dem Frühstück will ich noch meinen Wohnwagen von Schnee und Eis befreien, was gar nicht so einfach ist. Auf dem Dach hat sich eine 5 cm dicke Eisschicht gebildet - drüber ca. 20 cm Schnee.
Im Internet steht zwar, dass die Loipen im Tannheimer Tal noch nicht gespurt sind. Bei der derzeitigen Schneelage glaube ich das jedoch nie und nimmer. Also steigen Anne und ich in unsere Langlaufklamotten - die Nacht war kalt: minus 10 Grad - Vom Wohnwagen runter auf die Loipe (wenn sie denn dann gespurt wäre) ist es nur ein Katzensprung.
Und siehe da - ich bin begeistert. Herrliche Loipen liegen uns zu Füßen. Viel schöner sind noch die fehlenden Touristen, die sich sonst auf der Loipe tummeln. Nur vereinzelt setzen (meist Einheimische) ihre Spuren in den Schnee.
Das erste Mal wieder auf Schnee ist eine sich alljährlich wiederholende Qual. Der Bewegungsablauf ist ungewohnt und anstrengend. Die Klamotten sind irgendwann einfach nicht mehr in der Lage, die abgesonderten Schweißperlen aufzunehmen...
Aber dennoch war es ein wunderschöner Wintertag - bis auf die morgendliche kalte Dusche...
Die letzten Tage war das Wetter ja nicht gerade berauschend. Die körperlichen Aktivitäten hielten sich ebenfalls in Grenzen: Mit der Schneeschaufel den Schnee auf dem Gehweg beiseite schippen und im Keller den Hometrainer auf Temperatur bringen. Das war's.
Also hole ich die Leiter und krabble in meinen kleinen Abstellraum über der Garage. Dort halten im Sommer unsere Ski Sommerschlaf. Und genau aus diesem erwecke ich sie und schiebe diese in den Kofferraum meines Fahrzeugs.
Schnell noch einige Sachen gepackt und schon sind wir auf dem Weg ins Tannheimer Tal zu unserem Wohnwagen. Der Campingplatz ist zwar noch geschlossen - die Betreiber wollen vor dem Weihnachtstrubel noch etwas durchschnaufen - aber wir können außerhalb parken. Der einzige Nachteil ist der Weg, den wir in Kauf nehmen müssen... schlussendlich will das Gepäck ja im Wohnwagen verstaut sein. Also laufen wir (gefühlt) -zig mal vom Auto zum Wowa, um unsere Sachen zu verstauen... im Schnee. Nein, die Sachen werden nicht im Schnee verstaut - der Gang von Auto zum Wowa ist ein Stapfen durch den Schnee.
Anne erbarmt sich - nimmt die Schneeschaufel in die Hand und bahnt den Weg frei. Ok, ich nehme die Schaufel im Anschluss und befreie meinen Parkplatz von dem weißen Pulver. Nach einem Schluck aus dem Tetrapak und einer kleinen Verschnaufpause geht mit dem Auto nach Oberjoch auf den Parkplatz. Dort besteigen wir den Bus und lassen uns ins Tal nach Bad Hindelang kutschieren.
Der Busfahrer versteht sein Handwerk und kurvt die Paßstrasse vom höchsten Skidorf Deutschlands (1.200 m) schnell und präzise hinab nach Bad Hindelang. Die Paßstrasse windet sich in immerhin 107 Kurven nach unten und ist somit die kurvenreichste Strecke Deutschlands.Früher hieß es einfach nur "Hindelang". Ab 2002 genehmigten sich die Stadtväter das "Bad" davor - berechtigt.
Der Weihnachtsmarkt ist wirklich sehens- und besuchenswert. Vor Allem wird sehr viel handwerkliche Kunst (Holz-, Schnitz-, Eisen-, Bastelarbeiten) angeboten.
Für die Durstigen gibt es natürlich auch jede Menge von diesen wohlriechenden Glühweinständen.
Nach einer kleinen Stärkung bzw. Aufwärmpause (indoor) steigen wir wieder in den Bus und lassen uns nach Oberjoch fahren (wir sind nicht alleine) - übrigens die Fahrt ist kostenlos - wie auch schon die Hinfahrt.
Ich stehe senkrecht im Bett und könnte Bäume ausreißen. Ok, es ist etwas später als 6:00 Uhr - aber für mich ist die Nacht vorbei. Was ist schöner, als ein anständiges Frühstück vorzubereiten... Ich mache mich ans Werk. He, wo sind denn die Teller? Geschirrspüle auf... so ein Schei... also erst mal die Geschirrspüle ausräumen.
Aber dann...
An unserer Gartenhecke steht - eigentlich wurde dieses Teil (nicht die Hecke) vor 30 Jahren als kleiner Strauch gepflanzt - ein Riesenbaum, der sich unter der Schneelast des Winters immer über die Hecke, die ja eigentlich die Abgrenzung von Grundstück zum Gehsteig markieren sollte, beugte - diese bis in die Knie zwang. Und ich habe Mitleid mit der Hecke - ich will nicht, dass sie unterdrückt wird - also bewaffne ich mit Astzwicker und Säge.
Was ich bis dahin nicht wusste, ist, dass sich manche hartnäckige Sträucher wohl unterirdisch vermehren. In der Meinung, ich säge da mal kurz den Stamm ab, wurde ich gleich bei der Ortsbegehung eines Besseren belehrt. Schon aus dem Boden kamen mir ca. 15 - 20 mehr oder wenige dicke Stämm(chen)(oder sind das Äste) entgegen...
Es ist 10:30 Uhr und ich kämpfe mit dem Gestrüpp (Mammutbaum). Bis ich endlich als Sieger ausgerufen werden konnte, musste ich 3 Mal auf unseren "Grünplatz" fahren, um die Äste zu entsorgen. Mein Auto sieht aus wie Sau - aber da ich nicht jeden Tag ein Budget für "Autowasch" vorgesehen habe, werde ich die Reinigung für innen und außen mal erst noch um einige Tage verschieben...
Ich bin schon ganz nervös: Die Sonne scheint, aber die Strassen sind noch nass. Mein Bike steht bereits im Gang und wartet schon darauf, ausgeführt zu werden.
Zuvor jedoch will der Wohnzimmerteppich noch eingerollt werden, da er heute im Laufe des Tages von einem Reinigungsunternehmen abgeholt werden wird. Natürlich stehen ja die ganzen Möbel drauf - die müssen erst mal runter. Also: Möbel schubbsen, Staubsaugen, Teppich rollen, Möbel wieder an Ort und Stelle rücken... und dann ist es soweit...
Ich radle los. Schade - die Strassen sind immer noch teilweise nass - auf den Schotterwegen steht das Wasser - die werde ich dann heute meiden. Ich bin zwar nicht wasserscheu - aber ich will ja auch nicht aussehen wie eine Wildsau, nach einem Bauchplatscher im Schlammbad.
So bleibe ich heute auf der Albhochfläche. Die Sonne wärmt wie im Frühling und ich fühle mich sauwohl. Über Westerheim geht es nach Feldstetten, dann Richtung Suppingen. In einer langzogenen Kurve muss ich eine Bundesstrasse queren - just in dem Moment
kommt ein Möchtegernrennfahrer angeflogen... Ich kann mich gerade noch verletzungsfrei auf die andere Strassenseite retten...
Nach den zurück liegenden Regentagen muss ich heute mal wieder meine Gelenke bewegen. Eigentlich wollte ich ja ne Runde mit dem Bike drehen, da es jedoch den ganzen Vormittag noch regnen musste, und die ganzen Wege noch eingeschlammt sind, entscheide ich mich für eine Nordic-Walking-Runde.
Ich ziehe meine Wanderschuhe an - das ist bei diesem Wetter die beste Wahl. Mein Auto, das heute zum ersten Mal in seine neuen Winterreifen schlüpfen durfte, bringt mich nach Türkheim. Von dort aus geht es gleich auf einem - unter einer dicken Blätterdecke schlummernden - schmalen Wanderweg hinter der
Kirche die schwäbische Alb runter. Es ist verdammt rutschig unter den Blättern.
Unten geht es auf einem breiten Schottenweg - so eine Art Panormaweg - weiter bis nach Geislingen. Von hier aus führt wieder ein kaum auszumachender Pfad zurück nach Türkheim, immer schön bergauf.
Die Dunkelheit kommt schneller wie erwartet. Gerade war es noch 16:30 Uhr und schon verabschiedet sich die Sonne von der Bildfläche. Ich beeile mich - jedoch zwingt mich manchmal der Weg an der Albkante, einen Gang zurück zu schalten. Es ist rutschig und glitschig - und ich will mich nicht plötzlich wieder 30 oder 50 m tiefer wiederfinden - mit gebrochenen Knochen.
Ich komme zum Auto und bin froh, meine Stirnlampe nicht gebraucht zu haben - sie schlummert noch zu Hause - aber das nächste Mal nehme ich sie mit...
Nachdem mir im Urlaub ein teures Rad einfach so gestohlen wurde, obwohl es mit einem (nicht billigen) Abus-Schloss mit einem anderen Fahrrad an einem Baum zusammengekettet war, habe ich mal im schlauen Internet recherchiert, wie ich denn mein neues Bike sichern könnte. Dabei habe ich die unten aufgeführten Produkte für gut befunden und auch gekauft und installiert.
Das Bremsscheibenschloss ist eigentlich für Motorräder gedacht aber es funktioniert auch bei Rädern, die eine Scheibenbremse haben. Es wird also an der Bremsscheibe fest gemacht. Wenn die Sperre einrastet, ertönt ein lautes Signal (was ein kleiner Nachteil ist - jedoch wird hiermit signalisiert, dass das Teil nun scharf ist. Wenn nun so ein Schrottsammler der Meinung ist, er müsse mein Rad anfassen, dass gibt das Schloss 3 Alarmtöne von sich. Wird das Rad dann noch einen cm bewegt, dann schrillt die Sirene für 10 Sekunden im Dauermodus los. Und das wiederholt sich so lange, wann immer das Rad noch einmal bewegt werden sollte.
Desweiteren habe ich mir noch ein kompaktes GPS-Ortungsgerätchen zugelegt, das mit einer SIM-Karte ausgerüstet ist und dem einige gute Funktionen per Handy-App zugewiesen werden können:
Darüber hinaus kann ich jederzeit den Standort meines Bikes abfragen - der dann in maps.google.de angezeigt werden kann. Per Handy kann ich dem Ortungsgerätchen noch weitere Befehle senden, die es dann - auch wenn es schon auf dem Weg in ein anderes Land sein sollte - ausführt.
Die beste Funktion ist aber die SOS-Taste... Wenn ich mal nicht mehr nach Hause finden sollte, kann ich diese drücken, meine beste Frau erhält dann einen Anruf... und ich kann ihr dann mitteilen, dass ich die Orientierung verloren habe und Hilfe benötige... ;-)
Eine kleine Nachtsicht-Cam, die sich per Bewegungsmelder aktiviert, rundet die Sache ab. An geschickte Stelle installiert, kann ich mir noch ein Bild von dem Kerl machen, der mein Bike kaufen will... Übringens werde ich mein Rad auch weiterhin durch ein normales Schloss sichern.
In Deutschland werden jedes Jahr ca. 300.000 gestohlen (und das sind nur die polizeilich gemeldeten). Die Dunkelziffer dürfte in etwa gleich hoch sein. Die Aufklärungsquote liegt - je nach Bundesland - zwischen 4 und 8 Prozent. Und die Tendenz (nicht bei der Aufklärungsquote) ist stark steigend, da besonders E-Bikes sich einer unvorhergesehen Beliebtheit erfreuen. Viele Räder werden in Transporter verladen und in den Osten verfrachtet. Dort werden sie weit unter Preis auf Märkten verkauft.
Ich bin ja untröstlich... Bei uns am Treppenaufgang hängt eine originelle Uhr, die mir mal meine Tochter und ihr Freund geschenkt haben. Seit Tagen tickt sie nicht mehr - und das macht mich natürlich traurig.
Bestimmt hat nur die Batterie ihren Geist aufgegeben. Also mach ich mich mal auf die Suche nach so einem Teil, das vor Saft und Kraft nur so strotzt. Ich werde fündig, schraube das Kästchen auf, in dem sich die alte Batterie zu Ruhe gelegt hat - entferne diese - setze die neu ein...
Ich schraube das Teil wieder zusammen und halte es an mein neugieriges Ohr - ich bin begeistert, genau so habe ich es erwartet: Tick, Tack, Tick, Tack...
Ich hänge die Felgenuhr wieder an die Wand. Für heute bin ich mal wieder sehr zufrieden mit mir. Ich bin zwar nicht geradelt - habe mich aber trotzdem mit einem Rad beschäftigt...
Die Winterreifen müssen aufs Auto - ich suche und betrachte die schlafenden Gummis: Das Profil reißt mich nicht vom Hocker. Ich fahre noch schnell in eine Waschanlage, um die Sommerreifen von ihrem Dreck zu befreien. Dann geht's zum Reifenwechseln nach Geislingen - da gab's noch kurzfristig einen Termin.
Ich bitte den Monteur, die Reifentiefe doch erst mal zu prüfen. Das Ergebnis ist nicht gerade umwerfend - ca. 3 mm und das bei allen 4 Reifen. Der ADAC empfiehlt ja mindestens 4 mm. Also bestelle ich 4 neue Pneus
und fahre mit meinen Sommerreifen auf dem Auto wieder heim. Nächste Woche Dienstag habe ich einen weiteren Termin - bis dahin sind dann auch die neuen Reifen (hoffentlich) angeliefert...
Nachmittags scheint die Sonne durchs Fenster - doch der Schein trügt... Es hat 3 Grad auf der Terrasse - das entspricht einem Grad im Freien. Ich hole mein Bike aus dem Keller. Es sind Winterklamotten gefragt - Überschuhe und eine warme Unterziehmütze unter den Helm - lange Winterhandschuhe.
Ich schwinge mich aufs Rad, da kommt die Postlerin angefahren. Ich nehme ihr einen Stapel Briefe ab. Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben ja noch hier ihre Nachsendeadresse... und so vor Weihnachten nimmt die Anzahl der "Spendenbriefe" wieder erheblich zu. Ich lege den Stapel hinter einen Blumentopf, der
noch an der Haustüre sein Dasein fristet. Und dann starte ich... es ist frisch auf der Alb. Ich bin noch unschlüssig: soll ich ins Täle fahren oder doch nur oben auf der Hochfläche rumrutschen? Ich bin mutig und fahre über Drackenstein runter ins Täle nach Gosbach. Die Kälte zwingt mich dazu, meine Geschwindigkeit im Zaum zu halten. Durch den Windchill-Effekt (bei einer Geschwindigkeit von 30 - 40 km/h) sinkt die Temperatur auf minus 12-15 Grad.
Heute sind nicht viele Radler oder Wanderer unterwegs. Ein einziger kommt mir auf Schusters Rappen entgegen - ich kenne ihn - ich denke, er wandert jeden Tag zur Loidiga Ranch...
Es ist nun 16 Uhr und es wird schon spürbar kälter. Ich trete die letzten 5 km noch richtig in die Pedale. Zu Hause angekommen darf sich mein Köper über die heiße Dusche freuen...
Die Wettervorhersage für die nächsten Tage kann man echt in der Pfeife rauchen. Für heute gibt es erst mal Regen, dann wieder Regen - für Sonntag und Montag dann Schnee und ab Dienstag wird es vielleicht wieder besser...
Wenn das Frühstück nicht so gut gewesen wäre, wäre ich frustriert. Aber ich habe saugute Laune, gehe nach oben und suche die geeigneten Regenwandersachen. Ich werde auch fündig - schwanke noch bei den Schuhen zwischen Berg- oder Laufschuhen. Ich entscheide mich für die Bergschuhe mit griffiger Sohle. Wie sich später herausstellen sollte, die richtige Entscheidung.
Ich fahre nach Türkheim, um dort meine Wanderung zu starten. Ich stutze - beim Einstieg in den Wanderweg ist ein rot-weißes Band gespannt - mit dem Hinweis: "Lebensgefahr - Jagdbetrieb" - und da höre ich auch schon die ersten Schüsse. Ins Auto hüpfen und den
Rückwärtsgang einlegen erledige ich überlappend. Da ich nicht erlegt werden und einigen toten Wildschweinen Gesellschaft auf dem nassen Waldboden leisten will, suche ich mir einen anderen Parkplatz. Nahe dem Geiselsteinhaus, das von der Turngemeinde Geislingen betrieben wird, stelle ich den Motor ab. Ich steige aus, nehme meine Stöcke, Handschuhe und Stirnband - es regnet locker.
Bislang kannte ich den Geislinger Grand Canyon noch nicht. Aber wenn man an der Bank steht (links), und sich umdreht und nach unten schaut, dann versteht man, warum das Bänkle so beschriftet ist.
In der Zwischenzeit hat der Regen etwas zugelegt und ich bin froh an meinem wasserdichten Anorak und meinen Bergschuhen. Die Wege sind ja mit dick Laub belegt und man erahnt nicht immer, wie es unter dem Laub aussieht. Meine Stöcke verhindern erfolgreich, dass meine Hose nicht eine engere Verbindung mit einigen rutschigen Schlammlöchern eingeht.
Bei Wittingen will ich runter ins Tal Richtung Geislingen wandern. Da kenne ich ne Strecke, die ich schon öfters mit dem Rad gefahren bin. Allerdings verpasse ich da irgendwie den Abzweig - aber bei Regen ist das immer so ne Sache - man schaut eben immer nur einige Meter vor seine Schuhe...
Irgendwann finde ich einen Schmalspurwanderweg, der ins Tal führt. Ich verwerfe irgendwann den Gedanken, diesen mal mit dem Bike zu fahren - zu schmal - zu gefährlich. Unten angekommen, geht es das Rohrachtal wieder in Richtung Geislingen.
Fast in Geislingen angekommen, geht es wieder steil bergauf zum Ostlandkreuz. Es gibt ja in Deutschland hunterte von Ostlandkreuzen, aber das oberhalb von Geislingen ist das höchstgelegene (665 m). Es wurde 1950 erbaut und ist knapp 23 Meter hoch. Die Arme des Kreuzes haben eine Spannweite von über 7 Meter und es wiegt 8,5 Tonnen. Nachts ist es beleuchtet.
Nun muss ich nur noch den Parkplatz erreichen - mein Auto steht ganz alleine auf dem großen Parkplatz und freut sich, als ich einsteige und den Schlüssel umdrehe. Ich freue mich auf die Dusche...
Um 5:15 klingelt der blöde Wecker, und es gibt keine Schnarch-Verlängerung. Denn schlussendlich wartet unser Flieger nicht. Also springen wir aus den Federn - ok - die Dusche ist kurz und schmerzlos... Wir verabschieden uns kurz von unserer Schwiegertochter, bei der wir "All inklusiv" genießen durften und unser Sohnemann fährt uns zum Flughafen Stansted, der nicht gerade zu den kleinsten zählt.
Es ist 7:00 Uhr und wir sind gut im Plan. Bei der Sicherheitskontrolle muss dann Jacke, Handgepäck und alles, was den ungeliebten Alarm auslösen könnte, in den bereitgestellten Korb, der dann durchleuchtet wird.
Zu diesem Zeitpunkt steht der Abflug bei 8:25 Uhr. Der Weg zum Gate 45 schlägt mit einer Gehzeit von 10 Minuten zu Buche. Dort angekommen, steht der Abflug bei dann schon bei 9:10 Uhr. - Ok, kein Beinbruch - denke ich. Aber wenn sich meine Freundin (früher, als ich 18 Jahre alt war, um ne halbe Stunde verspätet hätte, dann hätte die nen Abflug machen können...).
Die Sitzgelegenheiten am Gate sind in Standsted nicht üppig - also war Stehen angesagt. Die nächste Verschiebung war dann auf 9:50 Uhr. Und als wir dann um 10:00 Uhr tatsächlich den Flieger betreten durften, war die Welt wieder in Ordnung...
Im Flieger wollte ich dann noch auf meine Uhr schauen - aber die war nicht mehr da... Also nahm ich eine Mütze voll Schlaf. In Memmingen angekommen holte ich mir noch ein (habe gerade nachgeschaut - es gibt keine Produktbezeichnung auf der Verpackung) - so ein Ding... Irgendwann habe ich meinen Kauvorgang unterbrochen, da das Kauen mehr Kalorien verbrauchte, als Kalorien in dem Brötchen steckten...
Ok, ich gebe es zu - es waren 2 von diesen 3-Ecks-Schnitten, die ich für 3,70 Euro erstanden habe. Naja, die Verpackung kostet ja auch... Vielleicht war ich auch nur enttäuscht, weil ich in Cambridge für 3,20 Pfund den 6-fachen Belag und die 10-fache Salatbeigabe in meinen kalorienverwöhnten Bauch einführen konnte.
Es war kalt in Memmingen - noch kälter auf der schwäbischen Alb - aber das war ja vorhersehbar. Zu Hause kamen wir wohlbehalten an - ich zwar ohne Uhr - aber ansonsten hatten wir ja keine Verluste. Kurz drauf rief meine Schwiegertochter aus Cambridge an...
und die dann: "Ja hast du deine Uhr vielleicht bei der Sicherheitskontrolle abgenommen?"... Und da viel es mir wie Schuppen von den Augen - ich hatte meine Uhr ins Handgepäck gepackt - wo sich noch unentwegt vor sich hin tickte...
Als ich aufstehe und aus dem Fenster schaue, sehe ich kein grünes Gras - weißer Raureif hat sich über das Grün gelegt. Und es ist so wie es aussieht - kalt. Der Himmel zeigt sich dafür mit seiner schönsten Farbe. Also beschließen wir, nach dem Frühstück das King's College zu besichtigen.
Wir durchqueren das Jesus Green und stehen kurz darauf vor dem Marktplatz, auf dem bereits reges Treiben herrscht. Ich blicke über die Marktstände - es gibt übrigens tolles Obst - Gemüse - Salat ist nicht zu finden - dafür einige Bäcker, die ihr Brot und lecker
Gebäck anbieten. Für die Hungrigen gibt es genügend Futterkrippen, an denen in der Mittagszeit bestimmt kein freies Plätzchen mehr zu finden ist. Im Hintergrund erkenne ich die Great St. Marys Church - nachdem ich Tante Google um Rat gefragt habe.
Der Eintritt in die King's College Chapel kostet 9 Pfund - aber es lohnt sich wirklich. Schon die alt-ehrwürdigen Colleges-Gebäude sind eine Augenweide. Der Eintritt muss in einem kleinen Laden gegenüber gelöst werden. Das Überqueren der Straße ist dabei nicht ganz ungefährlich, da mein
Verstand den Linksverkehr immer noch nicht in voller Gänze verinnerlicht hat. Beim Überqueren einer Straße muss man erst nach recht schauen, denn von da kommt die Gefahr... Schaut man - wie in Deutschland nach links und betritt die Straße - weil von links nix kommt - dann hat man entweder einen Radler (das ist auszuhalten) oder einen Bus im Kreuz (und der macht dann schon ganz schön aua).
Das Gibbs Bilding (ls) wurde 1729 erbaut. Seine klassische Fassade steht im gewollten Gegensatz zum prunkvollen spätgotischen Stil der Chapel (oben).
Auf der Ostseite ist auch das von Rubens im Jahre 1634 fertig gestellte Gemälde "Anbetung der 3 Weisen" zu sehen.
Die Kapelle ist 88 m lang und ihr Gewölbe ist 24 m hoch. Die Installation aller 26 Gruppen der Buntglasfenster dauerte 30 Jahre.
Heute schauen wir uns mal das Hinterland einiger Colleges an. Meist schlängelt sich auch der Fluss Cam durch die geschniegelten Rasenfelder der Colleges, die nicht betreten werden dürfen. Ich bücke mich, um zu prüfen, ob der Rasen nicht doch ein künstlicher ist... aber nein - echtes Gras - ohne jegliches Unkraut. Ich sollte von diesem einige Quadratmeter in meinen Rucksack packen, um mal meinem Rasen in Nellingen zu zeigen, wie er wachsen sollte. Vielleicht würde er sich dann mal ein Vorbild nehmen...
Die Mathematikerbrücke ist eine Holzbrücke über die Cam, die im Jahre 1749 fertiggestellt wurde (1866 erneuert). Einige Holzbalken bilden Tangenten, die den Bogen der Brücke andeuten - die Brücke besteht jedoch nur aus geraden Balken.
Cambridge hat ca. 120.000 Einwohner, davon sind fast 23.000 Studenten. Es gibt insgesamt 31 Colleges, die sich über das gesamte Stadtgebiet ausbreiten. Namhafte Persönlichkeiten, die hier ihr Studium absolviert haben, sind Isaac Newton, Charles Darwin, Charles Prince of Wales, Hugh Laurie - der als Dr. House bekannt wurde, und natürlich viele andere, die nicht beleidigt sein sollten, wenn ich sie hier nicht aufgeführt habe.
Kurz nach 7 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Memmingen - Memmingen Berg. Wir parken auf dem P2 und schieben unsere Trolleys ins Abfertigungsgebäude. Wir finden auch gleich das richtige Gate, zum Glück ist der Memmingen Flughafen sehr übersichtlich. Draußen rollt eine Boeing 737 an, in der wir sogleich verschwinden. Die Flugzeit nach London Stansted dauert nur etwas über eine Stunde. Bei der Landung huschen Regentropfen am Kabinenfenster vorbei.
Unser Sohn taucht wenig später auf und fährt uns nach Cambridge, wo er und seine Frau vor einigen Wochen in ein hübsches Häuschen eingezogen sind. Die Fahrt verwirrt mich etwas - das heißt, der Linksverkehr verwirrt mich... in einen 3-spurigen Kreisverkehr linksherum einzufahren, das widerstrebt meinem Rechtsverkehrauge, und ich sehe mich schon in den ersten Unfall verwickelt. Aber wir kommen alle heil in Cambridge an.
Heute muss ich mal wieder nach meinem Wohnwagen schauen - ich will ihn vor Wintereinbruch noch etwas schrubben und ihn winterfest machen. Das Wasser muss noch aus den Tanks, der Gasvorrat auf ein Maximum aufgefüllt werden, da ich nur ungern im Winter das leise Brummen der Heizung vermissen möchte. Die muss laufen und laufen - wie eine gute Schweizer Uhr.
Ich erreiche den Campingplatz bei 10 Grad. Das ist doch gar nicht schlecht, denke ich bei mir und schon steige ich in die Wanderhose. Schnell noch ein paar trockene Sachen in den Rucksack gepackt - und schon
stehe ich mit meinem Auto auf dem Parkplatz am Haldensee. Ich marschiere los - es ist kurz nach 14 Uhr und der Wanderweg ist menschenleer. Nach der Edenbachalpe entscheide ich mich für den steilen Wanderweg zur Strindenalpe. Es gibt da auch eine etwas gemütlichere Variante - die hebe ich mir für den Rückweg auf...
Eine Familie mit 3 Kindern kommt mir entgegen. Als die Kinder mich sehen springen sie wie die Gemsen vom Weg weg ins Ungerechate (schwäbisch: unwegsames Gelände).
Papa und Mama machen es dann den Kindern nach... So ein Käse - denn ich wollte eigentlich einen Schritt zur Seite machen, um endlich mal meinen Puls wieder runter zu kriegen und meiner Lunge eine kleine Erholungspause zu gönnen.
Also bleibt mir nun nichts anderes übrig, als wie lächelnd, (die japsenden Schnaufer unterdrückend,) meinen Weg fortzusetzen und ein lockeres "Servus, danke" pro entgegenkommender Person meinen Stimmbändern zu entlocken. Es dauert keine Minute, dann sind die Gemsen ausser Sichtweite und ich kann ne "Fotopause" einlegen.
Als ich die obere Strindenalpe erreiche bin ich von außen und innen nass. Ne, so ein Blödsinn - ich kann ja von innen gar nicht nass werden... vielmehr meine ich, dass mein Outfit außen vom Regen und innen von den Absonderungen meiner Schweißporen (ich habe davon einfach zuviele) total durchnässt ist.
Nach langem Suchen finde ich eine Freiluftumkleide. Ich schlüpfe in trockene Sachen - schiebe mir einen Riegel (Ablaufdatum 04/2017) hinter die Kiemen und hoffe, dass im Fall der Fälle der Durchfall erst kommt, wenn ich wieder auf dem Campingplatz bin.
Der Rückweg ist nun nicht mehr so anstrengend. Der Regen hat auch aufgehört. Auf der Nordseite ist der Weg teilweise noch schneebedeckt. Es ist hin und wieder eisig... so dass ich die Geschwindigkeit auf nahe null bringen muss, um nicht einen unfreiwilligen Abgang zu machen.
Höre ich da Motorengeräusche? In der Tat - da kommt doch tatsächlich so ein schwarzer Geländewagen langsam hochgezottelt. Ob der sich wohl verfahren hat? Der Fahrer grüßt freundlich - naja, vielleicht geht er ja auf die Jagd...
Bald bin ich wieder bei meinem Auto. Der Parkplatz ist in der Zwischenzeit menschenleer. Ich vollziehe noch einen Schuhwechsel - und schon bin ich wieder in meinem Wohnwagen...
Heute ist mal ein seltener Feiertag: Vor 500 Jahren hat Luther seine 95 Thesen an die Türe der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen. Und deshalb ist ein bundesweiter Feiertag angesagt.
Ich treffe mich mit einigen Fitness-Schwestern und -Brüdern, es ist 13 Uhr. Ich habe lange überlegt, welche Klamotten denn heute meinen Körper warm halten könnten. Die Entscheidung fiel auf Beinlinge, langes Ski-Unterhemd, Skipulli und ärmellose Windjacke, lange Handschuhe und Überschuhe.
Und das war goldrichtig. Es ist kalt - jedoch wärmt die Sonne - sofern sie nicht von Wolken verdeckt sind. Aber die werden immer weniger. Es geht von Nellingen nach Drackenstein, unterhalb des Lämmerbuckels wenden wir uns Westerheim zu, das wir rechts liegen lassen. Über trockene Wege - das ist für die erste Ausfahrt meines neuen Rades wichtig - geht es vorbei an Laichingen und über Machtolsheim und Merklingen zurück zum Ausgangspunkt.
Das Telefon klingelt... ich greife zum Sprechapparat - mein Bike-Händler aus Laichingen meldet sich. Er hat gute Nachrichten: Mein Bike ist da. Ob ich Zeit hätte, um nach Laichingen zu kommen, ein paar kleine aber feine Details müssen noch geklärt werden.
Ich sitze schon im Auto - halt - ich muss ja noch meinen Sattel vom "alten" abschrauben. Mein zartes Hinterteil ist sehr empfindlich, und ich will ihm nun nicht plötzlich eine neue Sitzgelegenheit zumuten. Gute Freunde soll man nicht trennen - und - mein Sattel und mein Sitzfleisch waren gute Freunde...
Leider ist es draußen so stürmisch und regnerisch, dass ich darauf verzichte, eine kleine Runde mit dem geburtsfrischen Bike zu drehen. Es soll sich noch ein paar Tage an seiner sauberen Haut erfreuen können, bevor es vom Herbstmatsch eingesaut wird.
Zogen gestern noch Nebelschwaden durch das Land, so haben sich diese für heute morgen verabredet, um sich geballt zur Schau zu stellen. Das Thermometer erreicht gerade mal mit Mühe und Not die 14 Gradmarke, und die Sonne spielt Verstecken: Mal lässt sie sich (ganz) kurz blicken, dann versteckt sie sich wieder - obwohl sie einen riesen Fanclub hätte - in der trüben Suppe.
Nach einem späten, aber ausgiebigen Frühstück mit "Vesperbrötchen", Joghurt, Wurst, Käse und Nutella, das sich zu lange in Wechselbädern unter heißer Sonne und kalten Nächten aufgehalten haben muss und deshalb von der Konsistenz her eher den Namen "Braune Bröckele in Öl" verdient hätte.
Da ich bis 12 Uhr unseren Stellplatz verlassen muss, sind noch einige Aufräumarbeiten zu erledigen. Es sieht nicht gut aus, wenn man mit noch eingestecktem Stromkabel den Platz verlässt - oder verlassen will...
Ich suche mir einen neuen Parkplatz, denn wir wollen ja noch nach Staufen radeln, um das kleine Städtchen zu inspizieren.
Die Fußgängerzone Staufens ist wohl recht bekannt. Irgendwann fiel mir auch wieder ein warum. In vielen Häusern - und das konnte ich mit eigenen Augen sehen - sind bedrohliche Risse. Vermutlich durch die im Jahre 2007 durchgeführten Geothermiebohrungen.
Bislang geht man davon aus, dass an Gebäuden Schäden in einer Höhe von 50 Millionen Euro entstanden sind. Und das nur, weil irgendwelche Leute immer nur daran interessiert sind, die Mutter Erde auszunehmen wie eine Weihnachtsgans. Die Geothermiebohrungen hatten wohl zur Folge, dass
Wasser in eine Erdschicht (Gipskeuper) eingedrungen ist, die dann zu Gips aufquoll, was eine Erweiterung des Volumens um bis zu 60 % zur Folge hatte...
Wir schrauben uns nach der Ortsbesichtigung noch einige Höhenmeter nach oben, so dass wir unsere Augen mit einem herrlichen Ausblick in Richtung Krozingen belohnen können. In der Zwischenzeit war auch der Kampf zwischen den beiden Titanen entschieden: Die Sonne zeigt stolz ihre heiße Brust und zwingt den Nebel zum Verdampfen...
Die Rückfahrt ist ein reines Vergnügen. Es geht häufig bergab, so dass das Pedallieren keine große Herausforderung darstellt.
In der Therme verwöhnen wir noch unsere Muskulatur mit Massagedüsen aller Art. Locker und entspannt treten wir die Heimreise nach Nellingen an - weitgehend staufrei - nun brauche ich erst mal Maultaschen...
Einige Nebelschwaden ziehen noch übers Land - aber es ist ja erst kurz nach 7 Uhr. Also ziehe ich noch einmal meine Bettdecke über die Ohren. Nach einem kleinen Nickerchen stehe ich dann doch mal unter die Dusche. Hoppla - das bringt die Lebensgeister rapide zurück.
Dann muss erst mal unsere Bleibe (der Stellplatz in Bad Krozingen) um eine Nacht verlängert werden. Die Tante in der Touristeninfo scheint ne schlechte Nacht gehabt zu haben - sie ist ziemlich genervt und ist gedanklich meist kilometerweit von ihrem Körper entfernt. Wieder im Wohnmobil angekommen, bemerken wir, dass die Rechnung ein falsches Abreisedatum enthält. Es sollte der 26. sein - die schlecht Gelaunte hat aber das heutige Datum (25.) erfasst. Also erbarmt sich Anne, das noch einmal richtig stellen zu lassen.
Das Datum ist deshalb wichtig, da die Rechnung an die Windschutzscheibe gelegt werden muss, damit kontrolliert werden kann, wer ordnungsgemäß bezahlt hat und wer nicht.
Eine kleine Radtour ist bei diesem überraschend warmen Wetter natürlich drin: Es soll nach Breisach gehen. Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten finden wir nach ca. 5 km auch die richtige Route. Erst dem R1, dann dem R2 und dann dem R8 nachfahren und ab und zu mal nur einem Rad-Symbol - und schon sind wir in Breisach. Was für ein Schwachsinn - mir gefallen Radschilder, auf denen auch der nächste Ort (und die nächst grössere Stadt) ausgewiesen ist, wesentlich besser...
Plötzlich taucht der Rhein vor uns auf - und Schiffe, Ausflugsschiffe - und Busse, die die Gäste der Ausflugsschiffe zu irgendwelchen Attraktionen karren. Was mich dabei wundert, es sind fast nur Franzosen unterwegs. Und schon sind wir mitten in Breisach. Begrüßt werden wir von einer großen Baustelle, eine Schild weist uns darauf hin, dass wir die Räder schieben sollten - da es sonst zu Unfällen mit Kellnern kommt. Zuerst begreife ich nicht... aber nach der nächsten Engstelle, die um eine scharfe Ecke und dann direkt durch die Gartenwirtschaft eines Restaurants führt, begreife ich doch...
Die Burg wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Damals unter den Habsburgern. Wie klein die Welt ist, sieht man daran, dass Lazarus von Schwendi (das ist ganz in der Nähe von Laupheim), den Schwaben ist das bestimmt ein Begriff, mit 30 Jahren von Kaiser Karl V. zum Burgvogt der Burg Breisgau ernannt wurde.
Es ist manchmal schon verwunderlich, wo sich die Schwaben überall herumtrieben...
Nach der Rast im Restaurant Rheinblick (wobei man sich als Gast des Restaurants den "Rheinblick" mit etwas Fantasie selbst designen kann. Der Rhein ist nicht direkt zu sehen - aber natürlich zu vermuten. Wobei vielleicht die Aussicht auf das Wasser permanent durch vorbeifahrende Busse eingeschränkt gewesen sein könnte...
Die Spaghetti waren sehr lecker - die Preise zu meiner Überraschung kellernah. Somit die Aussicht auf den Rhein wieder ausgeglichen wäre.
Die Rückfahrt zog sich den Rhein entlang - zumindest ein Stück weit. Dann ging es auf schönen Radwegen wieder nach Bad Krozingen, wo die Therme schon auf uns wartete.
Nachdem mir wetter.com erzählte, dass es im Südwesten Deutschlands mehr Sonne gibt als im Norden, habe ich mich entschlossen, genau in dieser Richtung noch ein paar Sonnenstrahlen zu suchen. Die letzten beiden Tage waren auf der schwäbischen Alb ja nicht gerade ein Renner: Schön bewölkt, den blauen Himmel konnte man sich selbst malen - dazu immer wieder mal einige - oder auch ganz viele Regentropfen.
Unsere Terrasse ist ja soweit fertig gestellt, jedoch galt es auch noch ca. 30 Säcke Rindenmulch in einer Gartenecke zu verteilen. Diese Ecke soll umgestaltet werden... mit Sitzbank und Blick auf blühende Sträucher und Blumen - im Hintergrund Gemüse und Salat...
Nun ja, der Rindenmulch ist verteilt und es fehlen mindestens noch 50 Säcke... aber das ist heute nicht von Interresse. Ich packe das Wohnmobil, fülle Wasser nach und befestige die Räder auf dem Träger. Und da fällt mir - Gott sei Dank - noch ein, dass ich gestern festgestellt habe, dass eine der beiden Gasflaschen
leer ist. Ne volle habe ich mir gleich noch abends - kurz vor Ladenschluss - in Ulm besorgt. Diese muss ich noch schnell in das Womo packen. Nun können wir starten. Dass ich meine Windjacke vergessen habe, werde ich erst später bemerken...
Die Fahrt war easy, nachdem der Verkehrsfunk einen Unfall auf der Strecke Karlsruhe - Basel meldete, entschied sich mein Navi, mich über die A81 zu leiten, um dann bei Donaueschingen in Richtung Freiburg zu driven.
Ich hatte ja mal ne ganz liebe Tante (Gotti Rösle, Schwester von meiner geliebten Mama), die in Freiburg, Heimatstrasse 11 wohnte. Meine Eltern haben diese natürlich so ab und an mal besucht. Früher war das vom Allgäu aus schon ne halbe Tagesreise - die Fahrt durchs Höllental (mein Papa hatte maximal 50 PS unter der Haube, das war schon echt viel) - und daran erinnere ich mich gerne - ja noch richtig abenteuerlich... einspurig... Haarnadelkurven... viele LKWs...
Beim "Hirschsprung" musste die ganze Familie aus dem Auto schauen, um in der Vorbeifahrt einen Blick auf das Denkmal zu erhaschen. Für mich kleinen Bub faszinierend, dass ein Hirsch die damals 9 Meter breite Schlucht in Todesangst übersprungen hat.
Aber im Zuge des Strassenausbaus wurden auch diese 9 Meter verbreitert... das ist zumindest mein Eindruck.
Kurz darauf erreichen wir Bad Krozingen. Wir stellen uns zu weiteren Wohnmobilen, die sich ebenfalls einen oder mehrere schöne Tage in der Therme und in Bad Krozingen und Umgebung machen wollen. Ein kleiner Spaziergang durch die Kuranlagen und durch die schön hergerichtete Fußgängerzone der Stadt bringt unsere eingerosteteten Knochen wieder in Gang.
Ab in die Therme - Sauna - und mal so richtig relaxen - es gibt (fast) nichts Schöneres...
Gegen Ende... ich bin ja schon fast vor lauter Saunen
ausgedorrt, entdecke ich eine Theke - eine nette Bedienung dahinter. Ich schleppe mich hin... und in der Tat - es gibt ein kühles Weizenbier...
Für heute - und es ist immer noch herrliches Wetter - ist eine Wanderung auf den Gamskopf angesagt. Wir fahren nach Grän zur Talstation der Bergbahn, die die Touristen zum Füssener Jöchle hoch schaufelt.
Wir nehmen den Wanderweg. Den kenne ich gut, da habe ich mich doch im Winter mit den Tourenski schon einige Male hochgeschleppt. Erst geht es am Logbach entlang, hier ist es immer kalt - Sommer wie Winter. Dieser wird dann nach links überquert und schon scheint uns die Sonne auf den Pelz. Der Weg führt überwiegend über die Skipiste.
Übers Füssener Jöchle, das mit der Seilbahn zu erreichen ist, gehen wir weiter zum Gamskopf - ist ja nicht mehr weit. Wir werden belohnt mit einer herrlichen Aussicht, die bei gutem Wetter über 100 km gehen soll. In der Sonnenalm finden wir ein - der Name ist Programm - sonniges Plätzchen, total windstill, auf der kleinen (unbekannten) Sonnenterrasse. Auf der großen Sonnenterrasse, auf der wir uns erst niederlassen wollten weht ein frisches Lüftchen.
Den Abstieg ins Tal hätte ich lieber mit dem Bike bewältigt. Wandern ist nicht unbedingt meine bevorzugte Gangart - besonders nicht steil bergab. Nur gut, dass wir uns noch Wanderstöcke in meinem bevorzugten Sportladen Müller in Zöblen ausgeliehen haben...
Julia, meine Nichte, hat sich diesen Sommer ein neues Bike zugelegt. Heute nimmt sie sich mal einen halben Tag frei, um mit mir im Tannheimer Tal mit ihrem Onkel eine gepflegte Ausfahrt zu unternehmen - was mich natürlich sehr freut.
Das Wetter könnte nicht besser sein, für Mitte Oktober ein Traumtag mit (fast) sommerlichen Temperaturen. Wir starten und fahren auf der Sonnenseite bis nach Grän. Dann wechseln wir die Talseite und verschwinden im Schatten der Krinnenspitze. Es beginnt die schweißtreibende Auffahrt zur Krinnenalpe,
bzw. zum Meraner Steig. Für Julia ist es der erste lange Aufstieg mit ihrem Bike. Problemlos meistert sie diese Herausforderung. Bei der Abfahrt nach Rauth kommt richtig Freude auf - endlich können sich die Beinchen etwas erholen.
Die nächste Station ist der Adlerhorst. Dort wartet schon Anne, meine Frau, die erst später losgefahren ist. Vor dem Adlerhorst sind noch 3 steile Rampen zu bewältigen. Ich stelle mich schon auf "schieben" ein - werde aber bitter enttäuscht. Julia ist immer dicht hinter mir.
Wir stärken uns im Adlerhorst, genießen den Ausblick und fahren dann gemeinsam auf der Sonnenseite des Tales zurück zum Campingplatz. Das Neunerköpfle und die Rohnenspitze werfen schon lange Schatten über Tannheim und weite Teile des Tales.
Ein letzter Blick in Richtung Gimpel und Rote Flüh, dann noch 200 m in die Pedale steigen und wir können aus dem Sattel steigen.
Nachts fiel die Temperatur auf 0 Grad. Einige Schleierwolken zieren noch den Himmel, während die Sonne auf den Campingplatz scheint. Ich habe meine Radschuhe in die Sonne gestellt, da sie die Nacht im Vorzelt verbringen mussten.
Ich packe mich warm ein, Beinlinge, langes Skiunterhemd... im Schatten ist es noch grimmig kalt, als ich mich auf den Sattel schwinge.
Erst mal bleibe ich auf der Sonnenseite des Tals. Am Haldensee wechsle ich auf die Schattenseite - brrrr, kalt. Bei der Auffahrt zur Krinnenalpe wird mir wieder warm, was aber nicht an der Sonne liegt...
Ein E-Bike rollt an mir vorbei - das ist ja nun nicht schwierig, denke ich und strample weiter. Irgendwann höre ich hinten wieder ein Biker anrollen. Bestimmt wieder ein E-Bike - und ich bin überrascht, als ein Typ in kurzem Dress an mir vorbei zieht. Dagegen bin ich angezogen wie ein Eskimo. Der Kerl muss frieren, denn so ein Weichei bin ich doch nicht.
Auf dem Meraner Steig sehe ich keine Menschenseele - alles wie ausgestorben.
Nun geht es nur noch bergab, auch in der kleinen Ortschaft Rauth ist es ruhig. Nur auf der sonnigen Terrasse der Vesperstube "Klein Meran" sitzen ein paar Wanderer.
Es geht an der Regenbogenkapelle vorbei und dann auf die (wieder sonnige) Talseite.
Ein kurzer Verfahrer zwingt mich wieder ein Stückchen bergab, dabei habe ich mich beim bergauf so angestrengt.
Nun habe ich den Aufstieg zum Adlerhorst. Unterwegs lese ich: "Mittwoch geschlossen" - und heute ist Mittwoch. Ich habe nichts anderes erwartet... Also nehme ich einen Schluck aus der Pulle (Radflasche), steige ich nochmals in die Pedale. Auf dem Campingplatz - der nun nicht mehr weit entfernt ist - wartet meine Liege...
Unsere Freunde aus Vogt, Sonja und Josef haben für uns eine Radtour mit Start in Bergatreute vorbereitet. Punkt 10 Uhr treffen wir dort ein und werden auch schon erwartet. Beim Start in Nellingen verwöhnte uns Werner mit einer leckeren Frühstücks-Brezel.
Also nix wie die Räder startklar gemacht. Der Nebel stiehlt sich so langsam aus der Landschaft und die Sonne erscheint am stahlblauen Himmel. Es war noch kühl, deshalb war ne wärmende Jacke nicht fehl am Platze.
Mit unserem Guide an der Spitze ging es zunächst über freie Felder Richtung Aulendorf. An einem alten Haus
sitzt eine Ordensschwester und grüßt freundlich. Wir fahren weiter und da tauchen noch weitere auf, spazierengehenderweise. Da muss doch irgenwo ein Nest sein... Ganz in der Nähe ist das Kloster Reute, dort leben diese Nonnen, Franziskanerinnen klärt mich unser Guide auf. Sie unterhalten heute einen großen Bio-Kräutergarten, aus dem sie Produkte wie Salz und Tees herstellen und verkaufen.
Kurze Zeit später erreichen wir Durlesbach. Zumindest jeder Schwabe sollte den Refrain der schwäbischen Hymne beherrschen: Trulla, trulla, trullala...
Zur Erinnerung klicke einfach mal hier...
Von weitem ist der Hazenturm zu erkennen. Ein breiter kleiner Turm, der Rest einer Burganlage, die im Jahre 1128 erbaut wurde und sich heute in Privatbesitz befindet. Leider war er heute nicht geöffnet. Er bietet sicherlich einen herrlichen Ausblick über das Schussental und den Altdorfer Wald.
Nachdem wir uns von Oblix getrennt haben, ist es nicht mehr weit bis nach Vorsee. Beim Stallbesen, die Anzahl der Autos um das Anwesen verraten, dass es sich hier um ein bekanntes und beliebtes Gasthaus handeln muss, stellen wir unsere Bikes ab. Auf der Terrasse ist gerade noch Platz, um unsere hungrigen Körper in Sitzposition zu bringen.
Wir genießen die angebotene schwäbische Küche: Maultaschen in verschiedenen Variationen (für mich neu: ein Maultaschen-Burger), saure Linsen mit Wienerle...
Die Meckatzer Brauerei versorgt den Stallbesen mit prickelnden und kühlen Getränken - Tut das gut...
Zufrieden und satt verlassen wir unsere Mittagslokation und radeln weiter zum Schreckensee in der Nähe von Fronreute. Ein idyllischer See inmitten der Blitzenreuter Seenplatte, ein bekanntes Naherholungsgebiet.
In Baienfurt genehmigen wir uns noch einen heißen Kaffee - natürlich in der Sonne - bevor wir im Altdorfer Wald eintauchen. Am Papierfabrik-Kanal geht es bis nach Bonlanden, wo dieser aus der Wolfegger Ach abgezweigt wird. Es geht nochmals knackig nach oben... und schlussendlich taucht Bergatreute, unser Ausgangsort auf. Diese Rampe trieb den Kaffee - auch das Getränk der Meckatzer Brauerei - aus den Poren. Glücklich und zufrieden packen wir unsere Räder auf die Autos und blicken auf einen gelungenen Rad-Ausflug zurück. Wir bedanken uns bei unseren Guides, die ausgezeichnete Arbeit geleistet haben und die wir jederzeit wieder buchen werden.
Nach diesem Urlaub ist erst mal Gartenarbeit angesagt. Und natürlich Aufräum- und Reinigungsarbeiten.
Das Erfreuliche ist, dass mein Freund Josef für morgen eine Radtour geplant hat. Es soll super Wetter werden und da lacht natürlich das Bikerherz. Einige Freunde aus Nellingen werden auch dabei sein - wird bestimmt mal wieder ein sehr schöner Tag.
Ich erwache am laut dröhnenden Nebelhorn eines Schiffes. Ich schiebe die Verdunkelung des Dachfensters zurück und kann nicht viel erkennen - es muss also in der Tat neblig sein. Es tropft von den Bäumen. Heute ist Abfahrt angesagt - wir sind 2 Reisende, jedoch nur noch ein Rad. Also duschen, dann Antenne eingefahren, Stromkabel abgeklemmt, Campingplatz bezahlt und den Motor gestartet.
Die Fahrt ist unspektakulär... um München herum ist wie erwartet der Freitagsstau. Das kostet uns über ne Stunde und so schließe ich gegen 20 Uhr die Haustüre in Nellingen auf.
Es ist morgens - 8 Uhr. Ich verlasse unser Wohnmobil und mir bleibt das Gesicht stehen. Ich blicke zum Baum, an dem ich gestern Abend unsere beiden Räder abgestellt und mit einem anständigen ABUS-Schloss zusammengekettet habe.
Annes Rad liegt auf der Erde und meins - es ist ja eigentlich gar nicht meins, sondern nur ein Leihrad - hat sich in Luft aufgelöst. Ich schnappe nach Luft und schaue mich um... aber daran ist nichts zu rütteln, das Rad ist weg. Vom Schloss keine Spur. Eigentlich wollte ich heute morgen noch die restlichen Sachen packen und dann die Heimreise antreten...
Dann eben nicht. Erst mal stehe ich unter die Dusche und spüle mir meinen äußerlichen Ärger ab - der innere bleibt. Wobei es ist ja nicht wirklich Ärger - es ist die pure Wut auf dieses Arschloch (entschuldige, aber das muss an dieser Stelle erlaubt sein), der andere beklaut, um sich zu bereichern. Ob er es wohl stehen gelassen hätte, wenn er gewusst hätte, dass es gar nicht meins ist? Ich will das mal bezweifeln. Beide Räder standen ganz dicht hintereinander und es war aus einiger Entfernung gar nicht mehr zu erkennen, welches Rad nun wirklich wertvoll ist.
Ich muss den Diebstahl erst mal beim Campingplatz melden. Da ich das Rad bei meinem Bike-Händler ja nur als Ersatzrad bekommen habe, weil mein bestelltes Rad nicht rechtzeitig geliefert werden konnte, musste ich auch die genaue Bezeichnung nicht. Also rief ich bei meinem Händler an: Spezialized Stumpjumper FSR pro Carbon 29". Und die Rahmen-Nummer hat er mir auch gleich durchgegeben: WSBC604306490M. Wer immer mir das Rad beschaffen kann, erhält 1.000,-- Euro Finderlohn - versprochen.
Also bin ich mit diesen Daten zur Rezeption - der Chef hörte sich das an und meldete den Diebstahl per Internet auch gleich der Polizeistation in Ca Savio. Allerdings muss ich noch persönlich bei der Polizei vorbeikommen, um das Protokoll zu unterschreiben. Das wiederum - so erklärte mir der Chef des Platzes - am nächsten oder übernächsten Tag. Allerdings kommt heute gegen 14 Uhr sowieso die Polizia auf den Campingplatz, dann kann ich vielleicht gleich erledigen. Naja - ich habe mal gleich meinen Aufenthalt um einen Tag verlängert.
Gegen 14:30 kamen auch 2 Herren in Uniform und marschierten durch den Campingplatz, und boten uns an, dass wie schon heute im Präsidium vorbei kommen könnten. Das war der erste positive Satz den ich heute gehört habe. Ein Angestellter vom Platz fuhr uns in seinem Bus zur Polizeistation und ein Dolmetscher wurde uns ebenfalls zur Seite gestellt. Das nenne ich doch wirklich mal Service. Auf der Polizeistation wurde nochmals die offizielle Anzeige aufgenommen, ausgedruckt, gestempelt und unterschrieben. Das lief ja ganz gut - nur das Rad bringt mir das nicht zurück und es ist auch verdammt unwahrscheinlich, dass es irgendwann mal wieder auftaucht.
Soweit - so gut - und jetzt Strich drunter. Auf dem Schaden werde ich vermutlich sowieso sitzen bleiben. Hinterher ist man natürlich immer klüger. Mein nächstes Rad werde ich auf jeden Fall mit einer Alarmanlage ausstatten und einen GPS-Sender installieren, der mir dann zeigt, wo sich mein Rad befindet. Und sollte es wieder gestohlen werden, dann hat der Dieb - sofern ich ihn aufspüren kann - sich einen Feind geschaffen, von dem er noch lange träumen wird. Aber jetzt - Strich drunter.
Was fängt man nun mit dem Rest des Tages noch an? Klarer Fall - Venedig bei Nacht wartet auf uns... Also nix wie ein Ticket gezogen und rein ins Schiff. Der Touristenstrom reißt in Venedig vermutlich nie ab. Wir finden den Campo San Stefano, ein relativ großer Platz mit vielen Restaurants.
Wir betrachten die Speisekarten und entscheiden uns für das Restaurant San Stefano. Wir bestellen - das Essen für Anne kommt auch flott, meine Salatschüssel hingegen dauert und dauert. Aber als Anne fertig ist, fällt einem Ober auf, dass bei mir noch kein Teller steht.
Er geht zielstrebig in die Küche und schon kommt auch mein Salatteller, auf den ich ja auch verzichtet hätte, wenn er einfach vergessen worden wäre. Der Ober murmelt was von "Kollega" und flucht vor sich hin. Ich bin überrascht, denn der Salat ist wirklich genießbar.
Nach dem Essen nehmen wir den nächsten Weg zum Wasserbus und schon bald sind wir in Punto Sabbioni.
Wir machen heute mal 2 Programme parallel: Anne schippert nach Murano, eine Insel, die durch ihre Glaskunst bekannt und berühmt wurde. In dem bunten Städtchen - man könnte fast sagen, jedes Haus hat eine andere Farbe - ist es lange nicht so von Touristen überlaufen wie in Venedig.
Schon vor über 700 Jahren wurden alle Glasöfen Venedigs aus Brandschutzgründen auf diese Insel verlagert. Die damalige Glasbläserkunst war ein streng gehütetes Geheimnis und durfte nicht weitergegeben werden.
Programm B = Radtour durch die Landzunge um Cavallino
Während Anne sich mit der Insel Murano beschäftigt, gehe ich heute auf ne kleine Entdeckertour. Es sind nun um diese Jahreszeit nicht mehr allzu viele Touristen in dieser Gegend - viele Hotels und Campingplätze haben bereits geschlossen - und ich denke, dass man als Radfahrer von den vorbei fahrenden Autos nicht permanent in den Straßengraben geschubst wird.
Und ich bin angenehm überrascht. Ich nehme den Weg nach Lio Piccolo und hier ist wirklich kein Schwein mehr unterwegs.
Plötzlich höre ich knatternde Motorengeräusche, ich fahre ganz rechts, denn das Sträßchen ist nicht besonders breit. Da überholt mich so ein motorisiertes Dreirad mit Dach und einer Ladepritsche... Jetzt fällt es mir wieder ein: Piaggio heißen die Dinger.
Ansonsten ist es sehr ruhig. eine Gruppe von Fußgängern watschelt vor mir her. Da ich keine Klingel an meinem Rad habe und die Gruppe entweder schwerhörig oder einfach zu sehr ins Gespräch vertieft sind, rufe ich "Tuut - tuut". Die Gruppe erschrickt sichtbar und läuft nun noch mehr durcheinander als vorher. Ich bremse fast bis zum Stillstand und lasse dem Knäuel Zeit, sich wieder zu entwirren... Langsam - mit einem "Grazie mille" auf den Lippen - schleiche ich an ihnen vorbei.
Irgendwann wird der bislang geteerte Weg steinig - führt an ein altes aber bewohntes Bauernhaus - und ich überlege schon, umzudrehen. Als ich dann einen schmalen Pfad entdecke, der weiter in die Lagune führt, trete ich einfach mal locker weiter. Irgendwann komme ich wieder auf Teer und ich erweitere meine Rund bis Cavalllino. Dann geht es wieder auf spärlich befahrenen Strassen zurück auf den Campingplatz.
Als dann Anne aus Murano zurück ist und auch noch ne Runde mit dem Rad fahren will, schlage ich diese Tour durch die Lagune vor, die ich schon mittags mal gefahren war.
Morgen werden wir die Heimreise antreten - aber ich fürchte, bis hier alles wieder gepackt ist, und ich den Motor anwerfen kann, ist Mittagszeit. Dann will ich ja noch in einen Supermarkt, für die Kinder noch ein Mitbringsel einkaufen.
Der Plan ist, die Autobahn über Villach nach Salzburg zu nehmen. Dann entweder irgendwo noch nächtigen oder eben weiterfahren, bis das Ortsschild von Nellingen auftaucht...
Schön war es hier - hat mir echt gefallen. In dieser Ecke würde ich mich glatt mal wieder sehen lassen.
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich mal in Venedig auf dem Markusplatz stehe - aber man soll ja niemals nie sagen... Venedig ist von Sabbioni Treporti (unserem Campingplatz) vermutlich nur 4 km Luftlinie entfernt und da permanent Schiffe nach Venedig fahren kommt man gar nicht drum herum, Venedig ein kleines Besucherle abzustatten. Wir kaufen auf dem Campingplatz ein Tagesticket für 20 Euro. Das ist für die Überfahrt nach Venedig gültig und in Venedig gilt es wie ein Busticket - nur dass es da keine Busse gibt, gefahren wird ja grundsätzlich auf dem Wasser.
Nach dem Frühstück geht es also erst mal zum Hafen - ein kostenloser Service des Campingplatzes. Der Minibus hat hinten zwar nur 3 Sitzplätze, der Fahrer stopft aber 4 Personen nach hinten. Ich bin der erste, der einsteigt und ich bin froh, dass Personen mit Überbreite in der vorderen Reihe Platz nehmen.
Es ist ja nur eine kurze Fahrt, dann sind wir auch schon am Hafen angekommen. Wir finden den richtigen Einfang am richtigen Bootssteg und sind in freudiger Erwartung. Neben uns plappert eine Gruppe Franzosen unentwegt - ich kann nicht folgen. Die Einheimischen
stehen in einer separaten Warteschlange. Wie ich von einem Bediensteten erfahre, werden die Einheimischen immer bevorzugt - das heißt, sie dürfen vor den Touristenschlangen auf das Schiff. Das verstehe ich auch - diese Leute müssen ja auch arbeiten - ich habe Urlaub.
Ich will wirklich nicht wissen, wie es in der Hochsaison in Venedig aussieht. Wir haben fast Mitte Oktober und die Temperaturen sind noch sehr angenehm. Am Eingang zum Markusplatz bilden sich zwar einige Menschentrauben, die meist durch Gruppen, die sich in Selfie-Position bringen, verursacht werden. Wir kommen überall gut durch und haben genügend Freiraum zum Atmen.
Gott sei Dank habe ich mein Garmin-GPS-Gerätchen mit... das erlaubt einen stressfreien Spaziergang durch die Lagunenstadt. Es ist ja nicht so, dass man am "Canale grande" einfach so entlang schlendern kann. Sehr häufig ist ein Weiterkommen per Pedes gar nicht möglich, da eine Brücke in einem Privathaus endet oder einfach vor einem ein Kanal auftaucht und man nur in ein Wassertaxi umsteigen kann, um wieder offenes Gewässer oder grössere Plätze zu erreichen.
Mein Körper ist vergleichbar mit einem steinalten Verbrennungsmotor. Wenn oben kein Kraftstoff reingeschüttet wird, dann bleiben unten die Kolben irgenwann stehen. Und so ist es jetzt bei mir. Ein kleines Lokal, das in der Tat von der Sonne verwöhnt wird, zieht den Hauptgewinn - wir sind die nächsten Gäste.
Eigentlich sind wir der Meinung, dass wir in einem typischen venezianischen Lokal gestrandet sind. Weit gefehlt - Chinesen fragen in perfektem italienisch (zumindest klingt es für meine Ohren perfekt) nach unseren Wünschen. Die Speisekarte ist mit Fotos und den zugehörigen Texten in 5 Sprachen versehen, so
dass selbst ich in der Lage war, Spaghetti zu bestellen. Wir sind überrascht - es schmeckt sehr gut - ok die Portionen könnten etwas grösser sein... Der Zahlvorgang dauert etwas länger - das kann eigentlich nur deshalb sein, weil sich das Personal vermutlich schämte, das Touristenpack so abzuzocken.
Unweit dieser Lokation kam eine Bäckerei, deren Schaufensterscheibe so lecker bestückt war, dass ein Nichthinschauen gar nicht möglich war. Meine bessere Hälfte war auch gleich verschwunden... ich wollte auch in den Laden treten, dies war jedoch ein Ding der Unmöglichkeit, da ja bereits noch ein anderer potentieller Kunde im Laden war - und so groß war dieser Leckerladen auch wieder nicht. Ich hätte mich eigentlich in das Schaufenster rein legen können, so toll uns süß war das Angebot - Anne kam mit 2 Tüten - ausnahmsweise hätten es auch 3 sein können.
Gegen 16 Uhr treten wir wieder die Heimfahrt an. Die Sonne ist nicht mehr so stark wie heute bei der Hinfahrt. Nach 40 Minuten sind wir wieder in unserem Heimathafen. Ein kleiner Spaziergang und wir biegen wieder in unseren Campingplatz ein. Ich muss noch Wasser nachfüllen - Anne geht in der Zwischenzeit noch etwas shoppen - Vesper für heute abend.
...weil ich am Anfang geschrieben habe "Traum und Schrecken zugleich". Venedig zu sehen ist wirklich ein Traum - ich war überrascht von den gigantischen Gebäuden, von den Kanälen, der Baukunst und von den Menschen, die sich alltäglich mit den Touristen beschäftigen müssen - ob sie wollen oder nicht.
Wenn ich die Masse der Touristen betrachte, die sich einen Weg durch die Lagunenstadt bahnen, dann kann ich durchaus verstehen, dass sich die Einwohner gegen diesen Ansturm von Touristen wehren. Venedig ist pleite und die Stadt verdient nicht die notwendigen
Mittel, um die ganzen Sehenwürdigkeiten instand zu halten - für die Stadt und deren Einwohner werden die Touristen sicherlich mit Schrecken kommen sehen... es sind einfach zu viele...
Nur keine Hektik - heute werden wir in Richtung Venedig weiterreisen. Aber erst mal ist Frühstück angesagt. Unsere Nachbarn sind schon fast mit dem Packen fertig. Wir haben sie gestern Abend noch in der Pizzeria getroffen. Sie machen sich heute ebenfalls vom Acker - heim nach Erding. Als sie dann ihren Wohnwagen ankoppeln, sind wir auch abfahrbereit.
Die Sat-Schüssel ist eingefahren, die Räder auf dem dafür vorgesehenen Radträger und aller Schränke sind verschlossen - es stört beim Auto fahren, wenn sich in einer Kurve plötzlich ein Oberschränkchen mit lautem Klappern entleert.
Ich fahre noch kurz auf den Entsorgungsplatz, um mich von meinem Abwasser zu trennen. Ich meine natürlich nicht mein Abwasser, sondern das Abwasser im Abwassertank des Fahrzeugs, das will ich ja die nächsten 300 km nicht mittransportieren.
Erst mal ist Tanken angesagt. Ich habe gleich nach unserem Campingplatz eine Tankstelle gesehen - sie ist auf der linken Seite und ich setze den Blinker... da bemerke ich erst den riesigen Tanklaster, der genau meine geplante Einfahrt blockiert. Ich verwerfe den Tankgedanken zunächst - ich habe ja noch einige Liter im Tank.
Es ist nicht nur herrliches Wetter - nein - die Autobahn ist auch noch richtig übersichtlich. So kann ich meinen Tachomat auf 110 km stellen und stressfrei dahintuckern.
Gegen 15 Uhr sind wir auf dem Campingplatz Miramare in Cavallino Treporti. Von der Autobahn waren es noch ca. 40 km Landstrasse in Richtung Jesolo. Die Gegend ist flach wie ein Pfannkuchen und erinnert mich an - ich denke es war 2003 - damals habe ich eine Alpenüberquerung per Rad gemacht. Damals fuhren wir von Lenggries nach Jesolo - ein super Trip.
Die Frau an der Rezeption ist sehr freundlich und erklärt uns alles ausführlich. Der uns zugewiesene Platz ist sonnig, groß und topfeben. Kurze Zeit später sind wir per Rad schon auf unserer ersten Ausfahrt,
um die Umgebung etwas zu erkunden. Die Strasse zum Strand ist (zumindest der letzte Abschnitt) von Schlaglöchern übersät. Ein alter, grüner Mercedesbus fährt an uns vorbei und ich höre ein schnirsch-kratzendes Geräusch. Der Fahrer hält an - fährt ganz langsam weiter. Vermutlich hat er mit seiner Ölwanne den Boden gestreift, bestimmt ist das Geräusch auch an seine Ohren gedrungen...
In einem von der Sonne verwöhnten Cafe genehmigen wir uns noch was Flüssiges und kehren in unser mobiles Heim zurück.
Heute bin ich irgendwie geschwächt - und das ist auch gut so. Der Mensch muss mal Pause machen, und genau das werde ich denn tun. Obwohl - so einfach ist das ja gar nicht. Draußen zeigt das Thermometer gerade mal 14 Grad, der Himmel ist bewölkt.
Meine bessere Hälfte will heute auf das Köfele zur Kapelle St. Peter. Diese steht auf einer steilen Anhöhe unweit von Leifers. Ich mache von meinem Streikrecht Gebrauch und Anne macht sich alleine auf den Weg. Ich schiebe mir den Liegestuhl zurecht und starte meine Vormittags-Siesta...
Nach einigen Minuten - Frösteln durchzuckt meinen Körper - entscheide ich mich für einen dicken Pulli, dann bin ich wieder im Liegestuhl. Nun ist es schon wesentlich angenehmer. Es herrscht reges Treiben auf dem Campingplatz - die einen gehen, die anderen kommen.
Es ist immer wieder das gleiche Bild: Der Mann sitzt am Steuer und - es ist ja nun mal ziemlich eng, die Sträßchen schmal - die Frau steigt aus und gibt Handzeichen... diese würden jeden Starfighterpiloten zum Absturz bringen. Sie steht so ungeschickt, dass der Fahrer sie im Rückspiegel nicht sehen kann... Er schreit zum Fenster raus: "Wo bist du denn". Sie brüllt zurück (immer noch nicht für ihn sichtbar: "Hier...".
Ich schmunzle - denn so langsam begreife ich - nein, ich wusste das schon lange - Männer und Frauen reden meist aneinander vorbei.
Viel zu früh ist meine Anne von ihrer Wanderung zum Peterköfele zurück. Das war es mal wieder mit dem ruhigen Tag. Nun würde sie gerne Kaffee trinken. Ich verstehe gar nicht, warum Frauen "Kaffee trinken" sagen, wenn sie "Kuchen essen" meinen.
Wir steigen aufs Rad und ich denke noch bei mir, dass es ein kleines Cafe mit Garten direkt am Radweg so in 2 km Entfernung gibt. Also schlagen wir diese Richtung ein... Ganz langsam rollen wir an besagtem Cafe vorbei. Alle Tische in der Sonne sind belegt.
Klar - wir sind ja nicht die einzigen, die bei dem Wetter auf die Idee kommen, einen kleinen Ausflug zu machen, um dann in einem schönen Cafe was Süßes zu vernaschen.
Also radeln wir weiter nach Auer - und in der Tat - wir finden ein winziges Gartencafe, direkt von wärmenden Sonnenstrahlen beschienen. In naher Zukunft ist auch kein Schatten zu erwarten. Also nix wie rein, der gerade frei gewordene Tisch ist der unsere...
Es gibt Kaffee und einen mir unbekannten Kastanienkuchen. Er war lecker - was immer da von einem Kastanienbaum in den Kuchen gemischt wurde - ich will's gar nicht wissen. Ein Lob gehört noch an dieser Stelle der flotten Bedienung.
Wobei "flott" ich nun nicht meine im Sinne von "reizend" oder "adrett". Vielmehr denke ich an den sportlichen Aspekt. Der Weg zurück auf den Campingplatz führt durch einige Apfelplantagen, dann auf den bekannten Radweg nach Leifers.
Ich beginne so langsam mit dem Abbau der Markise und dem Zusammenpacken der Außenmöbel. In der Zwischenzeit reserviert Anne einen Platz in der Camping-Pizzeria (die immer propevoll ist). Ne Stunde Später sehe ich mich mit der Vernichtung einer Cappricciosa beschäftigt - und es macht mir sichtbar Freude. Morgen geht es dann ich Richtung Venedig - sofern das Wetter mitspielt.
Ich stehe morgens im Waschraum und schrubbe meine Zähnchen. Es verspricht wieder ein sonniger Tag zu werden. Immer wenn die Türe aufgeht, kommt ein freundliches "Guten Morgen" oder "buongiorno" oder "Morschn". Das tut doch in der Seele gut, wenn man schon am hellen Morgen von so vielen freundlichen Menschen umgeben ist.
Da schmeckt das Frühstück dann doppelt gut - Südtiroler Speck, Marmelade, Joghourt (ok, da gibt es bessere). Es ist noch frisch auf dem Campingplatz - die Sonne kommt erst so gegen zehn, halb elf über den Berg. Ich ziehe mir noch ne Tour aus dem Internet auf mein Garmin GPS.
Die Tour startet in Terlan, sieht auf der Karte zunächst ganz gut aus - und ich kenne einige Orte auf der Höhe von früheren Urlaubsaufenthalten. Also diese Tour aus dem Internet soll es heute sein. Ich schmiere mir noch ne Semmel mit Rügenwalder Wurst. Wenn ich Hunger habe und weit und breit ist keine Kneipe zu sehen, dann hat mir so ne Semmel schon manchmal das Leben gerettet.
Anne und ich starten in Richtung Meran. Meine bessere Hälfte will Lana besuchen, da ist heute ein großes Törggelen angesagt. Nach 17 km trennen sich unsere Wege. Ich nehme den Abzweig nach Terlan, um meinen Track aus dem Internet abzufahren.
In Terlan ist mal wieder - genau da, wo ich nach rechts abzweigen soll - ne Baustelle. Ich brauche einige Zeit, bis ich dann wieder auf meiner Route bin. Es geht bergauf und die Sonne brennt mir auf den Rücken. An einem Brunnen ziehe ich mir die Arm- und Beinlinge aus, auch die Windweste hat seine Schuldigkeit getan. Ich schwitze wie im Hochsommer - und ich muss nun bis in den 2. Gang zurück schalten. "Den ersten hebe ich mir als Reserve auf" denke ich so bei mir... und schon muss ich wieder schalten.
So ein Schwachsinn... die Tour war im Internet mit dem Schwierigkeitsgrad "mittel" angegeben. Und nun hänge ich in einem Bergpfad, bei dem selbst geübte Wanderer (ohne Rad) sich ihre Schweißperlen von der Backe lecken würden. In der Zwischenzeit habe ich die Verbindung zwischen meinem Hinterteil und meinem Sattel gelöst und schiebe mein Rädchen immer einen Meter bergauf, dann die Bremsen anziehen, um meinen Körper wieder auf die gleiche Position zu bringen.
Dann liegt ein Baum über dem Weg, der nun in steilen Wurzelstufen nach oben ansteigt. Ich betrachte meine Situation einen Moment und entscheide mich, die Aktion abzubrechen. Alleine krieg ich nie und nimmer das Rad über die ganzen Wurzeln und dann noch unter dem umgestürzten Baum unten durch. ?Und diese Tour ist mittelschwer? Ich bin stinkesauer und beginne den Abstieg. Wenn ich den Autor von dieser "mittelschweren" Tour treffe, dann jage ich ihn persönlich mit dem Flammenwerfer unter seinem Hinterteil hoch...
Also rolle (oh, sorry - schiebe) ich wieder den gleichen Weg zurück...
Ich muss vermutlich nicht erwähnen, dass ich mich dann in den Apfelplantagen von Terlan noch so richtig verfahren habe. In Aschaffenburg war ich mal im Schönbusch (ein wunderbar schön angelegter, alter Park) im dortigen Irrgarten. Aus dem habe ich schneller wieder raus gefunden als aus diesen Apfelplantagen.
Irgendwann bin ich wieder auf dem Etschtalradweg in Richtung Lana. Ein Telefonat mit meiner Holden verrät mir, dass sie gerade ihren Kalorienspeicher auffüllt. Und genau das muss ich jetzt auch machen - Kalorien einwerfen, damit mein Bauch wieder zufrieden ist. Ich genieße meinen Semmel mit Rügenwalder und warte,
bis meine bessere Hälfte aus Lana runterrollt. Und da ist sie ja schon - mit ungebrochenem Kampfgeist. Ich hätte zwar unterwegs noch gerne in einer schön sonnigen Buschenschenke ne Pause eingelegt. Aber leider wird mein Flehen nicht erhört (das ist auch gut so, denn sonst wäre ich heute noch nicht zurück). Ich musste also treten, bis zu unserem Campingplatz in Leifers.
War aber nicht tragisch - heute ist ja Samstag - es ist jede Menge los auf dem Radweg. Die Südtiroler (und natürlich die Touristen) nutzen noch die letzten schönen Tage, um noch einmal in die Pedale zu treten.
Ganze Rennradrudel ziehen an uns vorbei - oder kommen uns entgegen - das motiviert. Auf den letzten Kilometern geht es nochmal auf die Schattenseite... es wird kalt. Eine Frau kommt uns in einer Art Badeanzug entgegen - die Milchtüten von der sind bestimmt schon gefroren... Ok, das kann mir ja egal sein. Auf dem Campingplatz genieße ich noch die Abendsonne bei einem Bierchen und hüpfe dann unter die Dusche.
Das Frühstück dauert beim Campen einfach immer länger als geplant. Heute stehen Frühstückseier auf dem Plan. Die ersten 2 Eier (roh) waren wohl schon etwas angeschlagen. Ich lege sie sehr behutsam ins kochende Wasser, und sofort läuft das Eiweiß irgendwo aus der Schale. Also nochmals 4 Eier rein, 2 davon werde ich ja wohl noch "weich" kriegen, die anderen 2 "hart" für das abendliche Vesper. Und - in der Tat - es funktioniert auf Anhieb, das Frühstück ist gerettet.
Bis wieder alles aufgeräumt und gespült ist, zeigt die Uhr 10:30 Uhr - und der Wind frischt auf.
Auf dem Campingplatz haben wir die Südtirol-Card erhalten. Da sind (fast) alle Busse, Züge und Seilbahnen für "lau" zu benutzen (Wer hat denn dieses Wort erfunden? Eigentlich heißt das ja: Weder warm noch kalt - also lau. Meine Mutter sagte immer zu mir - nachdem mein Bruder in der Wanne gebadet wurde - komm rein, das Wasser ist noch schön lau... Aber in Aschaffenburg, meiner letzten Arbeitsstätte, verwendete man "lau", wenn man was für umsonst ergattern konnte). Da soll einer noch die Welt verstehen...
Wir steigen also für "lau" in den Bus nach Bozen und lassen uns zum Bahnhof schaukeln. Von da nehmen wir unsere Beinchen und marschieren zur Bergbahn Ritter, Talstation.
...Schwupps - und schon sind wir oben - auf 1.200 m Höhe.
Während der Fahrt mit der Seilbahn legt sich der Wind noch einmal kräftig ins Zeug. Je weiter wir nach oben kommen, desto heftiger pfeift der Wind um die Gondel. Ich hoffe, dass es nun so wird wie vor Jahren im Winter im Montafon, als ich beim Skifahren war. Da war der Wind so stark, dass die Gondeln während der Fahrt über den Bergkamm so schräg (das ist die Lage einer Gondel zwischen senkrechtem Hängen und der unvorstellbaren Waagerechten) standen, dass sie nicht mehr in die Bergstation einfahren konnten. Die für die Sicherheit der Seilbahnfahrer Verantwortlichen mussten immer so lange warten, bis der Wind etwas nachließ - die Gondeln dadurch wieder einigermaßen senkrecht standen und so in die Einfahrt der Bergstation passten.
In Oberbozen (Ritten) gibt es ja schon lange (so seit 1650, das ist ja schon einige Tage her) die sogenannten "Sommerfrischler". Wenn es im Sommer unten im Tal, in Bozen, vor schierer Hitze nicht mehr auszuhalten war, sind die "Betuchten" für einige Wochen (und es waren ziemlich jedes Jahr so um die 70 Tage) auf den Ritten ausgewandert. Dort oben - immerhin 1000 m über dem Talkessel von Bozen war die Luft angenehm frisch und der Sommer war dort oben wesentlich besser zu ertragen.
Nach einer kleinen aber feinen Wanderung und der 15-minütigen Bahnfahrt nach Klobenstein wollte mein Magen eigentlich wieder Nachschub von etwas festerem Material haben. Und so kam es, dass wir uns in einem Restaurant im Außenbereich niederließen. Wir bestellen ein Radler - das auch prompt kam. Die Frage nach der Speisenkarte wurde jedoch mit der Bemerkung: "Die Küche hat schon geschlossen". beantwortet. Und wie wir feststellen mussten, durften sich auch alle weiteren potentionellen Kunden diesen unschönen Satz anhören. Wir stürzten unser Radler hinunter (wobei mir da dir 4,50 Euro fast im Halse stecken blieben). Normalerweise gibt es in einem Restaurant / Cafe - auch nach Küchenschluss immer noch ein belegtes Brot oder Suppe - oder in einem Cafe wenigsten Kuchen... Also Hotel Bemelmans-Post kann ich wirklich niemandem empfehlen - naja auf den Toiletten pinkelt es sich gut - in angenehmem Ambiente...
Neben dem Bahnhof konnten wir noch ein wirklich sonniges Tischchen mit den zugehörigen Stühlchen ergattern - zwei satte Gäste waren gerade aufgestanden... Nun noch schnell ne Kleinigkeit in Form eines belegten Brötchens (mehr gab es auch hier nicht) und eines Kaffees eingeworfen, dann es ging erst mir der Bahn zur Bergstation Ritten und von dort wieder ins Tal - per Gondel am Seil.
In der Gondel war auch ein ziemlich kleines Kind - verdammt klein - und wie die Mutter erzählte - gerade mal 4 Wochen alt... und das mochte einfach nicht Gondelfahren. Diesen Umstand brachte das Baby auch lautstark zum Ausdruck. Es war vermutlich - und ich habe sicherlich recht - für Baby, die junge Mami und den jungen Papi nicht gerade ein Vergnügen.
Fällt dir an dem linken Bild was auf? Ok - du wirst nicht drauf kommen. Es ist Kaiserwetter - und das am 05.Oktober. Der See liegt etwas oberhalb von Eppan (ob er nun tatsächlich oberhalb liegt, kann ich nicht wirklich sagen. Es geht von St. Michael ca. 4-5 km durch den Wald - up and down - wobei eben für mich das up dominant war. Aber ich kann mich auch täuschen...), ringsum eingebettet in bewaldete Hügel.
Nur ab und zu trifft man auf ein, zwei Wanderer oder Biker.
Die Anfahrt von Leifers ist schon eine Wohltat für die Beinchen. Erst geht es der Etsch entlang, dann zwischen Etsch und Eisack auf einem schmalen Damm in Richtung Bozen. Vor Bozen zweigt der Radweg dann nach Meran ab, und noch ne Abzweigung in Richtung Eppan. Schloss Sigmundskron grüßt von oben links - seit Jahren bekannt als MMM (Messner Mountain Museum). Als ich noch in Mainz wohnte, besuchte ich mal einen Vortrag von Reinhold Messner - ich war von dem Kerl und seinen Leistungen einfach begeistert (und bin es heute noch). Von ihm stammt ja auch der zweifelsohne sinnige Spruch, den ich hier gerne mal zitiere, da ihn fast jeder auf seine Situation beziehen kann (zumindest ich beherzige ihn gerne):
Ich habe beim Bergsteigen nie zwei Schritte auf einmal gemacht. Wenn man Grenzen verschieben will, muss man dies langsam tun, stetig und ruhigen Fußes, Schritt für Schritt. Wer in Eile Stufen überspringt, wird früher oder später stolpern.
Nun wird es etwas beschwerlicher. Auf einer Bahntrasse mit herrlich alten Tunnels geht es stetig bergauf, bis wir St. Michael erreichen. Hier wird mal kurzfristig unser Orientierungssinn auf die Probe gestellt, doch dann finden wir schlussendlich den Weg Nr. 3, der in einen Pfad mündet, den sich ein Radler manchmal etwas breiter wünscht. Wir kommen ohne innere oder äußere Blutungen zu unserem Teilziel, dem Montiggler See.
Ich bestelle Hirtenmaccharoni, ist im Futterkatalog zwar nur als Vorspeise aufgeführt... Als die Portion dann anrollt, bin ich angenehm überrascht - die richtige Portion für mich. Das Weizen schlägt mit 5 Euro zu Buche, das ist nicht gerade meine Preisklasse, aber das Wasser sah mir einfach zu dünn aus.
Selbst für die ganz kleinen Wasser- Ratten wurde im Kinderbecken - um diese vor der doch ungesunden Sonneneinstrahlung zu schützen - ein Sonnenschirm installiert. Hier in geschlossenem Zustand... Beachte auch den Baum im Hintergrund - traumhafte Herbstfärbung...
Zurück geht es über den Kalterer See. Und das Schöne ist, dass bis zu diesem kaum eine Pedalumdrehung notwendig wird - es geht einfach immer bergab. Wir erreichen den Etschradweg und pedallieren auf diesem zurück auf unseren Campingplatz in Leifers.
Um 10 Uhr ist es dann soweit... ich starte den Motor. Geplant war eigentlich, dass wir um 9 Uhr in den Urlaub starten. Asche auf mein Haupt - die Montage der Räder dauerte doch etwas länger. Das nächste Mal werfe ich sie auf mein Bett, da liegen sie auch gut. Bis die Halterungen am Radträger richtig positioniert sind, das ist ein kleines Drama (vielleicht verstehe ich da die Technik auch nicht richtig - oder habe einen Knick in der Optik).
Also... es ist 1 Minute nach 10 Uhr und da dringt vom rechten Beifahrersitz der Wunsch nach Umkehr an mein schon etwas gereiztes Mittelohr. Die Regierung (weiblich) hat versäumt einen wichtigen Brief (es handelt sich um meine Rente) einzuwerfen. "Ist doch deine Rente" werden nun einige denken. Das ist zwar richtig, da jedoch meine Obrigkeit seit 40 Jahren all meine Geldgeschäfte managed (und das nicht mal schlecht), bin ich von all diesen pekuniären Verantwortlichkeiten entbunden. Also drehe ich und stehe Punkt 10:02 Uhr wieder da, wo ich her gekommen bin.
Aber dann geht es los - die Autobahn in Richtung Süden ist mal nicht verstopft wie an manchen Wochenenden. Die erste (und letzte) Pinkelpause legen wir beim Rasthof Allgäu ein. Bei diesem Stop erwerben wir auch ein Pickerl für die Autobahnen in Österreich. Selbst über den Fernpass geht es recht flott - bald sind wir bei Innsbruck und steuern Richtung Brenner. An dieser Stelle erinnere ich mich daran, dass ich vor ca. 48 Jahren mit meinem Bruder und noch 2 damals gleichaltrigen Halbstarken im Winter in Innsbruck beim Skifahren war. Für mich ging damals ein Traum in Erfüllung, denn 1964 wurde in Innsbruck die Winterolympiade ausgetragen (damals war ich noch Österreicher - und ich war stolz drauf). Beim Abfahrtslauf stürzte einer tödlich - das bleibt irgendwie in den Zellen. Und ich bin einige Jahre später ebenfalls auf dem Patscherkofel und stürze mich todesmutig die Abfahrt hinunter (nur nicht so schnell).
Gestern hat mein Management einen Platz auf einem Campingplatz in Auer gebucht. Es kam jedoch bis jetzt noch keine Bestätigung. Also motiviere ich meine Beisitzerin, doch mal auf diesem Campingplatz anzurufen, ob denn noch ein Plätzchen frei wäre... Die Antwort nach dem Telefonat war ernüchternd: "Ausgebucht". Prima, denke ich so bei mir, aber da gibt's ja noch 2 Campingplätze in Leifers. Ein weiterer Anruf beim ersten der beiden bringt auch nur ein: "Wir haben noch ein Platz für einen VW-Bus". Nun muss es beim 2. Campingplatz klappen und das Gespräch ist ja schon positiv: "Wir reservieren nicht über Telefon - kommen sie einfach vorbei, dann schau'n wir mal"...
Eine halbe Stunde später stehen wir an der Rezeption und erhaschen den vorletzten freien Platz - Sieg auf der ganzen Linie... In Gedanken sah ich mich schon weitere 4 Stunden ganz Südtirol abgrasen, um nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Das bleibt mir ja nun doch erspart. Morgen geht es erst mal in den Pool (vermutlich indoor, da outdoor noch zu frisch). Im Anschluss werde ich die Kette meines Rädchens ölen und dieses bewegen...
Heute ist ja Feiertag... Morgen gehts nach Südtirol, da sind noch 22 Grad angesagt. Ich suche meine Radklamotten zusammen und da auf dem Campingplatz auch ein Fitness-Studio zur Verfügung stehen soll, packe ich auch mal die Turnschuhe und ne Trainingshose ein. Das Wohnmobil ist noch teilweise bestückt... 4 Unterhemden, 4 Paar Socken und 8 Unterhosen (das passt irgendwie nicht - hatte ich womöglich beim letzten Ausflug an 4 Tagen keine an?), einige T-Shirts sind noch im Womo.
Ansonsten läuft alles recht gut. Die neu erstandene Seitenwand für die Markise muss ich noch verstauen. Da ich sie noch nie montiert habe, wird das bestimmt ein tolles Fest für meine Campingnachbarn, die mir bei der Erstinstallation zuschauen werden. Aber sicherlich gibt es da einige Camper, die mir dann beim Aufbau helfen werden.
Oh Gott, ich will ja auch mein Rad mitnehmen. Ich gehe in die Garage und erschrecke - das Teil ist verdreckt wie Sau. Also ist ein Schnellputz angesagt. Dummerweise muss ich über den frisch angesäten Rasen (nach Regen)... unter meinen Schuhen bilden sich Stollen wie bei Pappschnee. Und nach der Putzaktion muss ich wieder über die nagelneue Terrasse... Ich hätte meine verdreckten Schuhe ausziehen sollen. Meine Trittspuren sind unverkennbar. Also noch schnell wieder die Terrasse geschrubbt... Die werde ich heute nicht mehr betreten.
Nochmals kurz das Womo gecheckt - das Meiste ist verstaut. Morgen muss ich nur noch den Waschbeutel (hoffentlich mit Inhalt) reinwerfen - den Zündschlüssel umdrehen und ab geht die Post...
Im Klosterhof Eggenreute lässt es sich wirklich gut feiern. Das Essen war so lecker, dass ich auf das Dessert verzichten musste - mein Magen stellte die benötigten Kapazitäten einfach nicht mehr zur Verfügung - und das war gut so. Onkel Franz genoss mit seiner Frau Margret sichtlich den Tag in seiner alten Heimat. Er wohnt ja schon sein Jahrzehnten in Köln. Er nahm die Strapazen eine Bahnreise ins Oberschwäbische in Kauf, um mit seinen Kindern, Enkeln und der restlichen unvermeidbaren Verwandtschaft anzustossen. Er kennt jeden Berg in den Dolomiten und im Allgäu - und hat auch (fast) alle selbst bestiegen. Er strotzt immer noch vor Lebensfreude und Lebenslust - ist geistig noch körperlich noch fit wie ein Turnschuh.
Deshalb an dieser Stelle:
Auch für die nächsten 10 Jahre - bleib gesund und munter wie bisher - wir sind stolz auf dich.
Endlich ist es soweit - die Platten sind verlegt. Nun stehen nur noch ein paar Reinigungsarbeiten an und Tisch und Stühle können wieder auf die Terrasse - die werden sich freuen, denn sie haben nun wesentlich mehr Platz.
Beim Abriss der alten Holzterrasse mussten auch einige Sträucher und Blumenstöcke geopfert werden. Sie waren einfach zu groß geworden. Übergangsweise halten mal noch einige Pflanzkübel die Stellung. Aber das wird nochmals überarbeitet...
Abfahrt 7:30 Uhr - so ist der Plan. Ich muss meine Schwiegertochter mit Töchterchen Alissa nach Memmingen auf Allgäu Airport fahren. Pünktlich - so kenne ich das von Frauen gar nicht - kann ich mein Auto starten. Ich fahre über die Autobahnbrücke bei Merklingen und sehe, dass gerade 3 Krankenwagen mit Blaulicht auf die Autobahn (meine Richtung, Richtung Ulm) auffahren. Ich nehme also nicht die Autobahn (und ich muss mich jetzt mal loben - was für eine weise Entscheidung), sondern die Landstraße. Als ich dann kurze Zeit später die Autobahn nochmals queren muss, ist die Spur nach Ulm so leer wie nie - kein Auto weit und breit - Vollsperrung... und ich bin mal nicht dabei...
In Memmingen angekommen haben wir noch Zeit für einen heißen Kaffee (im Pappbecher). Für meine Schwiegertochter geht es dann durch den Security-Check - für mich geht es wieder nach Hause.
Nachmittags - die Sonne scheint und es ist unerwartet warm (17 Grad), streife ich die Beinlinge über, schlüpfe in eine winddichte Jacke und steige auf mein Rädchen. Wobei das ja so gar nicht stimmt - es ist das Rädchen meines Bike-Händlers, das er mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat (meins liegt im Sterbezimmer des Krankenhauses).
Ich nehme die (bei trockenem Wetter) schöne Albabfahrt nach Hausen. Heute ist sie nass und schmierig - aber ich komme runter, ohne ins Gras beißen zu müssen. Über den Schillertempel geht es auf schönen Schotterstraßen um den Burren und auf dem flachen Radweg wieder zurück nach Nellingen. Schiller war übrigens nie in Bad Überkingen. Aber der frühere Eigentümer der Überkinger Quellen (Carl Haegele) hat den Tempel, der in Stuttgart stand, abreißen und bei Bad Überkingen wieder aufbauen lassen.
Eigentlich war für heute eigentlich bescheidenes Wetter angesagt. Ich ziehe die Rollläden hoch und werde fast geblendet - Sonne ist angesagt.
Aber erst mal wartet der Staubsauger und das Chaos in der Küche auf meine starken Hände. Gegen 15 Uhr sitze ich dann endlich im Sattel und fahre einfach mal drauf los. Im Frühjahr war ich mal am "Hohlen Stein", in meinen Gehirnwindungen ging aber leider die Information verloren, wo dieser hohle Stein denn war.
Heute sehe ich bei Laichingen zufälligerweise einen Wegweiser, der mich zum holen Stein führt - ich bin begeistert.
Ich kann mich nicht nur dunkel dran erinnern, dass ich das letzte Mal den hohlen Stein schiebenderweise verlassen habe. Mutig schwinge ich mich heute in den Sattel - es ist steil, aber ich bleibe im Sattel. Ich schiebe dieses Erfolgserlebnis auf mein Ersatzrad (mein bestelltes Rädchen ist leider noch in der Mache). Zufrieden radle ich heim...
Eigentlich wollte ich ja das Gras stutzen - aber erst ist mal eine schöne Radrunde angesagt. Es war ja erst vor ein paar Tagen Almabtrieb (Viehscheid). Nach dem Almabtrieb sind ja normalerweise die guten Almhütten geschlossen, da die Kühe wieder im Tal sind und auf der Alm keine Arbeit anfällt.
Unterwegs wird auf einer Tafel angezeigt, dass das "Älpele" auf hat. Also nehme ich die 400 hm Schotterweg in Angriff. Es ist fast so wie immer: Nix passt. Im Schatten ist es zu kalt - in der Sonne zu warm. Ich bin heute gut angezogen und schwitze... das ist besser als bibbern. Oben angekommen, bestelle ich Würstel und Radler und suche mir einen geschützten Platz an der Hauswand. Bei der Abfahrt, die etwa 10 Minuten dauert (der Aufstieg ca. 50 Minuten) komme ich mit mir überein, den Nachhauseweg übers Lohmoos anzutreten. Diese Tour bin ich schon einige Male gefahren - sie gefällt mir.
Der Aufstieg ist ebenfalls über einen gut fahrbaren Schotterweg zu packen - 40 Minuten. Und dann geht es meist nur noch bergab, mit einigen Schotterhaarnadelkurven - und ich kann an den vorhandenen Bremsspuren erkennen, dass heute schon einige Profis unterwegs waren.
Auf dem Campingplatz angekommen, fülle ich erst mal meinen Energiespeicher. Im Anschluss gönne ich mal meiner Schaltzentrale eine kleine Ruhepause in Form eines Schläfchens... Ach ja - aber nun ist der Rasen dran...
Es ist Freitag und der Rasen am Wohnwagen sollte mal wieder zum Frisör. Da der Rasen nicht laufen kann, muss eben der Frisör zum Rasen. Und da ich hierfür eine Rasenschere benötige, die unsere aber den Geist aufgegeben hat, kaufe ich unterwegs noch eine...
was mir noch ganz unverhofft einen Strafzettel beschert. Da das Wetter im Tannheimer Tal gar nicht so schlecht ist, beschließe ich, ne kleine Runde mit dem Bike zu drehen. Ich habe mich für ein kurzärmeliges Trikot entschieden - das war falsch. Der Wind ist einfach zu frisch - die Haut meiner Ärmchen ähnelt der einer gerupften Henne. Also radle ich wieder in Richtung Campingplatz, bevor ich mir noch ne Lungenentzündung hole.
Ich liege noch im Bett und döse vor mich hin, da höre ich schon einen LKW anrollen - Türengeklapper - reges Treiben vor dem Haus. Die Jungs vom Gartenbau Staudenmayer sind voll motiviert und wollen arbeiten. Daran will ich sie natürlich nicht hindern.
Die alte Terrasse habe ich "fachmännisch" abgerissen, die Erstellung der neuen überlasse ich aber doch lieber den Männern vom Fach. Auch der Gartenteich hat nun knapp 30 Jahre seinen Dienst versehen - Veränderung ist angesagt. Er wird dem Erdboden gleichgemacht, die fehlende Erde dafür stammt vom ehemaligen Blumenbergle, der jedoch in der Zwischenzeit einem Mini-Urwald gleicht und ebenfalls platt gemacht wird.
Die Terrasse wird vergrößert und an beiden Seiten werden Glasscheiben installiert, die den Wind etwas mehr von der Terrasse abhalten sollen.
Da ich den Profis nicht dazwischenpfuschen will, setze ich mich gegen Nachmittag aufs Bike und rolle bei Türkheim die Boller Steige runter - was sich als glatte Fehlentscheidung entpuppt - nass, schlammig, rutschig und tiefe Querrinnen zwingen zum vorsichtigen Fahren. Nach der Abfahrt sehen Rad und Fahrer aus wie Sau...
Entschädigt werde ich durch einen bislang mir
unbekannten Weg von Reichenbach nach Bad Ditzenbach. Ich könnte jetzt die Tatsache verschweigen, dass ich 2x absteigen musste, vermutlich war ich einfach nur zu entkräftet, um die Rampen tretenderweise hinter mir zu lassen. Was soll's - ich hab's genossen - den Anstieg, noch mehr die Abfahrt...
Es ist zwar Regen vorhergesagt, ich muss jedoch meine Beinchen etwas beschäftigen. Also steige ich auf mein (Leih-)Rad. Ich nehme das trockene Teersträßchen nach Gosbach - oh und was sehe ich da: "Gesperrt, Durchfahrt verboten". Ist mir auch recht, dann bleibe ich
auf der Alb und erspare mir so den späteren Aufstieg. Ich nehme den Albtraufweg und genieße die herrliche Aussicht vom Tierstein-Felsen. Dann gehts über die AV-Hütte nach Deggingen. Gerne hätte ich mich in der Hütte gestärkt, die hat jedoch nur jeden 1. und 3. Sonntag im Monat geöffnet. Über den Galgenbergweg komme ich zur steinernen Pyramide oberhalb von Auendorf. Ich lege nochmals ne kleine Rast ein, bevor ich mich nach Bad Ditzenbach orientiere.
Da ich den Hägemarkpfad noch nie unter meinen Rädern gehabt habe, lege ich noch ne extra Runde ein. Und in der Tat - dieser Pfad lohnt sich allemal. Er ist schmal - jedoch ohne nennenswerte Steigungen - aber so ab und zu steigt der Puls dann doch nach oben. Ne Stunde später stehe ich unter der Dusche.
Das Holz unserer Terrasse kommt so langsam in die Jahre... es müssen so ca. 30 sein. Der Unterbau ist an manchen Stellen morsch - also steht eine neue Terrasse an. Die neue soll dann nicht mehr aus Holz sein, Steinplatten sollen die Oberfläche zieren. Also werde ich heute mal beginnen, die alte Terrasse abzubauen. Ich hole den Akkuschrauber, um die Bretter vom Unterbau zu lösen...
Das fängt ja wirklich mal wieder toll an, die Schrauben drehen sich zwar im Holz - kommen aber nicht nach oben - wie ich das erwartet hätte. Tja, das liegt eben am morschen Unterbau - die Schrauben drehen hohl. Ich hole schweres Geschütz, ich nenne es mal Brecheisen, mit dem trenne ich die Terrassenbretter vom Unterbau - und unterdrücke ein leises Fluchen.
Die Schrauben ziehe ich dann ebenfalls mit grober Gewalt aus den Brettern - womit habe ich das verdient... Irgendwann spüre ich meinen Rücken - und das ist gut so - denn mit Schmerzen soll mal ja nicht arbeiten. Ich beende den Arbeitseinsatz und lasse mich auf dem Sofa nieder... wie das meinen Körper freut...
Wie immer beginnt der Tag mit der allmorgendlichen Körperputz- und Pflegeaktion. Ich schalte meine elektrische Zahnbürste ein, um meine Beisserchen zu schrubben. Als ich damit fertig bin, drücke ich wieder den An-/Aus Schalter - doch nichts passiert. Die Bürste schrubbt munter weiter, obwohl es ja nichts mehr zu schrubben gibt. Freundliches Zureden, Klopfen, Stossen, Schimpfen - alles bleibt erfolglos. Die Bürste bürstet munter vor sich hin. Ich packe sie in meinen Kulturbeutel - sie brummt ungebremst vor sich hin.
Ich steige unter die Dusche... trockne mich ab... und an meine Ohren dringt immer noch das Summen der Bürste - allerdings wird es schon etwas langsamer. Als ich mich dann meinem Frühstückskaffee hingebe - ich kann es gar nicht glauben - verstummt das Brummen. Der Akku ist leer - Gott sei Dank.
Da das Wetter ja nicht gerade nach Sommer aussieht, ziehe ich meine Bein- und Ärmlinge an, steige aufs Bike und trete in die Pedale - aufwärts zur Stuibensennalpe. Einige Wanderer sitzen draußen, eingepackt wie im Herbst, und unterhalten sich über die nassen und dadurch schwierigen Wanderwege. Ich hole mir bei der Wirtin ein Radler, lasse es in meinen Magen laufen und mach mich wieder vom Acker.
Jetzt hole ich erst mal mein Ersatzrad... meins lässt ja immer noch auf sich warten - leider. Im Bikeladen wird das Rad erst mal für mich richtig eingestellt - Dämpfer, Federgabel, Sattel... nun kannst los gehen. Zu Hause packe schnell ein paar Sachen zusammen, dann gehts ab ins Tannheimer Tal.
Dort angekommen, teste ich das "neue" Rädchen. Es ist etwas weich - schaukelt zuviel - aber das werde ich noch umstellen. Ich trete erst rauf zur Krinnenalpe, dann den Meraner Weg und über den Adlerhorst wieder zurück auf den Campingplatz.
Pünktlich um 06:20 Uhr rollt unser Bus unter Leitung von Fahrer Harald und Radführerin Ingrid aus dem Betriebsgelände der Firma Rösch-Reisen. Nächster Halt ist in Neu-Ulm wo nochmals ca. 12 Radlerinnen und Radler einsteigen. Nun geht es in ruhiger Fahrt "ins Blaue". Wo es genau hingeht, verrät unser Guide nach der morgendlichen Begrüßung: Ins Wittelsbacher Land, Start wird am Kloster Fürstenfeld sein...
Dort angekommen, werden wir von herrlichem Wetter empfangen. Für uns Radler gibt es erst mal heißen Kaffee, während unsere Bikes entladen werden. Die Klostertoilette, die unweit zu finden ist, findet nach der Anfahrt auch regen Zuspruch.
Wir besuchen noch kurz die Klosterkirche - eine prunkvolle Barockkirche, in der der Erbauer Herzog Ludwig II (er ließ seine Gemahlin enthaupten) seine letzte Ruhestätte fand. Im Jahre 1978 wurden die Restaurierungsarbeiten an ihr (der Kirche, nicht der Gemahlin) abgeschlossen und der damalige Kardinal Ratzinger hielt die 1. hl. Messe ab.
Nun radeln wir - und wir sind eine nicht zu übersehende Gruppe von 29 Radlerinnen und Radlern - zur Amper, einem kleinen Flüsschen, das aus dem Ammersee kommend, sich naturnah über 185 km durch das Alpenvorland schlängelt, um dann bei Moosburg in die Isar zu münden.
Wir sind bis Dachau, wo wir unterhalb des Schlosses eine kurze Rast einlegen, immer in der Nähe der Amper. Ingrid versorgt uns mit interessanten Daten rund um Schloss und Schlossgarten. Das Schloss mit 4 Flügeln entstand im 16 Jahrhundert aus einer mittelalterlichen Burg. Leider hat nur ein Flügel bis in die heutige Zeit überlebt.
Die Mittagspause verbringen wir an der Regattastrecke in Oberschleißheim. Als wir dort ankommen, hat Harald schon den Grill voll belegt mit besten Steaks und leckeren Würstchen, nicht zu vergessen die schmackhaften Zwiebeln, die ebenfalls auf dem Grill brutzeln. Tomaten, Gurken und das schmackhafte Bauernbrot steht ebenfalls schon bereit. Biertische und -Bänke sind aufgestellt und wir können direkt vom Pedallieren zum Essenfassen übergehen. Es gibt allerlei Getränke - gekühlt oder ungekühlt - von Wasser über Bier und Cola zu Sekt. Wir füllen unseren Kalorienspeicher wieder auf - wobei der dann noch bei Bedarf mit einem Marillenlikörchen oder Zwetschgenwässerchen übergossen werden kann.
Nach diesem leckeren Mittagsmahl bedanken wir uns beim Hersteller, suchen unsere Räder und radeln gut gelaunt weiter. Vorher muss allerdings bei einem Rad der Schlauch getauscht werden, da der alte die Luft nicht mehr halten konnte...
Beim Schloss Schleißheim machen wir ne Besichtigungspause. Ein herrlicher Park sticht uns ins Auge, wir stellen die Räder ab und unternehmen einen kleinen Spaziergang um Schloss und Park. Und schon geht es weiter in Richtung Isarauen. Die Sonne läuft in der Zwischenzeit zu ihrer Höchstform auf - es ist heiß. Anfangs können wir noch im schattigen Wald Frischluft schnuppern, dann aber geht es über Felder - Schatten ist Mangelware. Doch Ingrid kann uns - mit dem Hinweis auf einen am Weg liegenden Biergarten - weiter motivieren.
Nach einer Stärkung, die wir uns wirklich verdient haben, sitzen wir wieder auf und treten in Richtung Ziel: Am Sportpark in Neufinsing wartet schon unser Bus. Unfallfrei und nur mit 2 platten Reifen beenden wir unseren wunderschönen Tagesausflug. Schnell werden die Räder wieder im Anhänger verladen. Wir nehmen unsere Sitzplätze im Bus ein - Gott sei Dank ist genügend Platz für die Beine vorhanden. Ingrid versorgt uns noch mit Getränken und dann starten wir, um ein weiteres unvergessliches Erlebnis bereichert, der untergehenden Sonne entgegen.
Irgendwo und irgendwann muss ich mir ein Hustenvirus eingekauft haben. Tagsüber geht es mir ja noch relativ gut. Nachts jedoch, wenn ich meinen Körper in die stabile Waagerechte gebracht habe, jagt ein Hustenanfall den nächsten. Wobei der Husten so trocken ist wie die Wüste Sahara - also nix mit Schlamm oder Schleim. Naja, vielleicht bin ich auch gegen Spitzwegerich allergisch, den ich für die Bekämpfung meiner Anfälle einsetze.
Morgen ist ja mit "Rösch-Reisen" eine Tagesausfahrt ins Blaue angesagt - da will ich auf jeden Fall wieder fit sein.
Ich sollte mich in Zukunft immer rechtzeitig um mein Frühstück kümmern. So beschäftigen sich meine Zähne heute mit altem Brot und alter (harter) Wurst. Im Kühlschrank finde ich auch noch ein Glas Joghurt, das das Verfalldatum schon hinter sich gelassen hat. Es ist schon komisch... wenn man Hunger hat, dann schmeckt einfach alles gut...
Heute nehme ich das Reiserad - das ist bequemer als das Rennrad. Früher - in meinem aktiven Arbeitsleben bin ich diese Strecke öfters mal gefahren. Sie ist flach wie ein Brett (immer am Main entlang) - also nicht so anstrengend.
Früher bin ich immer bis Bürgel - das ist ein paar Kilometer vor Offenbach - gefahren. Dort steht direkt am Mainradweg ein Biergarten - nicht zu übersehen. Ich war da noch nie drin, dort war aber immer mein Wendepunkt (nach einem Riegel und einem guten Schluck aus der Pulle).
Heute geh ich da rein und lass es mir gut gehen, ich bin ja nicht unter Zeitdruck. Als ich ankomme, bemerke ich gleich, dass da was nicht stimmt - alle Bänke und Tische leer... Am Eingang hängt ein großes Schild: Heute Ruhetag. Ich bin einer Krise nahe, ausgerechnet heute. Ich krame aus meinem Rücksack 2 Riegel hervor: Ein Minisesamriegel - lecker - schon ist er weg. Der 2. hat ein Verfalldatum, das mir verdammt Durchfall-verdächtig erscheint. Ich bin da bestimmt nicht pingelig - aber fast 2 Jahre... der ist besser im Mülleimer aufgehoben.
Ah, da fällt mir ein, dass in der Nähe ja ein Campingplatz ist - da gibt es bestimmt ne kleine Kneipe. Und schon habe ich sie gefunden. Endlich Futter und Flüssiges - ich bin ja sowas von zufrieden. Ich steige vom Rad, gehe um die Ecke und lese mit trockenem Mund: Ab 15 Uhr geöffnet. Es ist aber gerade mal 14 Uhr und ich habe keine Lust, eine Stunde der Ruhe einzulegen. Also fahre ich eben weiter.
Ich bin in Hainburg und ein Schild verweist mich in eine Eisdiele. Hunger und Durst haben sich miteinander derart vermischt - ich bestelle Eisspaghetti. Nach der 2. Portion stehe ich zufrieden auf und verlasse das mich rettende Lokal. Nach dieser Kalorienspritze nehme ich die letzten 20 km locker vom Hocker...
In den nächsten Tagen soll es ja immer wärmer werden. Und da Aschaffenburg auch "Bayerisches Nizza" genannt wird, wird es dort wohl wärmer sein als auf der schwäbischen Alb. Ich packe sowohl Rennrad als auch Reiserad aufs Wohnmobil und trete aufs Gas. Mein bestelltes Mountainbike ist wohl die nächsten 3 Monate noch in der Endmontage...
In Aschaffenburg angekommen, fülle ich erst mal ne Radflasche mit gutem Holundersirup - von meiner Nachbarin mit Liebe gemacht. Rein in die Klamotten und rauf aufs Rennrad. Der Plan ist, bis nach Miltenberg zu radeln, obwohl ich weiß, dass ich das nicht schaffen werde. Aber bekanntlich soll man sich ja hohe Ziele setzen...
Das Rädchen rollt gut - die Zeit zieht ebenfalls unaufhörlich dahin. Ich beobachte noch, wie sich der Frachter Pegasus in eine Schleuse quetscht - da ist links und rechts keine Handbreit mehr Luft.
In Großheubach mache ich ne Wende - bis nach Miltenberg wäre es in der Tat zu weit. Auf dem gleichen Weg geht es dann wieder zurück nach Aschaffenburg.
Ich sitze im trauten Wohnzimmer - habe gerade den Staubsauger ausgeführt, der nun ganz erschöpft in der Ecke steht. Ich kann wenigstens sitzen. Die Sonne blinzelt zwischen dicken Wolkenbergen hervor. Nun zieht es mich doch hinaus. In Laichingen ist dieses Wochenende Stadtfest und da gibt es doch bestimmt was für mein eingerostetes Verdauungsorgan.
Nach einer längeren Anfahrt stelle ich mein Rad direkt am Festplatz ab. So ein Käse... ich habe den Schlossschlüssel (das ist der Schlüssel für mein Fahrradschloss) vergessen...
So wird es doch nur ein kurzer Aufenthalt auf dem Fest. Ein Auge immer in Richtung unabgeschlossenes Rad, das andere in Richtung Semmel, Wurst und tropfender Senf. Ich vertilge unfallfrei meine Wurst und radle wieder nach Hause.
Die letzten Tage war ich ja - sportlich gesehen - nicht allzu fleißig. Also will ich jetzt noch schnell einige km strampeln. Und da das Wetter doch recht zweifelhaft ist, entferne ich mich nicht allzuweit von meiner trockenen Stube. 5 Runden Gosbach (Alb runter, Alb rauf) -
Gestern gab es bei meiner Eglofser Schwägerin noch ein hervorragendes Allgäuer Frühstück im Freien. Die Frauen nutzten das schöne Wetter und drehten noch eine flotte Runde Nordic Walking beim Moorsee. Mein Schwager und ich relaxten unterdessen im Schatten der Apfelbäume. Als nach über einer Stunde die Frauen immer noch nicht eintrafen, machten wir uns schon Gedanken... wie allgemein bekannt, lässt beim schwachen Geschlecht die Orientierung infolge von intensiver Gesprächsbeteiligung und der damit verbundenen Unaufmerksamkeit gegenüber der zurück gelegten Strecke zu wünschen übrig...
Gerade als wir das Auto besteigen wollten, um eine groß angelegte Suchaktion zu starten, trafen sie wieder am Ausgangspunkt ein.
Nun konnte die Fahrt weitergehen: Sommers bei Karsee war das nächste Ziel - bzw. dort wartete eine weitere Schwägerin auf meine Ankunft. Gegen Abend kam eine weitere Schwägerin mit Mann. Wir hatten bereits im Klosterhof in Eggenreute einen Tisch reserviert, den wir auch gegen 19 Uhr belagerten. Wir aßen und tranken nach alter Tradition... und da der liebe Gott uns einen milden Abend bescherte, ließen wir ihn in Sommers auf der Terrasse ausklingen.
Die Nacht war ruhig - ich hätte sowieso nichts gehört - zu müde waren meine Augenlider. Nach der morgendlichen Dusche servierte die Tante meiner Kinder das Frühstück - im Garten - die frische Luft saugte ich gerne in meine Lungen.
Nach dem üppigen Frühstück machten wir unsere Räder startklar, um eine schöne Runde zum Campingplatz Röhrenmoos (Badesee) zu drehen. Ich kann mich noch gut dran erinnern... vor ca. 50 Jahren badete ich hier auch schon... das war so in meiner ersten Sturm- und Drangzeit...
Das Wohnmobil ist für ein paar Tage gepackt und da ich heute Geburtstag habe, will ich meine Schwägerin besuchen. In Isny lege ich einen Zwischenstop ein, um ein paar Campingsachen bei Berger zu besorgen. Diesen Stop nutze ich auch, um eine kleine Radtour im Isnyer Moor zu machen. Hier ist es meist flach - aber es gibt schöne Wege und es macht richtig Spaß durch die immerfeuchte Moorlandschaft zu radeln.
Nach der Rundfahrt steige ich wieder ins Wohnmobil und fahre weiter nach Eglofs. Dort angekommen, geht es nach der Begrüßungsprozedur in das Gasthaus Rose - eine sehr empfehlenswerte Dorfwirtschaft. Hier gibt
es immer eine Schüssel Kartoffelsalat gratis zum Essen hinzu, und der schmeckt wirklich ganz super. Ich esse Geschnetzeltes mit Spätzle, und am Liebsten hätte ich mich mitten reingelegt, so lecker war das. Wir saßen auf der Terrasse, dort eröffnet sich ein herrlicher Blick zu den Allgäuer Alpen.
Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Gestern abend spät hat meine Frau noch am Kabel des Fühlers wackelt... Und heute morgen um 6:00 Uhr - ich hatte mich schon auf den ersten Herzstillstand unter der kalten Dusche eingestellt - kommt wieder warmes Wasser - und um 7:00 Uhr ist es sogar schon heiß. Ich bin begeistert. Der Handwerker kann sich auch noch einmal im Bett umdrehen - werde ihm gleich absagen.
Auf der einen Seite bin ich ja froh, dass das Wasser mal kalt geblieben ist - es ist ja Sommer. Und zeigt es doch, dass das Leben immer interessant bleibt.
Sauber wie ich bin, werfe ich mich in meine Radklamotten. Eine große Runde ist angesagt - meine Freude über der heiße Wasser ist ja auch groß.
Auf der überaus flotten Abfahrt nach Gammelshausen sehe ich ein Eichkätzchen von links auf die Strasse hüpfen - mitten auf meiner
Fahrbahn bleibt es stehen - schaut mich an, als wollte es mich fressen... in der Zwischenzeit habe ich mein Tempo zwar reduziert, aber so schnell konnte ich dann doch nicht bremsen... Da macht A-Hörnchen plötzlich ne Wende und verschwindet da, wo es hergekommen war. Nur gut, dass mir kein LKW entgegen kam...
Morgen wollte ich eigentlich zu meinem Schwager nach Eglofs ins Allgäu fahren. Vorher noch ins Tannheimer Tal - dort sollte der Rasen mal wieder gemäht werden. Das Wohnmobil ist schon gepackt - zumindest fast... Irgend etwas vergesse ich ja immer. Aber wenn ich mir so das Wetter anschaue, dann kommen mir doch einige Zweifel. Es regnet wie aus Kübeln, richtige Weltuntergangsstimmung.
Bin mal gespannt, wie lange das noch so geht. Seit 2 Tagen gibt es im gesamten Haus kein Warmwasser mehr. Das ist verdammt hart - da ist das Duschen eine echte Herausforderung...
Die Temperatur des Warmwasserspeichers steht auf 60 Grad - und verharrt dort hartnäckig. Und wenn mal der Brenner anspringt, dann beendet er sofort wieder seinen Job, da ja das Wasser aufgeheizt ist - zumindest ist der Brenner dieser Meinung. Da kann ja nur ein Thermostat den Geist aufgegeben haben.
Der Handwerker ist informiert - er kommt gleich morgen früh...
Das Thermometer steigt... 14,1 Grad... 15,6... und das beim Frühstück - ich bin begeistert. Da mein Bike - wie berichtet - das Zeitliche gesegnet hat - hole ich mein Rennrad aus der Garage. In den Vorderreifen könnte noch etwas Luft - also rein damit. Ich ziehe mich um, steige aufs Rad... ja wie??? Vorne platt? Warum denn das? Also runter mit dem Mantel, Schlauch raus... Das letzte Mal hatte ich ja ein großes Loch direkt neben dem Ventil. Da ist heute keins - Gott sei Dank.
Aber direkt gegenüber vom Ventil - wieder nicht zu übersehen - ein grosses Loch im Schlauch. Ich lege das Flickzeug wieder weg und mache mich auf die Suche nach einem neuen Schlauch, den ich auch nach einiger Zeit im Schlafzimmer finde. Warum liegt der denn im Schlafzimmer - ich gelobe, etwas mehr Ordnung in meine Sachen zu bringen... aber seit ich Rentner bin, habe ich einfach zu wenig Zeit.
Ich fummle den Schlauch auf die Felge - oder besser gesagt - will fummeln - da entdecke ich, dass sich das Felgenband gedreht hat und das war dann schlussendlich der Grund für den Platzer. Am Montag also gleich ein neues Felgenband und zwei Rennradschläuche kaufen...
Ich drehe das Felgenband wieder in Normalposition, parallel versuche ich, mein Nervenkostüm wieder zu beruhigen. Beides klappt... langsam aber sicher... ich beginne wieder zu pumpen - die Luft bleibt im Reifen - und ich kann - zwar mit etwas Verspätung - meine Runde drehen.
Bein Bike ist tot - zumindest werde ich auf diesen instabilen Rahmen mein Hinterteil nicht mehr setzen. Vermutlich haben sich einige Carbonfasern in der Nähe des Tretlagers von ihren Nachbarn gelöst, so dass man von einer intensiven Verbindung nicht mehr sprechen kann. Bei Belastung verwindet sich der Rahmen derart, dass ich ihm die Freundschaft gekündigt habe.
Heute war ich bei meinem Bike-Händler. Ich war ja guter Hoffnung, dass mein neues Bike in der Zwischenzeit eingetroffen wäre. Leider hat sich diese Hoffnung nicht bestätigt. Naja, dann werde ich eben noch einige Tage mit meinem Rennrad vorlieb nehmen müssen. Ist ja gar nicht so schlecht, da ich am 27.08.2017 in Laichingen die Leinenwebertour mitfahren wollte - und das ist ja ne RTF - da bin ich mit dem Rennrad sicher besser unterwegs.
Heute ist Alissas erster Geburtstag - da ist Party angesagt. Es gibt ne prima Marzipantorte, Riesenlollies mit Kuchenteig, Getränke aller Arten - für mich ist auch was Schluckbares dabei.
Die Kinder spielen - nach einer gewissen "Auftauphase" - im Garten, die Mütter sind ins Gespräch vertieft, ein Auge bei der Gesprächspartnerin, das andere bei den Kindern.
Bin mal gespannt, wie Alissa diesen Trubel verkraftet. Vermutlich wird sie nachts im Traum doch noch einige Male an den Trubel des Tages erinnert werden.
Mein Radio in der Küche (momentan mein Arbeitsplatz) liefert gerade die Wetterdaten: Viele Wolken aber warm, jedoch mit Regenschauern in Südwesten... Ich bemühe noch das Regenradar - und in der Tat - da zieht erst mal ein schmales Regenband durch, dann wird es wesentlich heftiger - ab ca. 15 Uhr.
Ich nehme erst mal bekannte Wege - die knackigen Gosbachrunden mit meinem Sohn gestern sind nicht spurlos an mir vorüber gegangen - und lasse es langsam angehen. Da wo die Sonnenblumen zu sehen sind, hat mich ein Heudrescher mit Überbreite überredet, in den Acker zu fahren. War vermutlich für mich von Vorteil...
Von Donnstetten wollte ich eigentlich nach Feldstetten radeln. Irgendwie deute ich dann ein Radwegschild falsch, ich biege nach rechts ab obwohl ich hätte sollen geradeaus fahren sollen. 2 Versuche, doch noch einen Weg nach Feldstetten zu finden, enden an einer Schotterstrasse. Die wiederum würde meinen Rennradreifen nicht gut tun und ich finde endlich wieder einen Weg nach Zainingen. Das ist zwar jetzt nicht unbedingt die richtige Richtung, aber von dort aus nehme ich eben den 2. Anlauf nach Feldstetten.
Es funktioniert - muss mich zwar durch ein paar Regentropfen durchkämpfen - aber die tun ja bekanntlich nicht weh...
Momentan muss ja mein Rennrad herhalten - mein Bike liegt im Hospiz Nellingen. Keine Hoffnung auf Besserung - habe heute versucht ihm noch einige Kiegala einzuflößen, aber er schluckt nicht mehr...
Da mein Sohn zur Zeit auch in Nellingen weilt, und er auch ein flottes Cyclocross (das entsteht, wenn mal ein Rennrad mit einem Mountainbike kreuzt) sein Eigen nennt, verabreden wir uns in knapp einer Stunde am Albrand. Das heißt - ich starte, drücke auch "Start" auf meinem Aufzeichnungsgerät (man will ja hinterher wissen, wo man so rumgekurvt ist) und fahre los in Richtung Albtrauf. Dazu brauch ich ne halbe Stunde. Dann die Alb runter und über die Gosbachschleife wieder hoch - ca. 25 Minuten... so dass ich nach knapp einer Stunde wieder auf der Alb bin. Und genau da will mich mein Sohnemann dann treffen, um 3 weitere Gosbachrunden zu drehen.
Ich habe gerade den Aufstieg auf die Alb hinter mir da kommt mir schon mein Sohn entgegen - das hat ja prima geklappt. Wir treten noch 3 Runden - immer Alb runter und dann wieder hoch - und ich bin an der Grenze des Überfordertseins. Ich erkenne, dann man die Kräfte der Jugend nicht bis ins Alter mitnehmen kann... aber es macht mächtig Spaß.
Als wir gemeinsam zu Hause einlaufen, will ich auf meinem Routenaufzeichnungsgerät die "Stopp"-Taste drücken, was nicht geht, da ich wohl die "Start"-Taste doch nicht gedrückt hatte. Tja - manchmal klappt's eben nicht...
Mein Bike befindet sich echt in einem kritischen Zustand, der Rahmen ist so gut wie gebrochen. Und da ich nicht möchte, dass mein Rädchen unter mir zusammen bricht, werde ich heute mal mein Rennrad bewegen.
Ja - toll, der Vorderreifen ist platt. Ich hole die große Luftpumpe und pumpe - keine Reaktion. Die Luft, die rein geht, löst sich auch gleich wieder in Luft auf... Also ziehe ich den Schlauch von der Felge und sehe auf Anhieb ein stattliches Loch. Und was sehe ich noch: Das Felgenband hat sich teilweise von der Felge gelöst, so dass der Schlauch an der Felge scheuert. Ich verarzte die Felge, fummle einen neuen Schlauch rein, pumpe nun den Reifen auf und siehe da - die Luft bleibt da, wo sie sein soll - im Reifen.
Ich fühle mich stark wie ein Bär und beschließe, meine Rennradlieblingsrunde zu strampeln. Sie enthält vier
Anstiege, wobei der 2. Anstieg den ersten Gang verlangt - ich bin nahe am Absteigen... aber vor mir strampelt ein Reiseradler mit Gepäck, da will ich mir die Blöße nicht geben. Irgendwann habe ich ihn eingeholt... auf die Frage, wohin seine Reise geht, raunt er mir - sichtlich erschöpft - zu: Nach Lindau an den Bodensee. Mir liegt zwar so ein Kommentar wie: "Auweih, das schaffst du heute aber nicht mehr" auf den Lippen. Ich verkneife mir den blöden Spruch und wünsche ihm ne gute Fahrt.
Der 3. Aufstieg ist gut zu treten. Die Steigung ist gleichmäßig - nur eben lang - nach 400 Höhenmetern und 8 km ist das Gröbste vorbei. Ich freue mich schon auf den Liegestuhl zu Hause.
Mein Bike ist schwerkrank. Immer wenn ich am Berg mit Kraft ins rechte Pedal trete, dann verwindet sich der hintere Rahmen nach rechts - irgendwie seltsam. Ich hoffe, er hält noch einige Tage durch...
Also werde ich heute nicht so viele Berge fahren und ich nehme den Lechtalradweg, dann den Vilstalradweg - die sind meist topfeben.
In Nesselwang muss ich an einer Tankstelle 2 Eis einwerfen - irgendwie ist es heute sauheiß und ich muss mich abkühlen, zumindest innerlich. Nach dieser leckeren Erfrischung nehme ich den Weg nach Wertach.
Unterwegs entdecke ich den Landgasthof "Zum Alten Reichenbach". Der Biergarten sticht mir gleich ins Auge. Ich gebe meine Bestellung auf - und - das ist mir noch nie passiert, drückt mir die Bedienung einen Würfelbecher in die Hand und muntert mich zum Würfeln auf: Wenn ich 3 Sechsen würfle, dann gibts das Essen umsonst.
Natürlich lässt sich nur ein Sechser blicken - also werde ich mein Futter eben bezahlen. Wenn du mal in der Nähe bist - der Landgasthof ist durchaus empfehlenswert. Auch ist ein Kinderspielplatz unterhalb des Biergartens... so sind sowohl die Kleinen als auch die Grossen gut aufgehoben. Über Unterjoch trete ich wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Der Sommer ist nun so richtig angekommen und ich muss sagen, gestern war es mir einfach zu heiß, um zu biken. Ich habs auf heute verschoben. Nachdem ich meine Küchenarbeit hinter mich gebracht habe, packe ich meine Sachen und fahre ins Tannheimer Tal. Bereits letze Woche wollte ich auf die Burg Falkenstein... habe dann irgendwie den richtigen Weg nicht gefunden - vielleicht hatte ich auch nur nicht den notwendigen Kampfgeist - und heute will ich das mal angehen.
An meinem Wohnwagen angekommen, versorge ich nur noch schnell ein paar Sachen. Ich ziehe meine Radklamotten an - habe mir gestern noch ne neue Radhose gekauft, da sich das Innenleben (Sitzpolster) meiner alten irgendwie in seine Bestandteile auflöste.
Ich bin ja schon einige Male das Vilstal hoch gefahren - heute fahre ich es mal umgekehrter Richtung. Nach einer kleinen Steigung bei der Kläranlage in Tannheim geht es eigentlich nur noch bergab. Wenn mit jemand die Pedale klauen würde - momentan komme ich ohne sie aus.
Ich lasse es an der Kalbelealb vorbei rollen und dann immer der Vils entlang. Und noch ein Erfolgserlebnis kann ich verbuchen: Kein einziges E-Bike überholt mich. Zufrieden erreiche ich Pfronten.
Nach einer kleinen Orientierungspause, finde ich den Anstieg zur Burg Falkenstein. Es ist ein schmales Teersträßchen, dann geht es auf einen Schotterweg. Kurze Zeit später könnte ich einen steileren Wanderweg nehmen oder wieder aufs Teersträßchen fahren. Ich nehme den Teer und wie sich dann später herausstellen sollte, war das die einzig richtige Entscheidung.
Nach einiger Zeit kommt eine Ampel (rot). Darunter der Hinweis, dass zu jeder vollen Stunde erst mal für 15 Minuten die Bergabfahrer die Strasse benutzen dürfen - der Rest der Stunde (also von Stunde:15 - Stunde:59) sind die Bergauffahrer dran. Ich interpretiere meine Uhr: 14:59 - und ich bin Bergauffahrer und übrigens bin ich nur ein Radler und kein Auto. Notfalls kann ich mich immer noch an die Wegkante drücken, wenn ein Auto entgegen kommen sollte. Die Burg ist immerhin Deutschland höchste Burganlage auf 1250 m - erbaut natürlich auf Geheiß eines Tirolers im Jahre 1280.
Nassgeschwitzt komme ich oben an - die Bedienung ist gerade auf ihren Rundgang und ich bestelle - noch halb auf meinem Bike sitzend - ein Radler.
Von der Burg führt ein steiler Wanderpfad nach unten zur Mariengrotte, die der in Lourdes wohl nicht nachsteht - das meint zumindest eine Frau, die gerade den steilen Anstieg von der Grotte (mit einigen Pausen) hinter sich gebracht hat.
Ich mach ein paar Fotos - besteige mein Bike und rolle erst mal das bekannte Teersträsschen talwärts. Als ich einen Abzweig in einen steilen Schotterweg sehe, nehme ich diesen. Ich bin begeistert - endlich klappert mein Rädchen wieder und die Dämpfer haben alle Hände voll zu tun...
...wären da nicht diese tiefen Querrillen... die nerven echt... aber irgendwann bin ich unten... Nun noch durch ein paar Zaungatter - und schon bin ich wieder auf einem schönen Radweg Richtung Pfronten.
Ich nehme dann das bekannte Achtal und ein Stunde später bin ich wieder auf dem Campingplatz.
Es ist Sonntag und der Himmel ist blau. Genau richtig, um einen Ausflug nach Ennabeuren aufs Dorffest zu machen. Durch das kleine Lautertal geht es erst mal in Richtung Blaubeuren. Eine Baustelle zwingt mich, das Lautertal bereits bei Treffensbuch wieder zu verlassen. Über Wennenden und Heroldstatt geht es nach Ennabeuren, wo Schnitzel mit Pommes angepriesen werden. Da kann ich natürlich nicht widerstehen.
Als dunkle Wolken aufziehen, geht es wieder zurück. Allerdings fallen bereits nach einem Kilometer die ersten Regentropfenund erste Blitze zucken durch die
Luft - gefolgt von mächtigem Donnergrollen. Eine Unterführung bietet für ne halbe Stunde den notwendigen Schutz, bevor es wieder etwas heller wird und der Regen aufhört.
Heute habe ich mir viel vorgenommen: Ich will auf die auf die Falkenburg - über Lohmoos. Ich starte gut gelaunt nach dem Frühstück in Richtung Lohmoos. Da ist erst mal die Beinmuskulatur gefordert. Es geht auf fast ca. 1.500 m hoch. Ich bin fast oben, da kommt von links eine kleine Herde Jungbullen aus dem Wald angetrabt. Ok, die gehen über den Weg und suchen sich ihr Futter auf der anderen Seite des Weges. Weit gefehlt - kurz vor mir stehen die in die Bremse und blockieren meine Strecke. Ich komme ebenfalls zum Stillstand... Ich blicke in die großen Augen eines aufmüpfigen Jungbullens, der keinerlei Anstalten macht, den Weg für mich frei zu geben. Hinter ihm stehen wohl seine Freunde, die mich ebenfalls kritisch mustern.
Als sich der Aufmüpfige in Richtung meines Körpers in Bewegung setzt und mich immer noch mit seinen Augen fixiert, wende ich mein Bike und mache einen Abgang. Wesentlich schneller als ich hochgefahren bin, finde ich mich wieder unten im Tal.
Ich vergesse mein heutiges Ziel und nehme den Gaichtpass ins Lecchtal. Super - ich wollte ja schon lange mal den Frauensee besuchen - und genau das ist mein neues Ziel.
Ich nehme das erste Wanderschild zum Frauensee und werde bitter enttäuscht - der Weg ist echt nicht fahrbar. Der zweite Weg - es ist ein schottriger Karrenweg - gefällt mir schon besser.
Einige Schweißtropfen später bin ich am Frauensee. Er liegt idyllisch umrahmt in der Reuttener Bergwelt.
Die letzten Tage hat es ja wirklich nur geregnet. Und zuvor hatten wir ne Hitze, so dass ich fast aus den Laatschen gekippt bin. Gestern bin ich mal ins Tannheimer Tal geflüchtet, da dieses ja immer als "sonniges (oder sonnigstes) Hochtal Europas" betitelt wird.
Ich wurde jedoch hart enttäuscht, die Regentropfen haben die ganze Nacht auf mein Wohnwagendach geklopft. Erst heute nachmittag versiegte die Quelle am Himmel und es taten sich erste Wolkenlücken auf. Sofort machte ich mein Bike startklar - ich wollte mir noch zumindest ein wenig die Beinchen vertrappen.
Die kleinen Teersträsschen waren ja weitgehend wieder abgetrocknet - nicht so aber die Feldwege an den Nordhängen. Da lief noch kräftig das Wasser - und wenn du da mit dem Bike durch diese überfluteten Wege fährst, dann wird dieses durch die Rotation des Hinterrades hochgeschleudert und landet an deiner Backside. So ne Radhose ist zwar gut gepolstert - jedoch dem Wasser hält sie nicht allzulange stand - und so fühle ich mich nach einiger Zeit, als würde ich in einer Wasserlache sitzen... unangenehm, da es ja nur 14 Grad warm ist.
Ich trete langsam... denn je schneller, desto spritz...
Und ich will heute Abend nicht mehr Rad putzen, Schuhe putzen, Rucksack putzen... Ok, unter die Dusche werde ich noch stehen. Und ausserdem habe ich ja mein Hähnchen - das ist ein Schuhtrockner, der die Form eines Hähnchens hat, wobei man die Schenkel nach unten klappen und in die nassen Schuhe stecken kann. Ein warmer Luftstrom (durch die Schenkel) trocknet dann die Schuhe - funtkioniert echt gut.
Meine Nichte Julia hat ein nagelneues Bike erstanden und wir haben uns auf heute verabredet, um genau dieses zu testen. Wir starten in Sommers und verschwinden nach 4 Kilometern des Einrollens erreichen wir den Vogter Wald (eigentlich ist es ja der Altdorfer Wald, aber es ist eben der Teil, der an Vogt grenzt).
Von hier aus geht es am Waldrand entlang über Bierenstil bis auf die Süh. Der Ausblick in ist echt gigantisch: Auf der einen Seite kann man locker den markanten Hochvogel, Rindalphorn und Schwarzer
Grat ausmachen - auf der anderen Seite schweift der Blick über Bergatreute bis zum Kloster Reute bei Bad Waldsee. Ich bin sehr angenehm überrascht, meine Mitradlerin Julia meistert den single Trail von der Süh furcht- und problemlos.
Unterhalb vom Wolfegger Schloss stehen wir plötzlich vor einem Zaun mit verschlossenem Tor. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder etwas zurück zu fahren und den nächsten Abzweig zu suchen. Der lässt nicht lange auf sich warten. Über Altann geht es mit einem weiten Linksschwenk über Weissenbronnen zurück nach Vogt bzw. Sommers.
...Und ein großes Lob geht an meine Nichte, die ihre erste Mountainbike-Tour großartig gemeistert hat...
Die Sonne scheint durch die Dachluke in mein Bett und küsst mich in die Wirklichkeit zurück. Schon beim gibt Aufstehen sprühe ich nur so vor Kraft und Tatendrang. Es verspricht also ein herrlicher Tag zu werden. Und so beschließe ich, heute mal wieder eine längere Tour zu treten. Zum Frühstück gibts ne extra Portion Müsli...
Für meine Kette gibts ne extra Portion Schmierstoff - sie soll ja auch nicht gerade Hunger leiden. Frisch gestärkt werfe ich mich auf mein Bike und pedalliere am Haldensee vorbei. Von Touristen sehe ich heute - Gott sei Dank - noch nicht viel.
Als ich zum alten Gaichtpass abzweigen will, versperrt mir ein nicht zu übersehendes Schild den Weg: Aufgrund der massiven Regenfälle in den vergangenen Tagen, besteht akute Steinschlaggefahr... Ich beschließe, die ausgebaute Teerstraße zu benutzen, um ins Lechtal zu gelangen. Von dort aus nehme ich den Lechtalradweg, vorbei an Höfen und Lechaschau. Mit etwas Wehmut denke ich daran, dass ich vor ca. 55 Jahren nur einen Katzensprung von hier entfernt meine Kindheit verbrachte.
Reutte lasse ich rechts liegen und richte meinen Lenker in Richtung Vils. Gleich nach den letzten Häusern weist mich ein Schild zum Vilstalradweg. Ich folge diesem und fahre die nächsten 20 km - meist bergauf - der Vils entlang.
Am Kalbelehof führt mich mein Durst direkt auf die Gartenterrasse. Die Wirtin versorgt mich gut und gerne - ich bezahle ja auch gleich... Neben mir sitzt ein Pärchen - Wanderer. Er will unbedingt nach Rehbach und erklärt seiner Flamme, dass es bis nach Rehbach nur 800 m seien, Luftlinie. Sie will jedoch keinen Schritt mehr in diese Richtung gehen - sie macht auch wirklich den Eindruck, als wäre sie am Ende.
Ich nehme wieder Kontakt zu meinem Sattel auf... und schon wenige Minuten später überhole ich das Pärchen... er hat wohl gewonnen... sie trottet mit geschwollenen Zornesadern wortlos hinterher. Schon bald habe ich die letzten Höhenmeter hinter mir und ich rolle durch die (offene) Schranke vor dem Campingplatz.
Beim Frühstück kommt mir der Gedanke, mal eine total stressfreie Runde zu treten. Erst geht es zum Höfer See, der sehr idyllisch im Wald liegt und von Autowanderern nicht angefahren werden kann (sondern nur von Radlern und Wanderern). Ich fahre dann nach Tannheim und komme an der Lourdeskapelle vorbei. Jährlich gibt es im Juli eine Prozession als Dank, dass das Tannheimer Tal im 2.Weltkrieg vor Luftangriffen weitgehend verschont blieb.
Am Vilsalpsee genehmige ich mir ein Radler. Hier sind - wie eigentlich immer - viele Wanderer unterwegs. Da sich das Wetter in der Zwischenzeit durchaus gemacht hat, mach ich noch ne Runde um den Haldensee. Das Hotel Via Salina wurde neu renoviert - also bleib ich auf nen Kaffee - und werde bitter enttäuscht. Es dauert bis die Bedienung kommt, es dauert bis die Bedienung den Kaffee bringt und der ist bereits wieder verdunstet, bis der Kuchen auftaucht, und es dauert wieder, bis ich mein Geld (das den Wert des Erhaltenen weit übersteigt) los werde. Also wer den ganzen Nachmittag auf irgendein Ereignis warten will, kann da gerne hingehen.
Nach dem Bezahlvorgang besteige ich wieder mein Rad und mache mich auf in Richtung Campingplatz.
Ob ich es heute wohl bis Wien schaffe? Es sind noch ca. 120 km und mein Kampfgeist ist nahe Null - aber noch ist erst mal ein anständiges Frühstück angesagt.
Die Luft ist frisch und es rollt gut - noch geht es ja ganz leicht bergab bis zu Wiener Neustadt. Genau da meldet sich schon wieder der Hunger - saublöd - denn ich fahre nur durch Wohngegenden und kann keine Kneipe ausmachen. Zudem verfahre ich mich noch... Endlich finde ich in einem Industriegebiet einen kleinen Imbiss. Es gibt Kartoffeln mit Ei und 2 Cola.
Frisch gestärkt geht es dann am Wiener Neustädter Kanal entlang - der zieht sich endlos... In der Zwischenzeit hat auch der Wind - natürlich Gegenwind - aufgefrischt. Ich stoße auf eine Gruppe österreichischer Soldaten, die sich wohl auf einer Übung befinden. Mein Körper wird wenigstens durch den Fahrtwind etwas abgekühlt, die Jungs jedoch schmoren in ihren dicken Kampfanzügen vermutlich wie Rindsrouladen in der Pfanne.
Je weiter ich nach Wien komme, desto dunkler werden die Wolken über der Stadt. Weitgehend unbehelligt vom Verkehr geht es in Richtung Hauptbahnhof. Die letzten Kilometer lege ich auf einem gut ausgebauten Radweg zurück. Im Hotel Azimut - nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt - finde ich meine heutige Ruhestätte.
Nach einer ausgedehnten Dusche, fülle ich meinen Kohlehydratspeicher wieder mit Spaghetti auf. Ein Absacker im Hotel gibt mir die nötige Bettschwere und befördert mich ins Dunkel der Nacht.
Ich stehe extra ne halbe Stunde früher auf da heute eine echt harte Etappe auf dem Programm steht. Das Frühstück schließe ich mit 3 Erdbeeren ab - die schmecken prima. In der Fußgängerzone von Hartberg - der Name kommt nicht von ungefähr - die Stadt liegt hart am Berg, hole ich mir noch eine belegte Semmel. Da ich mich noch auf dem Bahnhof erkundigen wollte, ob ich von Wien aus einen Zug mit einem freien Radplatz buchen kann, radle ich noch schnell auf den Bahnhof. Allerdings vergaß ich, dass - wie überall - gespart wird und kein menschliches Wesen mehr auf den meisten Bahnhöfen anzutreffen ist. Also - hier werde ich nicht erfahren, ob ich einen Platz für mein Fahrrad ergattern kann.
Also suche ich wieder ein Schild "R12" - das mich in Richtung Wien bringt. Die dunklen Gewitterwolken verheißen nichts Gutes... prompt regnet es auch schon. Nach etwa 5 km im Regen zeigt sich wieder über mir der Himmel in blau. Schnell die Regenklamotten wieder vom Körper gerissen... Diese Regenklamotten sind zwar ganz gut - man wird von außen nicht nass. Der Nachteil ist, dass bei körperlicher Anstrengung - also wenn sich Schweiß auf der Haut bildet - dieser nicht mehr verdunstet. Das Ergebnis ist, dass die Klamotten auch innen so langsam aber sicher feucht werden... und das fühlt sich auch nicht so prickelnd an.
Punkt 12 Uhr bin ich in Friedberg (...berg, das liegt nicht unten im Tal...) und es gibt in einer Fleischhauerei mit Wirtschaft ne schmackhafte Suppe. Ich sitze direkt am "Hauptplatz" wie das hier so heißt und da gibt es einiges zu sehen - interessanter sind jedoch die Gespräche der einheimischen Frauen.
Über Mönichkirchen hängen dichte Regenwolken - und der Ort ist wie ausgestorben. Naja, es ist ja auch ein Wintersportort. Mitten im Ort erinnert ein Grenzhäuschen an die Sowjets - Gott sei Dank war die Schranke offen...
Es bleibt mir also gar nichts anderes übrig als diesen tristen Ort zu verlassen. In einer rasanten Abfahrt (9 km lang) geht es auf der Bundesstraße nach unten. In Aspang-Markt finde ich wieder den Radweg in Richtung Wien. Da der nächste grössere Ort jedoch noch ca. 30 km entfernt liegt, mache ich mich auf die Suche nach einem Bett mit Dusche. Ich finde das Gewünschte am Ortsende. Der Wirt hat gerade noch ein Zimmer frei, das ich sofort in Beschlag nehme. Den ausliegenden Prospekten entnehme ich, dass ich mich nun in der "Buckligen Welt" befinde. Und wenn ich so um mich in die Landschaft schaue, dann kann ich das nachvollziehen...
Und wieder scheint am hellen Morgen schon die Sonne. Ich verlasse Fürstenfeld - die grobe Richtung ist immer noch Nord - Wien. Bad Blumau mit seiner bekannten Hunterwasser-Therme erreiche ich noch am Vormittag. In der Haupstrasse sind Tische und Bänke aufgebaut. Ich steige vom Rad ab und frage einen Einheimischen nach dem Grund des Festes.
Er erzählt mir, dass Bad Blumau heute einen Versuch startet, ins Guinnessbuch der Rekorde zu kommen: Die längste Wellness-Frühstückstafel der Steiermark. Und sie haben es geschafft. Die Tafel war 215 Meter lang, und es gab nur regionale Produkte - leider war ich etwas zu spät - das Frühstück war schon vorbei...
Nebenbei erzählte mir mein Einheimischer, dass er früher auch viel mit dem Rad unterwegs war: Durch ganz Amerika und durchs Baltikum sei er geradelt, nur momentan hätte er 10 kg zuviel auf den Rippen...
Schade, dass ich die Zeit nicht habe, in der Therme einige Wellness-Stunden einzulegen. Die Außenanlagen und die Gebäude sind ein Genuss für Augen und Seele. Ich schwinge mich wieder in den Sattel und nehme die nächsten Kilometer in Angriff. In St. Magdalenen (immer wenn ein "St." vor dem Ortnamen steht, befindet sich der Ort auf einem Hügel...) tröpfelt es leicht und ich finde im Magdalenastüberl Unterschlupf.
Ich weiß zwar nicht, warum ich das verdient habe, höre trotzdem beim Bier aufmerksam zu. Die Wirtsleute sind sehr freundlich und auch das Essen schmeckt sehr lecker.
Nachmittags - in der Zwischenzeit scheint wieder die Sonne - erreiche ich Hartberg. Schnell nach einem Zimmer geschaut und ab in den Biergarten. Ich finde es schön, dass bei meiner Ankunft die Jugend-Musikkapelle des Dorfes aufspielt.
Das Gelände ist wieder wie die Tage davor...
Mal bringe ich meinen Körper einen sanften Anstieg hoch, mal kommt ne langgezogene Abfahrt, wobei der Fahrtwind dann wieder den hart erkauften Schweiß in meinem Gesicht trocken bläst - das tut gut.
Mal ist in der Ferne ein Kirchlein auf einer Anhöhe auszumachen... und ich denke: da geht es doch jetzt bestimmt nicht hoch... Aber meist täusche ich mich und es kommt wie es kommen muss...
Den Vogel schießt das Dörfchen "Sankt Anna am Aigen" ab. Der Weg zur Kirche ist so steil, dass ich absteigen muss. Das Schieben des Rades ist unterdes nicht einfacher: Ich drücke das Rad mit aller Kraft vielleicht einen halben Meter vom Körper weg (nach oben), ziehe beide Bremsen an und ziehe mich dann am Rad weiter nach oben - dann wieder Bremse lösen, Rad einen halben Meter nach oben drücken, Bremsen anziehen und den Körper wieder ans Rad ran ziehen... Völlig fertig komme ich oben an der Kirche an. Es gibt einen schönen Vorplatz, auf dem gerade die 300 Jahrfeier der Kirche vorbereitet wird. Ein Blumenschmuckaufsteller fragt, wie es mir hier gefällt. "Naja, den Aufstieg hierher will ich mal nicht beschreiben - aber das Fest hier wird sicher super schön." Ich erfahre, dass jedes Jahr zur gleichen Zeit ein Weinfest stattfindet, es beginnt jedoch erst nachmittags...
So langsam erhole ich mich wieder und es geht wieder weiter. An einem kleinen Fluss mache ich Rast - weit und breit kein Dorf auszumachen - also gibt es Müsliriegel und Wasser.
Gegen 16 Uhr erreiche ich Fürstenfeld. Unterkunft finde ich in einem JUFA-Sporthotel. Ich stehe an der Anmeldung und eine nette Blondine kümmert sich um mich - plötzlich geht hinter mir die Türe auf und ein kompletter Bus mit Jugendlichen strömt zu Rezeption. Die Mädels und Jungs hatten sicherlich eine weite Busfahrt hinter sich, in dem reichlich dem Alkohol zugesprochen wurde. Manche konnten sich fast nicht mehr auf den Beinen halten und rempelten mich (sicherlich unabsichtlich) an, worauf sich sich immer wieder anständig entschuldigten und versuchten, ihre unkontrollierten Ausfallschritte wieder unter Kontrolle zu bringen.
Auf einer Terrasse einer Brauereiwirtschaft stille ich Hunger und Durst. Gegen 22 Uhr lasse ich mich satt und matt in mein Bett fallen.